(openPR) In einer jüngst veröffentlichten Studie (Alves et al., 2017) über Rückenflossen von Cetaceen, unter anderem von Orcas, kam heraus, dass dies in der Natur doch häufiger vorkommt als gedacht. Dabei betonten die Wissenschaftler auch auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstands, dass sich dieses Abknicken nicht ausschließlich auf Tiere in Menschenobhut beschränkt.
HÄUFIGER ALS BISHER ANGENOMMEN
Am Status quo ändert die Studie auf den ersten Blick scheinbar wenig, da in Fachkreisen bereits lange bekannt war, dass das Abknicken der Rückenflosse nicht nur in Zoos und Aquarien vorkommt, sondern auch in der Wildbahn. Allerdings betonten die Autoren der Studie bereits zu Anfang, dass dies häufiger vorkommt als bisher angenommen.
Die Gründe sind für die meisten Walarten unbekannt. Bei Schwertwalen ist die Rückenflosse als sekundäres Geschlechtsmerkmal vergrößert und diese Größe macht sie anfällig dafür, abzuknicken. Aber viel mehr als diese Hypothese aufzustellen, will diese Studie auch nicht, weswegen die Autoren in der Konklusion betonen, dass weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig sind. Für Orcas wird das mit dem Alter schwächer werdenden Bindegewebe als eine wahrscheinliche Ursache genannt.
TEILS HOHER ANTEIL AUCH IN DER NATUR
Insgesamt sind 64 Orcas in der Natur mit geknickter Rückenflosse wissenschaftlich beschrieben. Sicherlich ein Problem bei der Aufbereitung der Zahlen ist die geringe Differenzierung. So ist der gesamte Anteil von Tieren mit kollabierten Rückflossen etwa in Neuseeland bei 5,6%. Dies mag auf den ersten Blick vielleicht wenig erscheinen. Allerdings enthält diese Zahl auch Tiere drin sind, die eben üblicherweise keine gekrümmte Rückenflosse haben, nämlich Weibchen und Jungtiere. Nimmt man nur den Anteil der adulten Männchen, kommt man auf rund 23% - also weist fast jedes vierte Männchen in Neuseeland eine gekrümmte Rückenflosse auf.
In British Columbia, Kanada, fand man insgesamt 30 Tiere, fünfzehn pro dort lebender Population, mit geknickter Rückenflosse. Bei den Northern Residents haben also 15 Tiere eine abgenickte Rückenflosse – das sind 2,84 Prozent der Gesamtpopulation. Allerdings sind auf der Grundlage der Beobachtungen der Wissenschaftler nur 18% der Gesamtpopulation adulte Männchen, von denen dann immerhin rund 16% eine abgenickte Rückenflosse hätten, wenn man das durchrechnet.
ABGEKNICKTE RÜCKENFLOSSE KEIN PROBLEM FÜR DIE TIERE
Für die Tiere selbst ist es völlig egal, ob die Rückenflosse nun steht wie eine eins oder schlaff herunterhängt. Manche Menschen empfinden als einen optischen Makel, weshalb man Tiere mit solchen Flossen zum Beispiel auch sehr selten auf Fotos oder in Dokumentationen sieht, wo man speziell nach „ästhetischen“ Orcas sucht.
In Menschenobhut trifft man die geknickten Rückenflossen natürlich auch an.
Mit Inouk, Tekoa und Keto gibt es drei adulte Männchen in den Europäischen Orcahaltungen. Man findet hier eine vollständig abgeknickte Rückenflosse und zwei, die zur Seite geneigt sind. Vergleichbar ist das kaum, da manche Studien eine geneigte Rückenflosse nicht als abgenickt sehen, andere beschreiben jede Abweichung von der Norm schon als genickt. Orcaflossen können zudem auf verschiedenen Arten knicken: manche knicken komplett, manche nur geneigt, manche vom Ansatz, andere erst weiter oben. So können solche Details leider noch nicht verglichen werden, weil man schlicht nicht so detaillierte Daten über wilde Orcas hat, wie über solche in Menschenobhut. Das macht es auch so schwer, den Grund für das Abknicken zu eruieren, da man ohne genetische Analysen nicht zweifelsfrei die Väter der einzelnen Orcas zuordnen kann, um so eine Vererbbarkeit des schwachen Bindegewebes zu eruieren.
KEIN GRUND ZUR SORGE WEGEN RÜCKENFLOSSE
Um die Tiere in den zeitgemäß geführten, modernen Delfinarien und Zoologischen Gärten muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen. Wenn man ein Tier mit einer abgeknickten oder geneigten Rückenflosse sieht, muss man sich bewusst sein, dass der Winkel der Rückenflosse keine direkten Rückschlüsse auf das Wohlbefinden oder Wohlergehen der Tiere zulässt, wie diese Studie auch bestätigt.
Wer also das nächste Mal eine Orcahaltung besucht, braucht sich nicht automatisch Sorgen um Tiere mit geknickten oder geneigten Rückenflossen zu machen, denn dieses Merkmal gibt eben keinerlei Hinweise auf ein etwaiges Nichtwohlbefinden der Tiere: der betreffende Orca ist nicht auch sprichwörtlich geknickt, nur, weil seine Rückenflosse das ist!
Leider versuchen Tierrechtler nach wie vor Orcahaltungen, auch mit Desinformationen über die Rückenflosse der Tiere, zu diskreditieren. So versuchte man auch erst zuletzt Populismus über die Zähne der Orcas durch eine pseudo-wissenschaftliche Studie, die von ausgewiesenen Delfinariengegnern verfasst wurde, zu verbreiten. Mehr dazu siehe: http://zoos.media/medien-echo/zahnlose-pseudo-wissenschaft-zu-orca-zaehnen/. Ebenfalls hatten Tierrechtler versucht, sogenannte rake marks, die ganz natürlich auch bei wilden Orcas entstehen, als Beweis für angebliche Tierquälerei von Orcas in Menschenobhut zu nutzen, und natürlich scheiterten sie auch damit an der Realität und den wissenschaftlichen Fakten.