(openPR) Leipzig erinnerte am gestrigen 9. Oktober mit mehr als 20 Sonderausstellungen, Diskussionen, Vorträgen, Lesungen und Filmen an den Herbst ´89. Auch das Leipziger Bürgerkomitee beteiligte sich mit verschiedenen Veranstaltungen.
Interesse an Geschichte der Friedlichen Revolution ist ungebrochen – Fast 1.500 Interessierte nahmen die Angebote der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ wahr
Aus vielen Mosaiksteinen setzte sich die lange Filmnacht im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zusammen und zeichnete ein Bild von den folgenreichen Ereignissen des 9. Oktober in Leipzig. Die ausgewählten Filmdokumente beleuchteten die Vorgeschichte und die Auswirkungen des 9. Oktober, vor allem aber diesen „Tag der Entscheidung“ selbst aus verschiedenen Blickwinkeln – von Staatsfunktionären, Sicherheitskräften, Dissidenten bis hin zum kleinen Mann, der am 9. Oktober „einfach nur Masse“ sein wollte. Zu sehen waren unter anderem originale Stasi-Aufnahmen vom 7. Oktober und Rohmaterial vom 9. Oktober 1989. Siegbert Schefke (MDR), der am 9. Oktober heimlich vom Turm der Reformierten Kirche filmte und Roland Jahn (RBB, Redaktion Kontraste) waren am Abend anwesend und führte ein intensives Gespräch mit den 250 Besuchern.
Die Dauerausstellung Stasi-Macht und Banalität in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ besuchten an diesem Sonnabend insgesamt 800 Gäste. Sie kamen aus Leipzig, waren aber auch aus ganz Deutschland angereist, um diesen wichtigen Tag deutscher Geschichte in der Stadt der Friedlichen Revolution mitzuerleben.
Die Friedliche Revolution im Herbst ´89 verlief ohne die befürchteten Auseinandersetzungen. Welche Planungen die Staatsicherheit aber für den so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall hegte, war bei einer Führung durch die ehemalige Ausweichführungsstelle – den Stasi-Bunker in Machern – nachvollziehbar, an der 60 Besucher teilnahmen.
Schon am Vortag hörten 100 Besucher den Vortrag von Tobias Hollitzer der die Ereignisse und Hintergründe dieses „Tags der Entscheidung“ auf Basis aktueller zeitgeschichtlicher Forschungsergebnisse darstellte. Die anschließende Diskussion an der u.a. Roland Quester (Koordinierungskreis „Appell zur Gewaltlosigkeit“, heute Stadtrat) und Dr. Kurt Meyer (SED-Bezirksleitung Leipzig, Mitinitiator des Aufrufs der „Leipziger Sechs“) teilnahmen, ging vor allem der Frage nach, warum der 9. Oktober gewaltfrei blieb und damit die entscheidende Phase der Friedlichen Revolution einläutete.
Am 7. Oktober hatte die deutsche Fassung des Films „The burning wall“ in Anwesenheit der Regisseurin Hava Kohav Beller (New York) vor 230 Interessierten Premiere. Der beste Dokumentarfilm des Hollywood Film Festival 2003, beleuchtet das Dilemma des Widerstandes des Einzelnen in einem totalitären Staat und zeichnet ein Bild vom Anwachsen des Widerstandes, der schließlich die Berliner Mauer zum Einsturz brachte.