Journalisten anschreiben – klingt einfach, aber wie macht man es am besten? Wenn Sie wirklich Gehör finden wollen, sollten Sie Zeit und Mühe in die Vorbereitung des Anschreibens stecken, bevor Sie eine E-Mail verschicken. Sie müssen den richtigen Ansprechpartner finden, die Relevanz Ihres Themas klar darlegen und zeigen, dass Sie die Arbeitsweise der Redaktionen verstehen. Dieser Artikel verrät Ihnen, wie Sie Medienvertreter ansprechen und ihnen einen echten redaktionellen Mehrwert bieten, damit Ihre Botschaft nicht in der Masse untergeht.
Journalisten richtig anschreiben – so finden Sie Gehör

Wenn Sie mit Ihrer Botschaft gezielt bestimmte Medien – sei es lokale Zeitungen oder Fachmagazine – erreichen wollen, führt in der Regel kein Weg daran vorbei, ausgewählte Journalisten direkt anzuschreiben.
Doch wie vermeidet man, dass Ihre Nachrichten unbeachtet im Posteingang untergehen oder sogar direkt gelöscht werden? Warum wird eine E-Mail ignoriert, während eine andere zu einem ausführlichen Artikel führt?
Die Antwort liegt selten im Zufall. Viel häufiger entscheiden journalistische Mechanismen und handwerkliche Feinheiten darüber, ob ein Thema Beachtung findet oder nicht. Wer diese Mechanismen versteht, erhöht seine Chancen auf Gehör.
Fakt ist: Die meisten Journalisten bekommen täglich Dutzende, manchmal Hunderte von Anfragen. Sie sind gezwungen, in Sekunden zu entscheiden, ob sie weiterlesen oder löschen. Genau in diesen Sekunden müssen Sie überzeugen. Nicht mit Superlativen, sondern mit journalistischem Denken und dem Respekt für die Arbeit der Redaktion. Doch wie gelingt das konkret?
Der richtigen Adressaten für Ihr Anschreiben finden
Ein guter erster Schritt ist eine gezielte Themenrecherche in den Medien, die für Sie relevant sind.
Lesen Sie aktuelle Artikel zu ähnlichen Inhalten und notieren Sie, wer sie verfasst hat – diese Autoren sind meist auch künftig für solche Themen zuständig.
Viele Redaktionen führen außerdem Ressortverzeichnisse oder Redaktionspläne, in denen Ansprechpartner mit Kontaktdaten aufgeführt sind. Auch ein Blick ins Impressum einer Zeitung, eines Magazins oder Onlineportals hilft: Dort finden Sie Ressortleiter, Fachredakteure oder Themenverantwortliche. Basierend darauf können Sie einen eigenen Presseverteiler aufbauen.
Und nicht zuletzt lohnt sich ein Blick auf LinkedIn oder X (ehemals Twitter): Viele Journalisten geben dort an, für welche Themen sie zuständig sind und wie sie kontaktiert werden möchten.
Ergänzend können Sie auch kommerzielle Presseverteiler und Journalistendatenbanken nutzen, um gezielt nach Ressorts und Zuständigkeiten zu filtern.
Bevor Sie einen Journalisten anschreiben, denken Sie wie ein Journalist
Bevor Sie einen Journalisten anschreiben, sollten Sie sich eine zentrale Frage stellen: Warum sollte dieses Thema für die Leser eines Mediums relevant sein?
Diese Denkweise ist der Schlüssel. Journalisten arbeiten nicht für Sie, sondern für ihr Publikum. Ihre Aufgabe ist es, Informationen zu filtern, einzuordnen und aufzubereiten. Nur wenn Ihr Thema in dieses Raster passt, hat es eine Chance auf Veröffentlichung.
Relevanz ist dabei kein vages Schlagwort, sondern eine harte journalistische Währung. Ein Produktlaunch allein ist selten interessant – es sei denn, er ist Teil eines größeren Trends, löst ein aktuelles Problem oder betrifft viele Menschen. Ein Firmenjubiläum mag für Sie bedeutend sein, für Außenstehende aber kaum. Wenn Sie das wissen, können Sie Ihre Geschichte so zuspitzen, dass sie Nachrichtenwert bekommt.
Nachrichtenwert beschreibt, wie relevant oder interessant ein Ereignis für die Berichterstattung ist. Er entscheidet maßgeblich darüber, ob Journalisten ein Thema aufgreifen. Grundlage dafür sind sogenannte Nachrichtenfaktoren, also Kriterien, nach denen Redaktionen Inhalte bewerten. Dazu zählen etwa Aktualität, Nähe, Prominenz, Konflikt, Dramatik, Überraschung oder gesellschaftliche Tragweite. Je mehr dieser Faktoren ein Ereignis erfüllt, desto höher sein Nachrichtenwert und desto wahrscheinlicher ist es, dass es in den Medien erscheint.
Wo liegt der Konflikt, die Überraschung, die gesellschaftliche Bedeutung Ihrer Nachricht? Je klarer Sie das benennen, desto eher wecken Sie Interesse.
Gezielt und persönlich
Je gezielter und persönlicher Sie Journalisten ansprechen, desto größer sind Ihre Chancen, Gehör zu finden. Es lohnt sich, die passenden Ansprechpartner sorgfältig zu recherchieren. Journalisten merken sofort, wenn sich jemand mit ihrem Medium und ihren Themen beschäftigt hat und genau das schafft Vertrauen.
Recherchieren Sie, wer bereits über ähnliche Inhalte berichtet hat, und erklären Sie in Ihrer Mail, warum Ihr Thema gerade für diesen Journalisten interessant ist. Diese individuelle Ansprache wirkt nicht aufdringlich, sondern professionell und respektvoll. Sie zeigen damit, dass Sie ihre Arbeit ernst nehmen und ihnen relevante Inhalte liefern wollen. Das unterscheidet wirkungsvolle PR von beliebigen Massenmails.
Klar, präzise, lesbar
Wenn Ihre E-Mail geöffnet wird, entscheidet die Form über die nächsten Sekunden. Schreiben Sie klar und schnörkellos. Lange Einleitungen, verschachtelte Sätze oder Marketingsprache sind Gift. Journalisten wollen Informationen, keine Werbeslogans.
Beginnen Sie mit dem Kern der Nachricht: Wer? Was? Wann? Wo? Warum ist das wichtig? Beantworten Sie diese Fragen gleich zu Beginn, bevor Sie ins Detail gehen. Vermeiden Sie Superlative wie „revolutionär“ oder „bahnbrechend“ – sie wecken eher Skepsis als Neugier.
Nutzen Sie kurze Absätze, klare Aussagen und aktive Formulierungen. Das macht Ihre Botschaft leichter erfassbar. Viele Journalisten entscheiden binnen weniger Sekunden, ob sie weiterlesen. Machen Sie ihnen diese Entscheidung leicht.
Relevanz schaffen durch Anknüpfung

Fragen Sie sich: Gibt es gerade politische Entwicklungen, Studien oder Diskussionen, in die Ihre Botschaft passt? Lässt sich Ihr Thema mit einem aktuellen Ereignis verknüpfen? Solche Anlässe schaffen Aktualität – und Aktualität ist eine der wichtigsten Nachrichtenfaktoren.
Auch Zahlen und Daten können helfen. Journalisten lieben belastbare Fakten, die sie in ihre Berichterstattung einbauen können. Wenn Sie Zahlen liefern, erhöhen Sie den Nutzwert Ihres Themas und machen es für Redaktionen interessanter.
Timing des Anschreibens und Taktgefühl
Auch das beste Thema verpufft, wenn es zum falschen Zeitpunkt kommt. Redaktionen planen oft Tage oder Wochen im Voraus. Kurzfristige E-Mails passen selten in ihre Abläufe. Wenn Sie Journalisten anschreiben, tun Sie es rechtzeitig und berücksichtigen Sie die Deadlines der Medien.
Planen Sie langfristige Themen frühzeitig ein, aktuelle Nachrichten dagegen möglichst sofort. Wenn Sie wissen, dass ein Journalist montags seine Themen plant, schicken Sie Ihre Mail am Freitag, nicht am Dienstag. Solche Details zeigen, dass Sie die Arbeitsweise der Redaktion respektieren. Das erhöht Ihre Chancen erheblich.
Struktur schlägt Kreativität
Ein gutes journalistisches Anschreiben braucht keine literarische Brillanz, sondern Struktur. Denken Sie wie ein Redakteur: Zuerst die wichtigste Information, dann die Details. So ermöglichen Sie dem Journalisten, Ihr Thema schnell einzuordnen.
Eine klare Struktur könnte so aussehen: Betreffzeile mit dem Kern des Themas, erster Absatz mit der Nachricht in einem Satz, zweiter Absatz mit kurzer Einordnung und Hintergrund, dritter Absatz mit Kontaktdaten und Material. Mehr braucht es oft nicht. Was Journalisten nicht brauchen, ist ein langer Werbetext mit vielen Adjektiven, aber wenig Inhalt.
Ehrlichkeit überzeugt auch Journalisten
Manche glauben, man müsse die eigene Geschichte nur groß genug darstellen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch Journalisten merken, wenn etwas übertrieben ist. Überhöhungen, Superlative oder beschönigte Fakten zerstören Vertrauen.
Seien Sie ehrlich. Sagen Sie, was ist, nicht was Sie gerne hätten. Wenn es Schwachstellen gibt, verschweigen Sie sie nicht, sondern liefern Sie Fakten, die sie einordnen. Journalisten schätzen Transparenz und sie erinnern sich an Absender, die verlässlich sind. Wer einmal durch überzogene Versprechen auffällt, wird selten ein zweites Mal ernst genommen.
Denken Sie an den Menschen hinter dem Postfach
Bei aller Strategie sollten Sie eines nicht vergessen: Journalisten sind Menschen. Sie arbeiten unter hohem Zeitdruck, jonglieren mit mehreren Themen gleichzeitig und müssen ständig Entscheidungen treffen. Wenn Sie sie anschreiben, betreten Sie diesen Alltag.
Freundlichkeit, Klarheit und Respekt wirken mehr als jede rhetorische Kunst. Bedanken Sie sich für die Zeit, die jemand investiert. Bieten Sie an, Rückfragen schnell zu beantworten. Solche Gesten sind klein, aber sie bleiben im Gedächtnis und schaffen Beziehungen, die über eine einzelne Meldung hinausgehen.
Langfristige Beziehungen statt einmaliges Anschreiben
Ein einzelnes Anschreiben ist selten genug, um dauerhaft in den Medien präsent zu sein. Erfolgreiche PR basiert auf Beziehungen. Das bedeutet nicht, Journalisten zu umgarnen, sondern ihnen kontinuierlich nützliche Inhalte zu liefern.
Wenn Sie regelmäßig relevante Informationen schicken, sich an Absprachen halten und auf Rückfragen reagieren, entwickeln Sie Glaubwürdigkeit. Mit der Zeit werden Journalisten Sie als verlässliche Quelle wahrnehmen und Ihre Mails mit anderen Augen lesen.
Langfristige Kontakte sparen auf Dauer sogar Arbeit: Sie müssen weniger Überzeugungsarbeit leisten, weil Vertrauen bereits vorhanden ist.
Studien und Umfragen: Was sagen die Journalisten selbst?
Laut aktuellen Umfragen und Studien, wie Medien-Trendmonitor von news aktuell und Cision State of the Media Report 2025, wünschen sich Journalisten vor allem kompakte, klar strukturierte und individuell zugeschnittene E-Mails. Unpersönliche Massenmails oder Social-Media-Nachrichten haben kaum Aussicht auf Beachtung, Telefonanrufe gelten als störend. Der Kern der Nachricht – wer etwas mitteilt, was neu ist und warum es relevant ist – sollte sofort erkennbar sein, ohne lange Einleitungen oder Werbesprache.
Entscheidend ist außerdem der journalistische Nutzwert: Inhalte müssen zum Ressort und zur Zielgruppe passen und möglichst mit Zahlen, Fakten oder Zitaten belegt sein. Besonders gefragt sind begleitende Materialien: 75 % wünschen Hintergrundinfos oder Fact Sheets, 67 % Bilder, 46 % Studien oder Whitepaper und 44 % Infografiken. 85 % nutzen Pressemitteilungen regelmäßig zur Recherche, 76 % bevorzugen dafür Download-Links direkt in der Mail.
Auch beim Timing zählt Rücksicht auf redaktionelle Abläufe: Print- und Magazinredaktionen brauchen lange Vorläufe, Online-Redaktionen reagieren kurzfristiger. E-Mails sollten möglichst vormittags versendet werden. Ein einmaliges Follow-up ist in Ordnung, mehrfache Nachfragen wirken dagegen schnell aufdringlich. Wer diese Grundsätze beachtet, erhöht die Chance deutlich, dass sein Thema wahrgenommen wird.
Anschreiben an Journalisten: Vorlage
Ein Anschreiben an Journalisten folgt zwar idealerweise einer klaren Grundstruktur, dennoch gibt es keine starre Standard-Vorlage, die immer passt.
Je nachdem, ob Sie z. B. eine neue Studie vorstellen, ein Interview anbieten oder auf ein gesellschaftliches Thema aufmerksam machen wollen, muss der Ton und die inhaltliche Tiefe unterschiedlich ausfallen. Bei einem Fachmagazin können präzise Zahlen und technische Details wichtig sein, bei einer Regionalzeitung eher der lokale Bezug und eine prägnante Geschichte. Auch der Umfang kann variieren: Manche Themen lassen sich in wenigen Sätzen erklären, andere benötigen etwas mehr Kontext.
Ein gutes Anschreiben an Journalisten ist knapp, klar strukturiert und journalistisch gedacht – also so aufgebaut, dass der Empfänger in Sekunden erfassen kann, worum es geht und warum es für sein Publikum relevant ist.
Dieser Aufbau hilft Ihnen, Informationen logisch und kompakt zu präsentieren, ersetzt aber nicht das individuelle Eingehen auf Medium, Thema und Empfänger.
1. Betreffzeile – die Schlagzeile Ihres Themas
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Kurz, präzise, maximal 8-10 Wörter
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Sofort erkennen lassen, worum es geht und warum es neu ist
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Beispiel: „Neue Studie: 72 % der Deutschen ändern ihr Einkaufsverhalten“
Ziel: Aufmerksamkeit wecken und den Nachrichtenwert andeuten.
2. Einleitung – der Nachrichtenkern
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2-3 Sätze, die das Wichtigste nennen: Wer? Was? Wann? Wo? Warum wichtig?
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Keine Floskeln, kein Werbesprech – nur Fakten mit Relevanz für das Publikum
Ziel: Journalisten ermöglichen, in Sekunden zu entscheiden, ob das Thema passt.
3. Hauptteil – Hintergrund und Details
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Die wichtigsten Fakten, Zahlen, Zitaten oder Belege
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Optional: kurzer Hinweis auf die Quelle oder Studie
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Klar gegliedert, keine langen Absätze
Ziel: Material bieten, das direkt für die Recherche oder einen Artikel nutzbar ist.
4. Zusatzinfos und Material
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Links zu Bildern, Infografiken, Studien oder weiteren Dokumenten
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Wenn möglich direkt als Download-Link (statt als Anhang)
Ziel: Aufwand für den Journalisten minimieren – alles ist sofort greifbar.
5. Abschluss & Kontaktdaten
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Vollständige Kontaktdaten des Ansprechpartner mit persönlicher Telefonnummer und E-Mail
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Optional: Hinweis, dass Sie oder ein weiterer Experte für Rückfragen oder Interviews zur Verfügung stehen
Wichtig! Sie sollten Ihr Anschreiben immer direkt im E-Mail-Text platzieren, nicht als Dokument im Anhang. Journalisten wollen Inhalte auf einen Blick erfassen können, ohne erst Dateien öffnen zu müssen. Anhänge kosten zusätzliche Zeit, unterbrechen den Lesefluss und werden aus Sicherheitsgründen manchmal gar nicht geöffnet oder automatisch herausgefiltert. Ein prägnanter, klar strukturierter Text in der Mail selbst erhöht dagegen die Chance, dass Ihre Nachricht überhaupt gelesen wird.
Was Journalisten ablehnen
Wer Journalisten anschreibt, sollte auch wissen, was garantiert nicht funktioniert. Viele berichten, dass sie täglich mit unlesbaren, überlangen oder belanglosen E-Mails bombardiert werden. Sie löschen diese Mails oft ungelesen – nicht aus Arroganz, sondern aus Zeitnot.
Die größten Stolperfallen sind:
- falscher Empfänger oder eine Massenmail ohne Relevanz,
- zu lange Texte ohne klaren Einstieg,
- schwammige Aussagen ohne Belege,
- Marketingfloskeln ohne journalistischen Mehrwert
- oder Anhänge ohne erklärenden Kontext.
Wenn Ihre Mail einen dieser Fehler enthält, sinkt Ihre Chance auf Resonanz rapide.
Vermeiden Sie auch Drängelei. Journalisten arbeiten nach eigenen Prioritäten. Wer sie mit Nachfragen bedrängt, verärgert sie eher, als dass er Aufmerksamkeit erzeugt. Geduld ist oft die bessere Strategie.
Wann Online-Pressemitteilungen die bessere Wahl sind

Besonders bei Produktneuheiten, Service-Updates oder Unternehmensmeldungen mit geringem Nachrichtenwert lassen sich so Interessenten und Kunden über Online-Portale und Suchmaschinen erreichen.
Während Journalisten ausschließlich Themen mit klarer Relevanz für ihr eigenes Publikum aufgreifen, ermöglichen Online-Pressemitteilungen auf Presseportalen dauerhafte Sichtbarkeit bei bestimmten Suchanfragen online.
So sichern Sie sich Präsenz im Netz, bauen Backlinks auf und steigern Ihre Chancen, dass Interessenten und Journalisten bei eigener Recherche auf Ihre Meldung stoßen.
Fazit: Journalisten anschreiben ist Handwerk
Journalisten anschreiben ist kein Glücksspiel, sondern ein Handwerk. Es erfordert Vorbereitung, Klarheit und das Verständnis dafür, wie Redaktionen arbeiten. Wenn Sie die Perspektive der Journalisten einnehmen, relevante Themen liefern und sie prägnant aufbereiten, steigen Ihre Chancen enorm.
Sie werden nicht jedes Mal eine Veröffentlichung erreichen. Entscheidend ist, dass Sie professionell, respektvoll und zielgerichtet auftreten. So legen Sie den Grundstein für langfristige Beziehungen und erfolgreiche Pressearbeit.