openPR Recherche & Suche
Presseinformation

"Im Öffentlichen Dienst zu arbeiten ist gefährlich"

16.03.201519:05 UhrPolitik, Recht & Gesellschaft
Bild: "Im Öffentlichen Dienst zu arbeiten ist gefährlich"
Rund 30 junge Gewerkschafter nahmen an der Sicherheitskonferenz der dbb jugend nrw teil
Rund 30 junge Gewerkschafter nahmen an der Sicherheitskonferenz der dbb jugend nrw teil

(openPR) Beschimpft, geschlagen und mit Fäkalien beworfen - was Beschäftigte im Öffentlichen Dienst über sich ergehen lassen müssen, nur weil sie ihren Job machen, ist schockierend. Auf der Sicherheitskonferenz der dbb jugend nrw trugen Mitglieder des gewerkschaftlichen Jugenddachverbandes ihre Erfahrungen zusammen.



Sie kamen aus Wuppertal, Remscheid, Bielefeld, Duisburg, Bonn, Köln oder Aachen - aus vielen Städten quer durch NRW, entsandt von ihren Kreisjugendgruppen und von verschiedenen Fachgewerkschaften, um über das Schicksal zu berichten, das ihnen in Ausübung ihres Berufs widerfährt. Das aber, was sie zu erzählen hatten, bestätigt in jeder Ausführung: "Die Bandbreite der schlimmen Vorfälle, die Beschäftigte im Öffentlichen Dienst erleben, ist immens. Auch wenn es keine Gesamtstatistik dazu gibt, kann fast jeder von Übergriffen erzählen", so fasst es der Vorsitzende der Deutschen Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw), Jano Hillnhütter, zusammen.

Aktuelle Polizeistatistik zeigt: Gewalthemmschwelle ist gesunken

"Der Innenminister war in der letzten Woche sehr sprachlos, als er davon hörte", so weiß auch der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft NRW (DPolG NRW), Erich Rettinghaus, zu berichten, der in das Thema einführte. Respekt gegen die Staatsgewalt, das sei Vergangenheit. "Die Menschen sind mit dem Staat unzufrieden und das bekommen die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes zu spüren, wenn sie mit ihnen zusammentreffen", so Rettinghaus.

Die Hemmschwelle, übergriffig zu werden, ist gesunken. Das zeigt auch die neue Polizeistatistik, die erst in der vergangenen Woche der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Zahl der Gewalttäter steigt an. Es sind vor allem immer mehr jugendliche Straftäter. Er moniert zudem eine Verrohung der Gesellschaft. "Es wird viel schneller zugeschlagen und weiter getreten - auch wenn jemand schon regungslos am Boden liegt - ohne an die Folgen zu denken", sagt der Landeschef der DPolG.

Keine Woche ohne Alarm

Doch es geht nicht nur Berufe wie bei der Polizei, in denen man mit besonderem Gefährdungspotential rechnen muss. Selbst Mitarbeiter von Ordnungsämtern, Jobcentern, Bürgerbüros, Finanzämtern und Lehrer oder Bahnbedienstete sind in der Ausübung ihres Berufes gefährdet. Wie sehr es die Mitarbeiter der Verwaltungen trifft, schilderten sie in voller Härte: "Bei uns im Jobcenter vergeht keine Woche, in der nicht der Alarmknopf bedient wird", schildert eine junge Gewerkschafterin ihre Situation. Sie beklagt die vielen Kollegen, die dem Stress irgendwann nicht mehr gewachsen sind und berufsunfähig werden. In anderen Bereichen ist aufgrund dessen die Hälfte der Belegschaft krank. "Im Öffentlichen Dienst zu arbeiten ist gefährlich", sagt ein anderer junger Beschäftigter.

Dabei zählen verbale Übergriffe noch zum geringsten, was man erdulden müsse: "Mehrmals täglich werde ich als Schlampe bezeichnet", führt jemand anders aus. In Krankenhäusern werden Beschäftigte nachts von Drogenabhängigen überfallen, die den Schlüssel vom Tresor mit den Betäubungsmitteln stehlen. Bei der Gebühreneinzugszentrale bekommen Mitarbeiter die eigene Post mit Fäkalien beschmiert zurückgeschickt. Im World Wide Web und bei sozialen Netzwerken unter seinem Namen aufzutauchen, ist gefährlich, weil manch ein Bürger sich über Leistungskürzungen persönlich beim Sachbearbeiter beschweren will und den eigenen Unmut durch Drohanrufe auf dem privaten Telefon zum Ausdruck bringt.

Viele bemängeln, keine Unterstützung bei ihren Vorgesetzten zu finden. Die Anmeldung zu einem Selbstverteidigungsseminar habe eine junge Frau, die parallel einen Aufstiegslehrgang macht, zurückziehen müssen, weil ihr Chef der Auffassung war, das es unverschämt sei, sich durch eine Schulung einen weiteren "freien" Tag von der Arbeit zu genehmigen. Das sei gegenüber den anderen Kollegen sehr dreist, hieß es da.

Viele Arbeitgeber tun nichts

Dass das keine Einzelfälle sind, wurde im Verlauf der intensiven Konferenz schnell klar: Viele Arbeitgeber schweigen die prekäre Situation tot. Besonders, wenn es in Ausländerbehörden zu Angriffen auf Mitarbeiter kommt, wird vielerorts nichts getan und die Vorfälle unter den Teppich gekehrt, um keine schlechte Presse zu bekommen. Eine Lehrerin berichtet von einer Kollegin, der ein Schüler bei einem Ausraster derart heftig vor den Hals trat, dass sie sich behandeln lassen musste und für einige Tage ausfiel. In Sozialämtern und Ausländerbehörden sind zum Teil überhaupt keine Alarmsysteme installiert oder bestehende funktionieren seit mehreren Jahren nicht. Angriffe mit Tackern, durch Ananas-große Steine zertrümmerte Sicherheitsglastüren im Eingang, Polizeischutz, der nötig ist, um im Einwohnermeldeamt seinen Dienst zu tun oder Pistolen am Kopf - das alles gehört zum Resümee der wachrüttelnden Sicherheitskonferenz.

Es gilt Alarmstufe "Rot", doch die wird nicht von allen Arbeitgebern wahrgenommen. Ein weiteres Problem gesellt sich hinzu: "Es gibt einfach keinen zentralen Ansprechpartner", bemängelt Jano Hillnhütter. Aus diesem Grund habe er in der vergangenen Woche den nordrhein-westfälischen Innenminister, Ralf Jäger, persönlich gebeten, diese Sache ressortübergreifend zu koordinieren. Die Vertreter der Kreis- und Fachgewerkschaftsjugendgruppen aus ganz NRW trugen ihre Anliegen zusammen, um an der unerträglichen Situation etwas zu ändern.

Nun ist es Aufgabe der AG Sicherheit, die die dbb jugend nrw vor rund anderthalb Jahren ins Leben gerufen hat, diese Vorschläge zu konkretisieren und in ein Forderungspapier zu gießen, das man der Politik überreichen will. Inhaltlich wird auch die jährliche Aktion der dbb jugend nrw am 1. August zu dieser Problematik durchgeführt werden. In der Düsseldorfer Innenstadt will der Verband mit seinen Mitgliedern auch der Bevölkerung deutlich machen, dass es so nicht weitergehen kann.

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 844442
 790

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „"Im Öffentlichen Dienst zu arbeiten ist gefährlich"“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von dbb jugend nrw

Bild: Härtere Strafen bei Gewalt gegen Einsatzkräfte - dbb jugend nrw: Gesetz geht nicht weit genugBild: Härtere Strafen bei Gewalt gegen Einsatzkräfte - dbb jugend nrw: Gesetz geht nicht weit genug
Härtere Strafen bei Gewalt gegen Einsatzkräfte - dbb jugend nrw: Gesetz geht nicht weit genug
Bei tätlichen Angriffen auf Polizisten und Rettungskräfte gelten künftig härtere Strafen. Der Bundesrat billigte am 12. Mai 2017 einen vom Bundestag bereits am 27. April verabschiedeten Gesetzesbeschluss. Der dbb jugend nrw geht dieses Gesetz nicht weit genug, denn ein Großteil der Beschäftigten aus dem Öffentlichen Dienst bleibt außen vor. Deshalb hat die dbb jugend nrw einen offenen Brief an Bundesinnenminister de Maizière verfasst: Sehr geehrter Herr Innenminister de Maizière, am 27. April 2017 hat die Bundesregierung beschlossen, mit hä…
Bild: Preisverleihung: dbb jugend nrw fiebert 31. Mai entgegenBild: Preisverleihung: dbb jugend nrw fiebert 31. Mai entgegen
Preisverleihung: dbb jugend nrw fiebert 31. Mai entgegen
Was haben Microsoft Deutschland, Greenpeace, Vodafone und die dbb jugend nrw gemeinsam? Sie alle sind nominiert für die "European Excellence Awards", mit denen Organisationen ausgezeichnet werden, die im Bereich "öffentliche Angelegenheiten" mit innovativen Kampagnen und Konzepten überzeugen. Am 31. Mai werden die Gewinner gekürt. Ein bisschen fällt sie schon aus dem Rahmen, die dbb jugend nrw, wenn man sie in einer Reihe mit so klangvollen Namen liest wie Microsoft Deutschland, Greenpeace, Vodafone, Coca-Cola und BASF. Sie alle hätten den h…

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: Der Öffentliche Dienst geht im Rhein badenBild: Der Öffentliche Dienst geht im Rhein baden
Der Öffentliche Dienst geht im Rhein baden
Dem Nachwuchs im Öffentlichen Dienst reicht es. Nach zwei Verhandlungsrunden ist für die rund 1,2 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen bislang nichts erreicht worden. Die Deutsche Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw) mobilisiert jetzt NRW-weit ihre Mitglieder. Am Samstag werden die jungen Beschäftigten aus dem Öffentlichen Dienst in Köln …
Beamtenbesoldung: Keine kurzatmigen Lösungen
Beamtenbesoldung: Keine kurzatmigen Lösungen
Schily plant Kürzungen bei den Jahreseinkommen von Beamten Zu ständig neuen Vorschlägen für kurzfristig wirkende Einsparungen im öffentlichen Dienst erklären der zuständige Berichterstatter, Clemens Binninger MdB, und der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Koschyk MdB: Nun also doch: Bundesinnenminister Schily plant heutigen …
Bild: Tag des Öffentlichen Dienstes - und keiner merkt esBild: Tag des Öffentlichen Dienstes - und keiner merkt es
Tag des Öffentlichen Dienstes - und keiner merkt es
Still und leise ist er am vergangenen Samstag an uns vorbeigezogen, der Tag der Vereinten Nationen für den Öffentlichen Dienst. Unbemerkt blieb auch der Ausspruch des Bundesinnenministers, Dr. Hans-Peter Friedrich, der findet, dass der Öffentliche Dienst gut für die Zukunft gerüstet sei. Gerne hätte die dbb jugend nrw mitgefeiert und den Tag für den …
Bild: "Wir müssen den Respekt gegenüber denen, die für die Allgemeinheit arbeiten, stärken!"Bild: "Wir müssen den Respekt gegenüber denen, die für die Allgemeinheit arbeiten, stärken!"
"Wir müssen den Respekt gegenüber denen, die für die Allgemeinheit arbeiten, stärken!"
Einmal mehr stand bei der dbb-Jahrestagung die Forderung nach mehr Wertschätzung für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst im Vordergrund. Besonders NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft fand klare Worte - und lobte ausdrücklich die dbb jugend nrw. "Europa - Quo vadis?" lautete das Motto der diesjährigen Jahrestagung des dbb - beamtenbund und tarifunion, …
Zutrittskontrolle im öffentlichen Dienst
Zutrittskontrolle im öffentlichen Dienst
Ein modernes Zutrittskontrollsystem im öffentlichen Dienst ist wichtiger Bestandteil von Prozessen und Abläufen Die umfangreichen Aufgaben im öffentlichen Dienst und die stetige Digitalisierung führen zu wachsenden Anforderungen, die sowohl das Personal als auch die Sicherheitsmaßnahmen betreffen. Umso wichtiger sind funktionierende Zutrittskontrollen …
Bild: Spielraum für Lohnerhöhungen ist da - Interview mit Markus SchallenbergBild: Spielraum für Lohnerhöhungen ist da - Interview mit Markus Schallenberg
Spielraum für Lohnerhöhungen ist da - Interview mit Markus Schallenberg
Heute startet in Berlin die erste Verhandlungsrunde für die Landesbeschäftigten im Öffentlichen Dienst. Die dbb tarifunion fordert eine Gehaltssteigerung von 50 Euro Sockelbetrag plus zusätzlich drei Prozent. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden der dbb jugend nrw, Markus Schallenberg, über die Kampfansage der Arbeitgeberseite im Vorfeld der Verhandlungsrunde …
Bild: KOMBA JUGEND NRW BEI 54. DBB JAHRESTAGUNG IN KÖLNBild: KOMBA JUGEND NRW BEI 54. DBB JAHRESTAGUNG IN KÖLN
KOMBA JUGEND NRW BEI 54. DBB JAHRESTAGUNG IN KÖLN
jugend nrw sieht neue Positionierung für die Nachwuchsarbeit im öffentlichen Dienst Köln, 8. Januar 2013. Die Bedeutung der Nachwuchsarbeit für den öffentlichen Dienst, vor allem auch für Städte, Gemeinden, Kreise und Landschaftsverbände, ist in der Politik, den Gewerkschaften und bei den öffentlichen Arbeitgebern gewachsen. Nach dem politischen Auftakt …
Bild: Interview: Wir tanzen nicht zur FolkloreBild: Interview: Wir tanzen nicht zur Folklore
Interview: Wir tanzen nicht zur Folklore
… haben. Wie steht die dbb jugend nrw zum Ablauf der Tarifverhandlungen? M. Schallenberg: Schon der Auftakt in der ersten Verhandlungsrunde war eine schallende Ohrfeige für die Menschen im Öffentlichen Dienst, die auf eine gerechte Bezahlung warten. Es ist eine geübte Folklore, die die Arbeitgeber da präsentieren. Nachdem wir - wie immer - unsere Vorstellungen …
Bild: dbb Jahrestagung: Viel Lob für den Öffentlichen DienstBild: dbb Jahrestagung: Viel Lob für den Öffentlichen Dienst
dbb Jahrestagung: Viel Lob für den Öffentlichen Dienst
… Landesjugendleitung der dbb jugend nrw waren ebenfalls vor Ort. Während der dreitägigen Jahrestagung des dbb beamtenbund und tarifunion stand die Attraktivität und Wertschätzung des Öffentlichen Dienstes im Fokus. Der Vorsitzende des dbb, Klaus Dauderstädt, fand in seiner Eröffnungsrede deutliche Worte und appellierte an die Regierungen von Bund und …
Bild: Land nutzt Ausbildungsoptionen nichtBild: Land nutzt Ausbildungsoptionen nicht
Land nutzt Ausbildungsoptionen nicht
… begrüßt werden, dann wird die Deutsche Beamtenbund-Jugend Nordrhein-Westfalen vor der Staatskanzlei in Düsseldorf auf die schweren Zeiten aufmerksam machen, die diesen jungen Menschen im Öffentlichen Dienst bevor stehen. Am Montag, 1. August, ab 9 Uhr, wird der gewerkschaftliche Jugenddachverband vor der Staatskanzlei in Düsseldorf mit einer Aktion auf die …
Sie lesen gerade: "Im Öffentlichen Dienst zu arbeiten ist gefährlich"