(openPR) Jigme Lhunthok, ein Mönch aus der Provinz Gansu, schilderte dem "Tibetan Centre for Human Rights and Democracy" nach seiner Flucht aus Tibet, welchen Problemen sich die tibetischen Nomaden durch die chinesische Kampagne der "Schaffung einer neuen sozialistischen Landschaft" gegenübersehen.
Wie er berichtet, führte die regionale Verwaltung neue Vorschriften für die Zuteilung von Weideland an die Nomaden ein. Gleichzeitig haben die Behörden mit dem Bau von Häusern für die Nomaden begonnen, um sie seßhaft zu machen.
Die Einführung neuer Vorschriften für das Weideland hat zu Streit, Fehden und Zusammenstößen zwischen einzelnen Nomaden und Nomadengruppen geführt, in die zuweilen auch ganze Klöster und die Allgemeinheit involviert sind. Ein Streit zwischen Nomaden darüber, wo sie ihre Tiere weiden lassen, führte beispielsweise zu einem Zusammenstoß zwischen den Gemeinschaften Zogey Chor und Gungtso über die Besitzrechte am Weideland. Bald schon eskalierte ein kleiner Streit wie dieser zu gewaltsamen Handlungen zwischen den beiden nomadischen Gemeinschaften.
Schließlich intervenierten die Gemeindevorsteher, um den Streit zu schlichten. Obwohl die Lage sich beruhigt hat, sind die früher so harmonischen Beziehungen zwischen den beiden Gemeinschaften nun nachhaltig gestört, zumal auch für die Zukunft Konflikte über Weiderechte vorprogrammiert sind.
Seitdem die chinesische Regierung 2005 in der Gemeinde Mewo mit dem Bau von neuen Häuserblocks für die Ansiedelung der Nomaden begonnen hat, gibt es auch dort Probleme. Bisher wurden etwa 80 Häuser fertiggestellt, um die Nomaden seßhaft zu machen, und weitere zu demselben Zweck sind im Bau. Die Regierung verfolgt einen langfristig angelegten Plan, die Nomaden in Siedlungen zusammenzufassen, womit sie von ihrem traditionellen Lebensstil Abschied nehmen müssen. Wegen der ihnen drohenden Umsiedlung haben die fünf Familien der Nomadengemeinschaft Gesar bereits ihre Herden verkauft.
Im Rahmen der Kampagne "Neue sozialistische Landschaft" hat die chinesische Regierung den tibetischen Nomaden eindringlich geraten, sie sollten ihren tradierten Lebensstil, den sie als primitiv und unproduktiv bezeichnet, aufgeben und sich statt dessen dem "blühenden städtischen Leben" zuwenden. Infolgedessen sind nun Hunderttausende Nomaden "auf der Suche nach Chinas neuem städtischen Paradies" in die Siedlungen gezogen.
Sie wurden jedoch in ihren Erwartungen enttäuscht, der abrupte Bruch mit ihrer traditionellen Lebensweise erwies sich für sie als ernüchternd und traumatisch. Das neue Leben in der Stadt sah für sie so aus, daß sie untergeordnete Jobs auf Baustellen annehmen mußten, um überhaupt überleben zu können. Bald mußten sie jedoch feststellen, daß sie schlechter als chinesische Arbeiter bezahlt und diskriminiert werden. Enttäuscht von solch schlechten Aussichten in einer städtischen Umgebung, kehren sie nun zu ihrem tradierten nomadischen Leben zurück.
Anfangs machte die chinesische Regierung den Nomaden vor, sie müßten keinen Groschen für die neuen Häuser bezahlen, aber später wurden für das Hausprogramm zwischen 10 - 20.000 Yuan von ihnen gefordert. Angesichts der herrschenden Zustände sind die tibetischen Nomaden nun in großer Sorge um ihre Zukunft. Sie mußten ihre jahrhundertelang hochgeschätzte Lebensweise übergangslos aufgeben, während das neue urbane Leben ihnen keinerlei Hoffnung und Zukunftsaussicht gibt. Von dieser Hoffnungslosigkeit ist jetzt die Stimmung unter den tibetischen Nomaden geprägt. Die von der chinesischen Regierung eingeführten neuen Regeln für die Verteilung des Weidelandes und die "Schaffung der neuen sozialistischen Landschaft" erweisen sich für die tibetischen Nomaden sowohl für die Gegenwart als auch auf längere Sicht gesehen als verheerend und tragisch.










