(openPR) Er war der beste Dokumentarfilm beim Hollywood Film Festival 2002, noch im selben Jahr lief er bei der Berlinale. Nun ist „The burning wall – Die brennende Mauer. Dissens und Opposition in der DDR, 1949 – 89” von Hava Kohar Beller erstmals in deutscher Fassung zu sehen.
Die Premiere- Aufführung beginnt am Donnerstag, dem 07. Oktober 2004, 19 Uhr, im ehemaligen Stasi- Kinosaal in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Im Anschluss wird Dr. Claus Richter, Redaktionsleiter von „Frontal 21“ (ZDF) mit der Regisseurin und Produzentin des Films, Hava Kohar Beller, ein Filmgespräch führen und mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen.
Ein Bild vom Werden und Vergehen der DDR
Der Film „The burning wall“ erzählt die Geschichte von Künstlern, Schriftstellern, Musikern und Dichtern, die im Stillen die wachsende Opposition in der DDR formierten; gleichzeitig gibt er die Sicht jener Menschen wieder, die für die Unterdrückung ihrer Mitbürger verantwortlich waren. Diese Interviews, eingebettet in Archivmaterial, verfolgen den Weg der Opposition in der DDR im Kontext des Weltgeschehens, die schließlich die Berliner Mauer zum Einsturz brachte.
Anliegen der New Yorker Regisseurin Hava Kohar Beller ist es nicht, anzuklagen oder zu verdammen, sondern in gelassener Unparteilichkeit die Geschichte jener Menschen zu erzählen, die sich in einem totalitären Staat vor Willens- und Gewissensentscheidungen gestellt sahen und sich gegen ein bequemes Mitmachen entschieden. Der Film erinnert damit auch daran, dass Mut und Zivilcourage immer wieder von neuem gefordert sind.
15. Jahrestag der Friedlichen Revolution – Der Herbst ’89 im Mittelpunkt weiterer Veranstaltungen
Die Filmpremiere von „The burning wall” ist Teil der Veranstaltungsreihe „15 Jahre Herbst ’89 – Aufbruch zur Demokratie“, mit der Leipziger Einrichtungen und Initiativen alljährlich an die wegweisenden Ereignisse der Friedlichen Revolution erinnern. Weitere Veranstaltungen, die sich dem Aufbruch zur Demokratie vor 15 Jahren widmen, finden in diesem Oktober in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi- Kinosaal statt.
Unmittelbar vor der Filmpremiere laden das Bürgerkomitee und der Verein „Mehr Demokratie e.V.“ am Donnerstag, dem 07. Oktober, 16.30 Uhr, zum Streitgespräch „Volksabstimmung über die EU-Verfassung?“ ein. Es diskutieren unter anderem Gisela Kallenbach (Mitglied des Europaparlaments), Friedrich Magirius (ehem. Abgeordneter des Leipziger Stadtparlaments und Superintendent der Nikolaikirche) und Prof. Karl Meessen (Universität Jena, Lehrstuhl für Europarecht). Es moderiert Albrecht Wagner (MDR).
Ein Vortrag und eine Lesung thematisieren am Freitag, dem 8. Oktober 2004, 19.30 Uhr, die anschwellenden Proteste gegen das SED- Regime auf dem Leipziger Ring. Tobias Hollitzer eröffnet den Abend mit einem Vortrag zum Thema „Der 9. Oktober 1989 in Leipzig“. Er stellt die Ereignisse und die Hintergründe dieses „Tages der Entscheidung“ auf Basis aktueller zeitgeschichtlicher Forschungsergebnisse dar. Danach liest der Leipziger Autor Reiner Tetzner aus seinem neu aufgelegten Buch „Leipziger Ring. Aufzeichnungen eines Montagsdemonstranten“. In der anschließenden Diskussion werden weiterhin Roland Quester (Koordinierungskreis „Appell zur Gewaltlosigkeit“, heute Stadtrat) und Dr. Kurt Meyer (SED-Bezirksleitung Leipzig, Mitinitiator des Aufrufs der „Leipziger Sechs“) zu Wort kommen. Prof. Dr. Günther Heydemann (Universität Leipzig, Lehrstuhl für Neuere und Zeitgeschichte) moderiert das Gespräch, in dem es vor allem um die Frage gehen soll, warum der 9. Oktober gewaltfrei blieb und damit die entscheidende Phase der Friedlichen Revolution einläutete.
Am Sonnabend, dem 9. Oktober 2004 läuft im ehemaligen Stasi- Kinosaal ab 21 Uhr eine lange Filmnacht zum Thema „Heute vor 15 Jahren: Der 9. Oktober 1989 in Leipzig. Der Tag der Entscheidung in Filmdokumenten“. Die ausgewählten Filmdokumente beleuchten die Vorgeschichte und die Auswirkungen des 9. Oktober, vor allem aber diesen „Tag der Entscheidung“ selbst aus verschiedenen Blickwinkeln – von Staatsfunktionären, Sicherheitskräften, Dissidenten bis hin zum kleinen Mann, der „einfach nur Masse“ sein wollte. Siegbert Schefke vom MDR, der am 9. Oktober 1989 heimlich vom Turm der Reformierten Kirche filmte, wird zur Veranstaltung anwesend sein und diese Aufnahmen zeigen.
Sonderführungen in der Gedenkstätte, Bustransfer nach Machern und Stadtrundgang
Anlässlich des Jahrestags am 9. Oktober bietet das Bürgerkomitee Sonderführungen durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ an. Sie beginnen 10.00 Uhr, 11.30 Uhr, 15.00 Uhr und 17.00 Uhr. Voranmeldungen sind nicht nötig.
Zum letzten Mal in diesem Jahr besteht am 9. Oktober die Möglichkeit, mit einem Bus von Leipzig ins Museum im Stasi-Bunker Machern, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Leipziger Stasi-Zentrale zu fahren. Die Friedliche Revolution im Herbst ´89 verlief ohne ernsthafte Auseinandersetzungen zwischen Polizei, Staatssicherheit und Demonstranten. Welche Planungen aber die Staatsicherheit für den so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall hegte, ist bei einer Führung durch die ehemalige Ausweichführungsstelle für den Besucher nachvollziehbar.