(openPR) BRÜSSEL. Er ist seit über 100 Jahren in Deutschland zuhause, das Bundesnaturschutzgesetz führt ihn längst als „heimische Art“ – trotzdem hat die EU den Waschbären auf ihre unionsweite „Liste der Invasiven Arten“ aufgenommen. „Ein Unding“, sagt der Europaabgeordnete Arne Gericke (Familien-Partei). Gemeinsam mit Umweltverbänden, Tierschützern und Waschbär-Experten hat er in den vergangenen Wochen für eine Ausnahme des Waschbären von der umstrittenen EU-Liste gekämpft – und zumindest einen Zwischenerfolg erreicht: „Wir haben den Waschbären leider nicht ganz von der Liste bekommen – aber er ist im Grunde aus der absoluten Schusslinie der EU: Für ihn gilt nur Artikel 19 der Richtlinie – das heißt Bund und Länder müssen ein Management-Programm für den Waschbären erarbeiten.“
Gericke selbst sitzt seit eineinhalb Jahren im Europaparlament und ist vorrangig Sozial-, Mittelstands- und Entwicklungsexperte der drittstärksten Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer. „Im Fall des Waschbären bin ich sowas wie eine politische invasive Art in der Umweltpolitik“, so der Abgeordnete schmunzelnd. „Für mich gilt: Wenn Bürger mich kontaktieren, wenn ich Missstände entdecke und Handlungsbedarf sehe – dann mische ich mich ein.“ Genauso hat es der aus Rostock stammende Europaabgeordnete mit „Wahlkreis Deutschland“ beim Waschbär getan: „Ich kenne das Tier schon lange aus meiner Heimatregion Mecklenburg-Vorpommern.“ Dort – im Müritz-Nationalpark – liegt einer der regionalen Schwerpunkte der rund eine Million Tiere umfassenden Waschbär-Population. Ein weiterer Schwerpunkt ist am hessischen Edersee bei Kassel.
Eng befasst hat sich Gericke in den vergangenen Wochen mit den Forschungsergebnissen der deutschen Wildbiologen und Waschbären-Forscher des von der TU Dresden initiierten „Projektes Waschbär“ – immer wieder mündend in der Frage: „Wie konnte die EU-Kommission auf die Idee kommen, den Waschbär in einem Atemzug mit dem Sibirischer Stör, dem Amerikanischen Ochsenfrosch und der Fettköpfigen Elritze zu nennen? Das entbehrt auch jenseits der wissenschaftlichen Erkenntnisse jeder Argumentation.“ Gemeinsam mit den Experten hatte er Gericke deshalb versucht, eine Änderung oder Ablehnung der Liste zu erreichen: „Am Ende hatten wir die Vertreter Deutschlands, der Niederlande, Belgiens und Polens überzeugt, gegen die Liste zu stimmen – und sind damit letztlich knapp gescheitert, den Waschbären komplett von der Liste zu nehmen.“
Sein Mindestziel aber sieht Gericke erreicht: „Die Unionsliste ist kein Freibrief für den Abschuss. Sie verlangt ein Management-Programm – und lässt den Nationalstaaten viel Spielraum.“ Gemeinsam mit Fachleuten und Verbänden will Gericke nun auf Bundes- und Landesebene weiterkämpfen: „Mein Ziel ist ein Management-Plan, der den Waschbären schützt und das Niveau der bisherigen deutschen Gesetzgebung erhält.“ Zudem will Gericke auf EU-Ebene nicht still halten – und ist überzeugt: „Sobald es zu einer Revision der Liste kommt, ziehen wir den Waschbär runter.“