(openPR) Bilanz zum Weltfrauentag: Häusliche Gewalt und Armutsrisiko in Köln nehmen weiter zu
Köln, 05.03.2009. Am 8. März ist der Internationale Frauentag. Anlass genug, um auf das nach wie vor aktuelle aber oft noch tabuisierte Thema der Häuslichen Gewalt aufmerksam zu machen. Nach Angaben des NRW Innenministeriums wurden allein in 2007 in Nordrhein-Westfalen 20.410 Frauen Opfer von Häuslicher Gewalt. Gegenüber 2002 bedeutet dies eine Steigerung von über 40 Prozent (damals 14.300).
Auch für Köln sind die Zahlen alarmierend. Die Beratungsfälle in der rechtsrheinischen Kriseninterventionsstelle der Diakonie Michaelshoven sind innerhalb eines Jahres von 686 (2007) um circa 10 Prozent auf 751 (2008) gestiegen. 57 Prozent der beratenen Frauen hatten dabei einen Migrationshintergrund.
Häusliche Gewalt umfasst Drohungen, Beleidigungen, Demütigungen und Erniedrigungen ebenso wie Schläge, Tritte, Vergewaltigungen bis hin zu Mord und Totschlag. Gravierend sind aber auch die langfristigen Folgen für die Frauen nach solchen Gewalttaten. Die Frauen befinden sich häufig nicht nur durch die psychischen und physischen Verletzungen, der damit verbundenen Angst und der Sorge um die Kinder in einer extremen Belastungssituation, oft müssen sie dazu noch finanzielle Engpässe bewältigen. Generell haben rund 25 Prozent der Frauen, die die Kriseninterventionsstelle aufsuchen, erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. „Gerade bei jungen Frauen mit Kindern besteht ein erhebliches Armutsrisiko, denn vor der Trennung waren diese in der Regel nicht erwerbstätig und müssen somit das Arbeitslosengeld II in Anspruch nehmen, wenn der Partner nicht zahlt“, so Birgitta Neumann, Leiterin des Geschäftsbereichs Integrationshilfen der Diakonie Michaelshoven, „darüber hinaus ist ein Auszug aus der bisherigen Wohnung und der Aufbau eines neuen Haushaltes oft ein finanzieller Kraftakt.“ Viele Frauen verzichten auch aus Angst vor weiteren Misshandlungen auf Unterhalts-, Schadensersatz- und Schmerzensgeldzahlungen gegenüber dem Täter.
Das genaue Ausmaß Häuslicher Gewalt in Deutschland ist unklar, die Dunkelziffer ist jedoch hoch. Einer UNO-Studie zufolge hat sogar bereits jede dritte Frau in Deutschland Gewalt erfahren. Viele von Gewalt bedrohte und betroffene Mädchen und Frauen melden sich nicht – aus Scham oder weil sie nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen. Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit der Kriseninterventionsstellen umso wichtiger. „Wir hoffen, dass in Zukunft mehr Fälle aufgedeckt werden. Deshalb ist es notwendig, dass das Thema zunehmend aus der Tabuzone herausgeholt wird und hierdurch die Sensibilität für diese Straftaten deutlich steigt", so Neumann.









