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Kinder sind kein Armutsrisiko – Die Familienideologen in Politik und Publizistik operieren mit falschen Zahlen

06.02.200618:29 UhrPolitik, Recht & Gesellschaft

(openPR) Bonn/Berlin – In Deutschland gibt es Streit über die richtige Familienpolitik. Noch sei der Koalitionskompromiss zur Kinderbetreuung nicht in Gesetzesform gegossen, schon stehe der Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) neuer Ärger ins Haus, schreibt das Handelsblatt www.handelsblatt.de. Stein des Anstoßes seien die Pläne der Ministerin für ein Elterngeld. Es solle nach dem Koalitionsvertrag ein Jahr lang 67 Prozent - maximal 1.800 Euro im Monat – des Erwerbseinkommens ersetzen, das wegen der Geburt eines Kindes wegfällt. Familienpolitiker der Union hätten gefordert, dass die Alleinverdiener-Ehen wie bei den Betreuungskosten auch beim Elterngeld profitieren müssten. Nach jetziger Planung würden Alleinerziehende am stärksten von der geplanten Regelung profitieren.



Politiker aus der zweiten Reihe der CDU sprechen sich mittlerweile offen für eine Familienpolitik aus, die Kinderlose diskriminieren würde. Matthias Zimmer, Vorstandsmitglied der hessischen CDU-Sozialausschüsse und CDA-Vorsitzender in Frankfurt am Main, machte dies in einem Gastkommentar für die Tageszeitung Die Welt http://www.welt.de deutlich. Viele junge Menschen würden die eigene Karriere dem Kinderwunsch voranstellen. „Beheben lässt sich dieses Defizit nur, wenn Kindererziehung als eine Schlüsselqualifikation für die berufliche Karriere anerkannt wird. Dann zählt eben nicht nur die Leistung am Arbeitsplatz, sondern auch die für die Gesellschaft erbrachte Leistung in der Familie.“ Zimmer fordert von der Politik, sie dürfe sich nicht auf die finanzielle Förderung der Familien beschränken, sondern müsse offensiv für die Familie als gesellschaftliches Leitbild werben. Im Klartext heißt dies wohl: Die Wirtschaft soll Familienmütter oder –väter gegenüber Alleinstehenden bevorzugen, auch wenn die Singles über bessere Qualifikationen verfügen. Ob diese nach Ansicht von Kritikern als reaktionär eingestufte Haltung auch juristisch Bestand haben dürfte, ist hingegen äußerst fraglich.

Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de, wendet sich gegen die anti-ökonomische Argumentation einiger Familienpolitiker. „Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor“, schreibt Ohoven in der aktuellen Ausgabe des Fachdienstes Erfolg. Die Rezepte der Parteien gingen an den wahren Problemen vorbei. Der Mittelstandspräsident hält Frankreich für ein Vorbild, wo laut Statistik 1,9 Kinder pro Frau geboren werden. In Deutschland sind es nur 1,3: „Dabei lässt sich die Regierung in Paris die Förderung junger Familien auch nicht mehr kosten als die Bundesregierung. Sie gibt das Geld der Steuerzahler nur intelligenter aus – und mehr so den Nutzen für die gesamte Volkswirtschaft. Denn während hier zu Lande das meiste Geld für Kindergeld ausgegeben wird und die Regierung jetzt über ein Erziehungsgeld diskutiert und über die steuerliche Betreuungskosten, stecken die Franzosen ihr Geld in den Ausbau von öffentlichen Betreuungsangeboten.“

Der Unterscheid sei enorm und entscheidend für die Kinderfreundlichkeit einer Gesellschaft. „Deutsche Familien haben keine andere Chance als die vom Staat angebotenen Finanzhilfen mitzunehmen, ob sie es brauchen oder nicht. Viele Familien streichen das Kindergeld ein – und verbraten es im Urlaub. Doch kaum Zuhause, wissen die Mütter nicht, wohin mit ihren Kindern und bleiben deshalb dem Berufsleben fern. Kinderkrippen, Ganztagskindergärten, Ganztagsschulen? Fehlanzeige.“ Dabei sei es längst klar, dass nur das Angebot an öffentlichen Betreuungsmöglichkeiten die Geburtenrate einer Gesellschaft entscheidend beeinflusse. „Statt neuer Steuersubventionen für die Betreuung wäre deshalb ein Ausbau entsprechender Einrichtungen der wesentlich bessere Weg, das deutsche Bevölkerungswachstum anzuregen“, so Ohoven.

Die Argumentation des BVMW-Präsidenten erhält auch Rückendeckung durch eine jüngst vorgelegte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) http://www.diw.de. Eine bessere Versorgung mit Ganztagsschulen würde den Konflikt einer Entscheidung deutlich entschärfen und die Erwerbsbeteiligung von Frauen spürbar steigern. Doch laut DIW sind kostengünstige Angebote zur Nachmittagsbetreuung von Schulkindern zumindest in Westdeutschland derzeit Mangelware. In einem scharfsinnigen Beitrag übte jetzt auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) http://www.faz.net Kritik an den Familienideologen. So hält die FAS es für nicht gerechtfertigt, wegen der künftigen Renten Alleinerzieher über Gebühr zu belasten und Eltern zu bevorzugen: „Der am häufigsten genannte Grund ist der Mangel an Beitragszahlern für die gesetzliche Rentenversicherung. Einmal abgesehen davon, dass aus heutigen Kindern nicht notwendigerweise später Rentenzahler werden, sondern vielleicht Aussteiger, Ärzte, Juristen oder Auswanderer, entbehrt dieses Argument nicht einer gewissen Kaltschnäuzigkeit: Kinder sind nach dieser Lesart nichts weiter als zukünftige Beitragszahler und Arbeitskräfte - wenn das Diktum vom ökonomischen Imperialismus eine Berechtigung hat, dann hier. Hinzu kommt, dass die späteren Rentenzahler ja auch spätere Rentenbezieher sind - so richtig löst sich das Rentenproblem damit also nicht. So ist halt Politik: Anstatt ein veraltetes System an eine geänderte Realität - eine schrumpfende Gesellschaft - anzupassen, müht man sich via Familienpolitik, die Realität an das System anzupassen.“

Es bleibe noch das Argument, dass Kinder später ja die Produktivität der Gesellschaft heben – doch auch das sei „ökonomischer Imperialismus“: „Diese Idee verkennt, dass nicht die Zahl der Köpfe, sondern deren Produktivität über den Wohlstand einer Gesellschaft entscheidet. Eingedenk dieser Überlegung könnte man diskutieren, ob eher die Kinder aus gehobenen Gesellschaftsschichten zu fördern sind, die bessere Berufschancen haben als Kinder aus armen Bevölkerungsschichten - das will so wohl niemand.“
Dass von den Familienideologen häufig vorgebrachte Argument, viele Kinder trügen zur Verarmung bei, ist nach dem Bericht der Sonntagszeitung ebenfalls nicht stichhaltig: „Je höher das Einkommen, um so höher die Kinderzahl. So bringen es Familien mit einem Kind im Schnitt auf ein Haushaltsnettoeinkommen von 3.256 Euro im Monat, bei Paaren mit zwei Kindern sind es schon 4.026 Euro. Und Paare mit drei Kindern haben im Schnitt 4.364 Euro netto im Monat zur Verfügung. Selbiges gilt auch für das Immobilienvermögen: Ein-Kind-Paare haben im Schnitt Haus- und Grundbesitz in Höhe von 146 000 Euro, bei Zwei-Kind-Familien sind es 171.000 Euro, bei drei oder mehr Kindern sind es 203.000 Euro. Kurzum: Die Statistik gibt Hinweise darauf, dass die Deutschen um so mehr Kinder haben, je wohlhabender sie sind.“


medienbüro.sohn
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