(openPR) Eine erschreckende Bilanz zeigt die vom Zentralverband europäischer Laufentenhalter ZEL unter Hobbyhaltern im deutschsprachigen Raum durchgeführte Umfrage zur Aufstallung 2005. 11% des Geflügels starb demnach im letzten Herbst an den Auswirkungen der Vogelgrippe.
Der tödliche Feind hieß jedoch nicht H5N1, sondern Trittin und Schnappauf. Pathogen war nicht der HPAI-Virus, sondern die Anordnung der Stallpflicht für Geflügel: der Entzug von 98% des Auslaufs und der Bademöglichkeit. Die Tiere, auf zwei Prozent ihrer gewohnten Auslauffläche zusammengepfercht und überwiegend ohne die für Wasservögel so wichtige und von der EU-Kommission postulierte Bademöglichkeit, wurden in der ungewohnten Enge von Artgenossen totgepickt, starben durch Stress und Krankheit oder wurden aus Platzmangel geschlachtet.
Während die Politiker unter Hinweis auf mögliche wirtschaftliche Auswirkungen der Vogelgrippe für ihre nächsten Maßnahmen werben, ist der finanzielle GAU für die Hobbyhalter bereits eingetreten. Im Schnitt hat jeder von ihnen aufstallungsbedingt 260 € für den Bau provisorischer Stallanlagen und Volieren ausgegeben und zusätzlich 50 Arbeitsstunden investiert. Pro Tier wurden hierbei 9 € und 1,7 Arbeitsstunden, in Haltungen bis zu 10 Tieren sogar 27 € und 7 Stunden aufgewendet. Dies übersteigt den merkantilen Wert der Vögel erheblich.
Zu solch wirtschaftlich irrationalem Verhalten waren die Hobbyhalter nur bereit, weil sie zu ihren Vögeln sozial und emotional wertvolle Mensch-Tier-Beziehungen unterhalten, ähnlich wie zu Hunden, Katzen oder anderen Heimtieren. 85% der Halter mit bis zu 10 Vögeln gaben an, dass ihre Tiere für sie Haustierstatus haben. 76% aller Halter antworteten, unter der Aufstallung selbst seelisch gelitten zu haben.
Aufgestallt haben die Hobbyhalter nicht aus Einsicht. Vielmehr gerieten sie durch die Verlautbarungen von Politik und Medien gesellschaftlich unter Druck. 15% gaben an, dass ihnen die Nachbarschaft skeptisch bis misstrauisch begegnete. 5% der Teilnehmer gaben an, denunziert bzw. angezeigt worden zu sein. Zusätzlich verschreckt durch die Androhung fünfstelliger Ordnungsgelder war die Zahl der "Rebellen" entsprechend gering.
Nur für 8% der Befragten geht von Zugvögeln jedoch überhaupt eine Gefahr aus. 82% sehen das Hauptrisiko für eine Verschleppung der Vogelgrippe im illegalen Import von Tierprodukten. Nur wenige Halter erachteten die Aufstallung für sinnvoll und effektiv. Die Mehrheit der Befragten fordert eine - in der EU bislang nur für Zoovögel erlaubte - Impfung ihrer Tiere.
Für über 90% der Teilnehmer verstößt die Stallpflicht gegen den Tierschutz. So verwundert es nicht, dass die Frage, ob sich die Teilnehmer zivilen Ungehorsam gegen eine erneute Aufstallung vorstellen könnten, vor dem Hintergrund der gemachten Erfahrung von 37% mit "ja" und von weiteren 22% mit "eher ja" beantwortet wurde.
Argumentative Unterstützung erfahren die Geflügelhalter inzwischen von namhaften Vertretern aus Wissenschaft und Tierschutzorganisationen. Mehrheitlich geht die Wissenschaft zwar davon aus, dass über Wildvögel in Nutzgeflügelbestände eindringende gering pathogene aviäre Influenzaviren spontan zu hoch pathogenen Formen wie H5N1 mutieren können. Dies ist schon seit hundert Jahren so. Anders sieht jedoch die Meinung vieler Fachleute zum Transport hoch ansteckender und binnen kurzer Zeit tödlicher Viren durch Wildvögel aus.
Im vergangenen Herbst trat der - durch Tierhandel eingeschleppte - hoch pathogene Vogelgrippevirus H5N1 südlich von Moskau auf. Diese "Smoking Gun" wurde dem Bürger als Argument für die eiligst verordnete Geflügel-Stallpflicht präsentiert. Aber trotz direkten Vogelzuges von Moskau über Deutschland in die Winterquartiere wurde weder in der EU noch in Afrika ein mit H5N1 infizierter Wildvogel gefunden. Belegt wird dies durch ein Überwachungsprogramm der EU, wonach seit Juli 2005 rund 25.000 Wildvögel ohne einen einzigen Befund auf den Vogelgrippe-Erreger H5N1 getestet wurden.
Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes Deutschland NABU, bezweifelt deshalb, dass infizierte Vögel überhaupt noch weitere Strecken fliegen können. "Bei der Vogelgrippe sind die Zugvögel eher Opfer als Täter, denn tote Vögel fliegen nicht", so Tschimpke.
Ähnlich äußerte sich Franz Bairlein, Direktor des Instituts für Vogelforschung, das die Vogelwarte auf Helgoland betreibt. Weißstörche, die in Ost- und Südafrika überwinterten, könnten auf dem Rückflug theoretisch mit krankem Geflügel in der Westtürkei in Kontakt kommen. Selbst wenn der sehr unwahrscheinliche Fall eintrete und sich ein Storch anstecke, sei es zweifelhaft, dass das kranke Tier überhaupt weiterfliegen könne.
Prof. Dr. Dr. hc. mult. Anton Mayr, München, ehemaliger Vorstand des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenmedizin der Tierärztlichen Fakultät der LMU München, sowie der Präsident der Bayerischen Landestierärztekammer Prof. Dr. Theo Mantel, forderten bereits im August 2005, endlich die Schutzimpfung des Hausgeflügels gegen die klassische Geflügelpest zuzulassen und die Entwicklung geeigneter Impfstoffe voranzutreiben. Moderne Tierseuchenbekämpfung des 21. Jahrhunderts, so die beiden Veterinärmediziner, könne sich nicht nur im Einsperren des Hausgeflügels und der Massentötung erschöpfen, sondern habe auch Belange des Tierschutzes angemessen zu berücksichtigen.
Das detaillierte Ergebnis der Umfrage des ZEL steht unter http://www.zel-eu.de/umfrage zur Verfügung.
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Über ZEL:
Der Zentralverband europäischer Laufentenhalter ZEL versteht sich als eigenständige Interessenvertretung für die Halter indischer Laufenten und ihrer Schützlinge. Er stellt fachübergreifende Hilfen und Informationen zur Verfügung und führt politische Initiativen durch.
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