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Beeinflussung der Einwilligungsgespräche zur Organspende durch Pharmakonzerne

09.03.200519:51 UhrGesundheit & Medizin

(openPR) Information zur Anhörung der Enquete-Kommission 'Ethik und Recht der modernen Medizin' zum Thema "Organisation der postmortalen Organspende in Deutschland" am 14.03.2005

Hamburg, den 09.03.2005

Pharmakonzernen finanzieren und/oder unterstützen themenzentrierte Fortbildungen, um Angehörige von „Potentiellen Organspendern“ zu einer Organentnahme zu „überreden“.



Das European Donor Hospital Education Programm (EDHEP) wurde 1991 von der Stiftung Eurotransplant International Foundation (Leiden/Niederlande) initiiert und in niederländisch-britischer Zusammenarbeit entwickelt. Es richtet sich an Ärzte bzw. Pflegekräfte und soll diesen Zielgruppen das Überbringen der Todesnachricht, den Umgang mit der Trauerreaktion von Angehörigen, aber auch die Bitte um Organspende durch Training und Rollenspiel beibringen. Ziel ist eine höhere Zustimmungs- bzw. geringere Ablehnungsrate der Angehörigen.

Eurotransplant startete 1993 in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. (KfH, Neu-Isenburg) und der Dutch Kidney Foundation (Bassum) das EDHEP-Programm, dass im Auftrag der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) von der Universität Münster für den deutschen Sprachraum adaptiert wurde. Gesponsert wurden EDHEP-Seminare 1993 vom Pharmakonzern Novartis, damals noch unter dem Namen Sandoz. Seit 1994 werden EDHEP-Seminare für "jeden Mitarbeiter von Intensivstationen in Deutschland“ angeboten. EDHEP wird mittlerweile in über 30 Ländern eingesetzt.

Aus einer internationalen Kooperation zwischen Eurotransplant (Niederlande), der Organizatión National de Transplantes (Spanien) und die Partnership for Organ Donation (USA) entstand 1994 die „DONOR ACTION“. Das Programm startete 1995 in elf Krankenhäusern in den Niederlanden, Spanien, Großbritannien und Kanada. Fünf Jahre später meldete die Donor Action Foundation, dass 17 Länder das Programm anboten. Eine wichtige Zielsetzung dieses Programms ist es, Krankenhäusern zu helfen, „ihr Organspende-Potential besser auszuschöpfen“ und die Voraussetzungen zu schaffen, um „potentielle Organspender rechtzeitig zu erkennen.“

Die Novartis Pharma AG (Basel, Schweiz) stellte die ersten Mittel für die
Gründung und Entwicklung der Donor Action Foundation zur Verfügung und unterstützt diese auch heute noch weiterhin zusammen mit der Fujisawa GmbH (München, Deutschland). Der Beirat der Donor Action Foundation wird aktuell von Malcolm Allison für die Novartis Pharma AG (Basel) und Jay Vaja für die Fujisawa GmbH (München) gebildet. Auch diese Tatsache verdeutlicht den Einfluss der Pharmaindustrie auf das Donor Action Programm und als Folge davon die Einwilligungsgespräche zur Organspende mit Angehörigen.

Pharmakonzerne verdienen gut an der Transplantationsmedizin. Beispielsweise erzielte der Konzern Novartis in den ersten neun Monaten 2003 einen Umsatz von 744 Millionen USD mit den Marken Neoreal/Sandimmun. Medikamente, die in der Transplantationsmedizin verwendet werden.

Aber auch andere Konzerne vertreten ihre Geschäftsinteressen durch Unterstützung der EDHEP-Schulungsprogramme. Beispielsweise bedankt man sich im „EDHEP Jahresbericht 2000“ der Schweiz „für die großzügige finanzielle Unterstützung des EDHEP – Programms“ bei folgenden Pharmakonzernen:

• Novartis Pharma Schweiz AG
• Roche Schweiz AG
• Fujisawa GmbH
• Fresenius AG
• Pfizer Inc.
• Merck Sharp & Dohme – Chibret AG (MSD)

2003 haben nur 5,5 Prozent der Organspender in Deutschland selbst schriftlich in die Organentnahme eingewilligt. Angehörige sind also diejenigen, die hauptsächlich entscheiden. Aber, Angehörige von Organspendern, die eine Organspende ablehnen oder in eine Organspende einwilligen, können durch ihre Entscheidung in extreme Schwierigkeiten geraten. Prof. H. Bauer stellte 1995 vor dem Ausschuss für Gesundheit fest, dass die „[...] Erfahrung zeigt, daß Angehörige oft erst nach langer Zeit nach der Entscheidung unter schweren Gewissensdruck geraten, etwas falsch gemacht zu haben, was sowohl für Entscheidungen pro oder contra Organspende festzustellen ist“.

Natürlich sollten Ärzte und Pflegekräfte darin geschult werden, Angehörige in ihrer Trauer zu begleiten und zu unterstützen. Man sollte jedoch bedenken, dass Ärzte und Pflegekräfte schon bei der "Spenderkonditionierung“ an einen potentiellen Organempfänger denken sollen und den Patienten nicht mehr um seinetwillen therapieren bzw. pflegen. Im OP werden die Organentnahmen nicht zum Wohl des Organspenders vorgenommen, sondern für einen potentiellen Organempfänger.

DONOR ACTION-Programme und/oder EDHEP-Schulungen, die durch Pharmakonzerne gesponsert werden und ausschließlich im Hinblick auf eine Einwilligung zur Organspende ausgerichtet sind, haben möglicherweise zur Folge, dass auch die Begleitung in der Trauer nicht zum Wohl der Angehörigen geleistet wird, sondern „nur“ noch zum Wohle eines potentiellen Organempfängers und schlimmstenfalls, um die Profitinteressen einiger Pharmakonzerne und Aktionäre zu bedienen.

Das Bundesministerium für Gesundheit legte sich in einer Informationsbroschüre zum Transplantationsgesetz bezogen auf die Einwilligung durch Angehörige unmissverständlich fest:

„Man muss Verständnis dafür haben, dass manche Angehörige sich damit überfordert sehen und in dieser Situation nicht äußern möchten. Niemand darf unter einen gesetzlichen oder gesellschaftlichen Entscheidungsdruck gestellte werden. Jede Entscheidung ist zu respektieren, auch die Entscheidung Angehöriger, sich in der Phase der Trauer mit der Frage der Organspende nicht zu befassen.“

Einwilligungsgespräche mit Angehörigen von „Potentiellen Organspendern“ sollten demnach frei von Interessen der Pharmaindustrie und Organisationen (z.B. KfH und DSO) geführt werden, die finanziell von der Organtransplantation profitieren.

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