openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Meilenstein auf dem Weg zum „Quanteninternet“: Quantenteleportation zwischen Photonen aus zwei entfernten Lichtquellen

18.11.202510:37 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung
Bild: Meilenstein auf dem Weg zum „Quanteninternet“: Quantenteleportation zwischen Photonen aus zwei entfernten Lichtquellen

(openPR) Nanometerkleine Halbleiterinseln für die Informationsübertragung

„Weltweit ist es uns zum ersten Mal gelungen, Quanteninformationen zwischen Photonen, die aus zwei unterschiedlichen Quantenpunkten stammen, zu übertragen“, sagt Prof. Peter Michler, Leiter des IHFG und stellvertretender Sprecher des Forschungsprojekts Quantenrepeater.Net (QR.N). Worum geht es dabei? Jede digitale Nachricht – ob WhatsApp oder Videostream – besteht aus Nullen und Einsen. Das gilt auch für die Quantenkommunikation, bei der einzelne Lichtteilchen als Informationsträger dienen. Null oder Eins codiert man dann durch zwei unterschiedliche Richtungen der Polarisation der Photonen, also deren Ausrichtung in die Horizontale und Vertikale oder auch durch eine Überlagerung beider Zustände. Da Photonen den Gesetzen der Quantenmechanik folgen, lässt sich ihre Polarisation nicht immer vollständig auslesen, ohne Spuren zu hinterlassen. Ein Lauschangriff würde zwangsläufig entdeckt werden.

Quanteninternet fit machen für das Glasfasernetz

Eine weitere Herausforderung: Ein bezahlbares Quanteninternet würde – genau wie das heutige Internet – Glasfasern nutzen. Licht hat darin aber nur eine begrenzte Reichweite. Normale Lichtsignale werden deshalb etwa alle 50 Kilometer mit einem optischen Verstärker erneuert. Da Quanteninformationen nicht einfach verstärkt oder kopiert und weitergeleitet werden können, funktioniert das im Quanteninternet nicht. Die Quantenphysik allerdings erlaubt, Informationen von einem Photon auf ein anderes zu übertragen, ohne diese Informationen zu kennen. Dieses Verfahren nennt man Quantenteleportation.

Quantenrepeater als Knotenpunkte für Informationsübertragung

Darauf aufbauend entwickeln Physiker Quantenrepeater, die Quanteninformationen erneuern, bevor sie in der Glasfaser verloren gehen. Sie sollen im Quanteninternet als Knoten dienen. Die technischen Hürden sind jedoch groß: Um Quanteninformationen per Teleportation zu übertragen, müssen die Photonen ununterscheidbar sein – etwa die gleiche Ausdehnung und Farbe haben. Das ist extrem schwierig, da sie an verschiedenen Orten von unterschiedlichen Quellen erzeugt werden. „Lichtquanten aus verschiedenen Quantenpunkten sind zuvor noch nie teleportiert worden, weil es so herausfordernd ist“, sagt Tim Strobel, Wissenschaftler am IHFG und Erstautor der Studie. Sein Team hat im Rahmen von QR.N Halbleiterlichtquellen entwickelt, die nahezu identische Photonen erzeugen. „In diesen Halbleiterinseln entstehen bestimmte, festgelegte Energieniveaus wie in einem Atom“, erklärt Strobel. So lassen sich auf Knopfdruck einzelne Photonen mit definierten Eigenschaften erzeugen. „Unsere Partner vom Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung in Dresden haben Quantenpunkte hergestellt, die sich nur minimal unterscheiden“, so Strobel. Dadurch können an zwei Orten fast gleiche Photonen erzeugt werden.

Information wird von einem auf das andere Photon „gebeamt“

An der Universität Stuttgart gelang es dem Team, den Polarisationszustand eines Photons aus einem Quantenpunkt auf ein anderes aus einem zweiten Quantenpunkt zu teleportieren. Dabei erzeugt der eine Quantenpunkt ein einzelnes Photon, der andere ein verschränktes Photonenpaar. „Verschränkt“ bedeutet: Die Partner bilden quantenphysikalisch eine Einheit, auch wenn sie sich räumlich trennen. Ein Partner des Paars reist zum zweiten Quantenpunkt und interferiert mit dessen Lichtteilchen. Beide überlagern sich. Aufgrund dieser Überlagerung überträgt sich die Information des einzelnen Photons auf den entfernten Partner des Paars. Entscheidend für den Erfolg waren „Quantenfrequenzkonverter“, die minimale verbleibende Frequenzunterschiede zwischen den Photonen ausgleichen. Entwickelt hat sie ein Team um Prof. Christoph Becher, Experte für Quantenoptik an der Universität des Saarlandes.

Verbesserungen für deutlich größere Reichweiten

„Quanteninformationen zwischen Photonen aus unterschiedlichen Quantenpunkten zu übertragen, ist ein entscheidender Schritt, um künftig größere Distanzen zu überbrücken“, sagt Peter Michler. Im Stuttgarter Experiment waren die Quantenpunkte nur durch eine etwa zehn Meter lange Glasfaser getrennt. „Aber wir arbeiten daran, deutlich größere Entfernungen zu erreichen“, erklärt Strobel. Bereits in früheren Arbeiten zeigte das Team, dass die Verschränkung der Quantenpunkt-Photonen selbst nach einer 36 Kilometer langen Übertragung durch die Stuttgarter Innenstadt erhalten bleibt. Ein weiteres Ziel ist, die derzeit gut 70-prozentige Erfolgsrate der Teleportation zu steigern. Noch führen Fluktuationen im Quantenpunkt zu leichten Unterschieden der Photonen. „Diese wollen wir durch halbleitertechnische Verbesserungen verringern“, so Strobel. „Es war schon lange ein Traum, ein solches Experiment durchzuführen und diese Ergebnisse sind die Krönung jahrelanger Studien und wissenschaftlicher Fortschritte“, sagt Dr. Simone Luca Portalupi, Gruppenleiter am IHFG und einer der Koordinatoren dieser Arbeit. „Es ist spannend zu sehen, wie Experimente, die sich mit Grundlagenforschung befassen, erste Schritte in Richtung einsetzbarer Technologien machen."

Forschungsverbund Quantenrepeater.Net

Die Forschung zu Quantenrepeatern wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) im Rahmen des Projektes „Quantenrepeater.Net (QR.N)“ gefördert. Unter Koordination der Universität des Saarlandes haben sich im QR.N-Verbund 42 Partner aus Forschungseinrichtungen, Universitäten und Wirtschaftsunternehmen zusammengeschlossen, um die Technologie und den Einsatz von Quantenrepeatern in optischen Glasfasernetzwerken zu erforschen und zu erproben. Das Projekt basiert auf Ergebnissen des ebenfalls BMFTR-geförderten (vormals BMBF) Projektes „Quantenrepeater.Link (QR.X)“, das unter Federführung der Universität des Saarlandes von 2021 bis Ende 2024 bundesweit die Grundlagen für die Entwicklung eines Quantenrepeaters erforscht hat. Physiker*innen der Universität Stuttgart haben beide Verbünde maßgeblich mitgestaltet. An den Experimenten zur Quantenteleportation waren unter Koordination des Instituts für Halbleiteroptik und Funktionelle Grenzflächen (IHFG) der Universität Stuttgart, das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) in Dresden und die Arbeitsgruppe Quantenoptik der Universität des Saarlandes beteiligt.

wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Peter Michler, Universität Stuttgart, Institut für Halbleiteroptik und Funktionelle Grenzflächen (IHFG), Tel.: +49 711 685-64660, E-Mail: E-Mail

Tim Strobel, Universität Stuttgart, Institut für Halbleiteroptik und Funktionelle Grenzflächen (IHFG), Tel.: +49 711 685-69851, E-Mail: E-Mail

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1038/s41467-025-65912-8

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 1296683
 1

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Meilenstein auf dem Weg zum „Quanteninternet“: Quantenteleportation zwischen Photonen aus zwei entfernten Lichtquellen “ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von idw - Informationsdienst Wissenschaft

Mit KI-Tools in die Zukunft der Hochschullehre
Mit KI-Tools in die Zukunft der Hochschullehre
Das Ziel von OneTutor ist es, Studierende während der Vorlesung bei Fragen zu unterstützen und individuell abgestimmte Quizzes zur Wiederholung des Stoffs zu bieten. Die Idee dazu stammt aus einem Studierendenpraktikum. Anschließend forschte und testete Alexander Pretschner, Professor für Software & Systems Engineering an der TUM, gemeinsam mit vier Studierenden weiter – bis das Team im Mai dieses Jahres ein eigenes Unternehmen gründete. Inzwischen hat der KI-Tutor über 21.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer und wird an 30 Hochschulen in Deutsc…
18.11.2025
11:32
Bild: Staat im digitalen Dialog: Mit KI eine effiziente und nutzerfreundliche Verwaltung gestaltenBild: Staat im digitalen Dialog: Mit KI eine effiziente und nutzerfreundliche Verwaltung gestalten
Staat im digitalen Dialog: Mit KI eine effiziente und nutzerfreundliche Verwaltung gestalten
KI gilt als Schlüsseltechnologie für die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung. Während etwa Online-Formulare oder automatisierte Datenübertragung lediglich standardisierte Prozesse digital abbilden, kann KI gezielt Informationen kontextsensitiv aufbereiten, komplexe Datenstrukturen erschließen und individuelle Unterstützung in Echtzeit leisten. Dadurch entstehen völlig neue Formen der Interaktion, die insbesondere dann von Vorteil sind, wenn Verfahren komplex sind. Dadurch wird die Interaktion zwischen dem Staat und seinen Bürg…
18.11.2025
10:39

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: Mit Spiegeln zur besseren Qualität von LichtteilchenBild: Mit Spiegeln zur besseren Qualität von Lichtteilchen
Mit Spiegeln zur besseren Qualität von Lichtteilchen
… entstand im Rahmen einer Dissertation an der 2012 gegründeten Doktorandenschule des Swiss Nanoscience Institute. «Wir haben eine wichtige Hürde auf dem Weg zum Quanteninternet genommen», bemerkt Betreuer Professor Richard Warburton vom Departement Physik der Universität Basel. Professor Patrick Maletinsky, der die Arbeit ebenfalls betreut hat, fügt hinzu: …
Bild: Erstes abhörsicheres Quanten-Videotelefonat zwischen Wien und Peking geglücktBild: Erstes abhörsicheres Quanten-Videotelefonat zwischen Wien und Peking geglückt
Erstes abhörsicheres Quanten-Videotelefonat zwischen Wien und Peking geglückt
… Videokonferenz über zwei Kontinente. Für den dafür erforderlichen Quantenschlüssel wurde der 2016 ins All beförderte Satellit „Micius“ eingesetzt. --- Von Quantenkryptografie bis Quanteninternet: Die Erforschung der Welt der Quanten verspricht für die Zukunft eine Vielzahl neuer technologischer Möglichkeiten. Welche Fortschritte die Grundlagenforschung …
Bild: Fraunhofer ILT nimmt Quanteninternetknoten in Betrieb – Startpunkt für europäische VernetzungBild: Fraunhofer ILT nimmt Quanteninternetknoten in Betrieb – Startpunkt für europäische Vernetzung
Fraunhofer ILT nimmt Quanteninternetknoten in Betrieb – Startpunkt für europäische Vernetzung
Noch ist das Quanteninternet ein Zukunftsprojekt. Verschränkte Quanten sollen Daten darin vor unbefugtem Zugriff schützen. Einen wichtigen Meilenstein auf diesem Weg hat das niederländische QuTech erreicht: Über 25 km herkömmliche Telekomglasfaser hat es zwei stationäre Qubits in Delft und Den Haag miteinander verschränkt – also in einen gemeinsamen …
Bild: Meilenstein in der OLED-Entwicklung: cynora präsentiert neuen Prototypen für flexible organische LeuchtdiodenBild: Meilenstein in der OLED-Entwicklung: cynora präsentiert neuen Prototypen für flexible organische Leuchtdioden
Meilenstein in der OLED-Entwicklung: cynora präsentiert neuen Prototypen für flexible organische Leuchtdioden
… einen neuen flexiblen Prototypen und beweist damit erneut, welches Potenzial in der OLED-Technologie steckt. Organische Leuchtdioden (OLEDs) sind im Gegensatz zu konventionellen LEDs flächige Lichtquellen. Sie sind extrem dünn und eigenen sich daher perfekt für Beleuchtungen und Bildschirme. Bisher werden sie allerdings nur in starrer Form in Lampen …
Bild: Grundlage für das zukünftige Quantennetz: Quantenkanäle im Flug getestet (QuNET Initiative)Bild: Grundlage für das zukünftige Quantennetz: Quantenkanäle im Flug getestet (QuNET Initiative)
Grundlage für das zukünftige Quantennetz: Quantenkanäle im Flug getestet (QuNET Initiative)
… quantenkryptographische Schlüssel erzeugt werden, die die Kommunikation der Zukunft praktisch abhörsicher machen. Die Technologien sind außerdem wegweisend für ein zukünftiges Quanteninternet, das Quantencomputer miteinander verbindet. An dem Experiment waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), …
Bild: Schneller Quantenspeicher für PhotonenBild: Schneller Quantenspeicher für Photonen
Schneller Quantenspeicher für Photonen
Physiker der Universität Basel haben einen Speicher für Photonen entwickelt. Diese Quantenteilchen bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit und eignen sich daher für schnelle Datenübertragung. Den Forschenden ist es gelungen, sie in einem Atomgas zu speichern und wieder auszulesen, ohne dass sich ihre quantenmechanischen Eigenschaften zu stark verändert …
Bild: Erster Knoten für das Quanteninternet der ZukunftBild: Erster Knoten für das Quanteninternet der Zukunft
Erster Knoten für das Quanteninternet der Zukunft
… genannter »Metropolitan Scale Quantum Networks« voran. Diese aus technischen Gründen bisher nur lokal oder regional umsetzbaren Netzwerke gelten als Keimzellen des Quanteninternets der Zukunft. Für Langstreckenverbindungen fehlen Repeater, welche die von Einzelphotonen übertragenen Signale verstärken, ohne die Quantenverschränkung zu lösen. Simples Klonen …
Bild: Neuer Baustein für das QuanteninternetBild: Neuer Baustein für das Quanteninternet
Neuer Baustein für das Quanteninternet
… zuverlässig koppeln lassen. Damit schaffen wir auch die Grundlage, um in Zukunft Quantencomputer zu verknüpfen, verteiltes Quantenrechnen zu realisieren und ein Quanteninternet aufzubauen.“Wie die Kopplung funktioniertUm die beiden Quantensysteme zu verbinden, müssen sie Informationen in Form von Qubits austauschen, den grundlegenden Informationseinheiten …
Sie lesen gerade: Meilenstein auf dem Weg zum „Quanteninternet“: Quantenteleportation zwischen Photonen aus zwei entfernten Lichtquellen