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Auf den Spuren der Fransenflügler: Waldorflehrer entdeckte seltene Insektenart

16.04.201418:00 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung
Bild: Auf den Spuren der Fransenflügler: Waldorflehrer entdeckte seltene Insektenart
Manfred Ulitzka_Foto:Privat
Manfred Ulitzka_Foto:Privat

(openPR) Offenburg/Hamburg, 16. April 2014/CU. Der Waldorflehrer Dr. Manfred Ulitzka, Oberstufenlehrer für Biologie und Chemie an der Freien Waldorfschule Offenburg ist Biologe und Fachmann auf dem Gebiet der Insektenordnung der Thysanopteren oder Fransenflügler. Nun hat er eine bislang in Mitteleuropa nicht nachgewiesene Insektenart entdeckt, den Tylothrips osborni.



Seine Entdeckung wurde in der Fachzeitschrift Carolinea publiziert, die das Naturkundemuseum Karlsruhe herausgibt. Umgangssprachlich handelt es sich um Thripse, sog. Gewittertierchen. Seit seiner Studentenzeit widmet Manfred Ulitzka sich diesen Insekten, die wenig bekannt sind, weltweit gibt es jedoch ca. 5.000 Arten von Fransenflüglern. „Ich kannte die Thysanopteren auch nicht, dann hörte ich aber noch als Student einen Vortrag darüber und fand sie so faszinierend, dass ich anfing, sie zu studieren und an ihnen zu forschen.“ Vor allem ihre vielfältigen Lebensweisen, die einige Arten zu Nützlingen, andere zu Schädlingen an Kulturpflanzen machen, beeindruckte ihn. Seine Diplom- und seine Doktorarbeit widmete er den einheimischen Arten.

Entdeckt wurde die für Mitteleuropa neue Spezies nun eher zufällig, als Manfred Ulitzka einer Schülerin zeigen wollte, wie man die Winzlinge mit einem sog. Klopfnetz in der Natur einsammeln kann. Auf einem Haufen alter Rebstöcke im badischen Ortenberg krabbelte der Thrips. Ulitzka war zunächst der Meinung, es handele sich um ein Exemplar, das er bereits in seiner umfassenden Sammlung habe. Unter dem Mikroskop zeigte sich jedoch, dass das Tierchen einem anderen glich, das eigentlich nur in Nordamerika vorkommen sollte, dem Tylothrips osborni. Die Bestimmung der einzelnen Arten ist dabei gar nicht so einfach, erklärt Ulitzka: „Man muss zunächst ein Präparat in einem bestimmtes Einschlussmedium (sog. Kanadabalsam) herstellen, damit man unter dem Mikroskop die Merkmale überhaupt erkennen und beurteilen kann. Das Exemplar, das wir da gefunden hatten, hatte in der Brustregion nach vorn gebogene Borsten. Ähnliches hatte ich in Südamerika – wo ebenfalls Vertreter der Gattung Tylothrips vorkommen – schon gesehen.“ Zur Frage, wie die Thripse von Nordamerika nach Baden-Württemberg gelangt sind, hat der Forscher in seiner Publikation dazu die These veröffentlicht, dass sie eventuell mit Reben aus Amerika eingeschleppt worden sein könnten. Um die Jahrhundertwende seien amerikanische Reben, welche resistent gegen Rebläuse sind, als Unterlagsreben importiert worden, auf die europäischen Rebstöcke aufgepfropft wurden.
Vor seiner Zeit als Waldorflehrer spürte Ulitzka den Thripsen in teilweise abenteuer-lichen Expeditionen nach, die ihn im Rahmen mehrerer Forschungsaufenthalte beispielsweise in den Tropenwald von Französisch-Guayana führten, wo er auf Urwaldriesen kletterte, um die Rolle der Insekten bei der Blütenbestäubung zu erforschen. Auf seiner Homepage sind viele Ergebnisse seiner Forschungen dokumentiert (http://www.thrips-id.de/). Um die meist nur ca. zwei Millimeter großen Tiere bildlich darzustellen, nutzt er die spezielle Fototechnik des Focus-Stackings. Dabei wird aus bis zu einhundert Einzelaufnahmen eines Objektes in unterschiedlichen Schärfeebenen ein Bild mit hoher Schärfentiefe erzeugt.

Derzeit befasst er sich überwiegend mit fossilen Thysanopteren, die z.B. in Bernstein eingeschlossen sind. Sie stammen größtenteils von der Ostseeküste, wie z.B. aus Litauen oder Polen. Auch hier hat er schon neue Arten ausfindig gemacht, über die nun eine Publikation ansteht; kürzlich hat er mit einem Kollegen aus Australien über eine ganz neue Thysanopterenart von den Seychellen publiziert. Die ältesten Thysanopteren sind etwa 200 Millionen Jahre alt und stammen aus der Trias. Ihre Fossilien zeigen, dass die Gewittertierchen die Erde schon sehr lange vor den Menschen bevölkerten.

Auf die Idee, Waldorflehrer zu werden, brachte Manfred Ulitzka eine Tätigkeit in einer Greifvogelwarte nach seiner Rückkehr aus den Tropen, wo er mit Schulklassen arbeitete. „Ich war auch an der Uni schon immer gern in der Lehre tätig, daher war der Schritt nicht ganz so gro?, meint er. Auch mit den künstlerischen Anteilen der Waldorf-lehrerbildung in Kassel kam er gut zurecht, da er seine Forschungsobjekte, die Fransenflügler, immer auch schon gezeichnet hatte. Neben den Naturwissenschaften war Kunst eines seiner Leistungsfächer im Abitur gewesen.

Für die Oberstufenschüler ist ein forschender Lehrer aus seiner Sicht auf jeden Fall ein Gewinn: „Ich kann eine Forschungstätigkeit nur allen Kollegen empfehlen. Es ist einfach die Begeisterung für das Fach, durch die sich der Stoff den Schülern noch intensiver mitteilt.“ Auch im Fach Chemie kommen ihm seine Reisen zugute, denn durch das Erzählen intensiver Erlebnisse könne man im Unterricht Bilder entstehen lassen, z.B. von Amazonas-Indianern, die durch das Kauen von Maniokwurzeln Stärke zu Zucker umwandeln und dann eine alkoholische Gärung herbeiführen. „Wenn man das erlebt hat, kann man es viel authentischer erzählen und nimmt die Schüler auch ganz anders mit“, so Ulitzka. Seine Leidenschaft für die Fransenflügler sorgt dafür, dass ihm die Erzählstoffe im Unterricht nicht ausgehen und aus seiner regelmäßigen Forschungstätigkeit am Mikroskop schöpft er immer wieder neue Kraft für den Schulalltag.

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