(openPR) Bereits zum dritten Mal findet am 26. März 2010 der Equal Pay Day in ganz Deutschland statt. Verschiedene Aktionen machen an diesem Tag darauf aufmerksam, dass Frauen für die gleiche Leistung noch immer deutlich weniger Gehalt bekommen, als ihre Kollegen. Bettina Sturm, Inhaberin von dein copilot - die andere karriereagentur, sagt: „Frauen sind selber schuld.“
Frau Sturm, warum sind Frauen selber schuld?
Ich habe einmal von einem Personalchef die Ansicht gehört, wenn Manager rechnen könnten, würden sie mehr Frauen einstellen. Die haben die besseren Abschlüsse, motzen weniger und leisten mehr und sind mit 1/3 weniger Gehalt zufrieden.
Klingt ziemlich zynisch.
Ja, aber das stimmt. Frauen sind heutzutage so gut ausgebildet, aber wenn es um ihre eigene Vermarktung im Unternehmen geht, dann agieren sie wie kleine Mädchen.
Warum ist das so?
Das hat mehrere Gründe. Frauen haben oft eine andere Einstellung zum Thema Gehalt. Wenn ich nachfrage: „Wie wichtig ist für Sie Ihr Gehalt?“, dann bekomme ich häufig Aussagen wie: „Hauptsache die Kollegen sind nett“ – „Wenn die Aufgabe eine Herausforderung ist, ist mir das Gehalt nicht so wichtig.“ Als Personalleiterin habe ich mir dann immer gedacht: „Spitze, schon wieder 5.000 € eingespart.“ Diese Lücke zwischen - was wäre gehaltlich möglich gewesen und was habe ich herausgeholt - ist von den Frauen im selben Unternehmen nicht mehr einzuholen. Frauen wagen sich auch aus eigenem Antrieb selten an das Thema Gehaltserhöhung ran. Gehen sie dann auf ihren Chef zu, sind viele schlecht vorbereitet und lassen sich meist viel zu schnell abwimmeln. Frauen müssen lernen ihren Wert in Geld zu vermarkten und die Sprache der Männer zu sprechen.
Was ist die denn Sprache der Männer?
Männer wollen eine klare Ansage. Sie brauchen Zahlen, Daten und Fakten. Warum sollte die Mitarbeiterin mehr Geld bekommen? Durch welche Zahlen ist ihr Wunsch belegt?
Was machen Frauen falsch?
Frauen haben viele Ängste in Bezug auf das Thema Geld. Sie würden ja gerne, trauen sich aber nicht. Sie haben Angst vor der Ablehnung des Chefs, wenn sie mehr Geld fordern. Sie haben das Gefühl, gierig zu sein oder dass nach einer Gehaltsverhandlung die Kündigung kommen könnte. Ich erlebe immer wieder in meiner Arbeit, dass viele Frauen ihren Wert nicht kennen. Sie wissen nicht, welchen Nutzen sie dem Unternehmen bringen. Auf den Punkt gebracht: Was hat das Unternehmen davon, dass ICH hier arbeite? Oft ist der erste Schritt meiner Arbeit, meine Klientinnen zu unterstützen sich ihrer selbst bewusst zu werden. Eine Jobanalyse hilft hier: Welche Aufgaben erfülle ich? Welche Kompetenzen bringe ich ein? Was habe ich Außergewöhnliches geleistet? Was sind meine Erfolge?
Wie können Mitarbeiterinnen sich konkret auf eine Gehaltserhöhung vorbereiten?
Wichtig ist eine gute Vorbereitung. Die fängt in dem Moment an, in dem ich einen neuen Job antrete. Mitarbeiterinnen sollten von Anfang an zu großen Hamstern werden. Das heißt, alle Argumente die Ihren Wert unterstreichen sammeln, sammeln, sammeln. Alles, was zeigt, was Sie geleistet haben. Legen Sie sich ein Erfolgstagebuch an. Setzen Sie sich einmal die Woche hin und lassen Sie Revue passieren: Was habe ich gemacht? Was war normal, was war außergewöhnlich? Wo habe ich das Unternehmen nach vorne gebracht? Schaffen Sie Fakten in Form von Kennzahlen! Diese Kennzahlen helfen, dem Vorgesetzten zu zeigen, welchen Nutzen das Unternehmen durch Sie hat. Informationen sammeln ist die Grundlage für jede Gehaltsverhandlung: Was verdiene ich jetzt? Was will ich verdienen? Was verdienen andere in dieser Position?
Wie sieht Ihre Arbeit diesbezüglich aus?
Wir starten zunächst mit einer Analysephase. Dann trainieren wir das Gehaltsgespräch. Als ehemalige Personalleiterin weiß ich WAS und WIE was gesagt werden sollte. Meine Tipps sind:
1.Mit Leistung punkten: Analyse der Erfolge, Fakten schaffen, Kennzahlen finden.
2.Gehaltsinfos einholen: Was gibt es für Gehaltsbestandteile bzw. Ersatzleistungen, was verdienen andere in der Position, eigenen Marktwert ermitteln.
3.Cheftyp ermitteln: Vom Kuschler bis Querkopf alles dabei/ alle verstehen.
4.Verhandlungsgeschick: Souveränität ausstrahlen, durch Outfit und Körpersprache überzeugen
5.Wenn der Chef nein sagt: Umgang mit typischen Einwänden, dranbleiben, nächste Runde.
Und, um verhandlungsfit zu werden: Üben, üben, üben!