openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Ärztefunktionäre sollten weniger „ethisches Schwarzbrot aus der Backstube des Hippokrates“ essen

31.08.201218:05 UhrPolitik, Recht & Gesellschaft

(openPR) Die Debatte um die Liberalisierung der Sterbehilfe muss an Schärfe zunehmen, will man/frau sich nicht sehenden Auges dem ethischen Zwangsdiktat einer privaten Arbeitsgemeinschaft – namentlich der Bundesärztekammer, und ihr folgend den öffentlich-rechtlichen Landesärztekammern - beugen.



Es ist zuvörderst bemerkenswert, dass sich (im weitesten Sinne) Bürgerrechtsvereinigungen dazu aufgerufen sehen, für die Gewissensfreiheit der bundesdeutschen Ärzte einzutreten und insbesondere die BÄK dazu ermahnen, die Grundrechte ihrer Kolleginnen und Kollegen entsprechend zu wahren und nicht über Gebühr zu strapazieren.

Andererseits fragt sich, warum die unmittelbar betroffene Ärzteschaft mehr oder minder schweigt, sehen wir mal von einigen Ausnahmen ab?

Ist es hinnehmbar, dass eine Standesorganisation unverhohlen die Freiheit der Gewissensentscheidung eines hoch stehenden Berufsstandes zu Grabe trägt, so dass unsere Gesellschaft die Heimstatt von „Ärzten ohne Gewissen“ zu sein scheint?

Wo ist es geblieben, dass berühmte „Drittel“ der anonym befragten Ärztinnen und Ärzte, die in einer eigens von der BÄK in Auftrag gegebenen Befragung für eine Liberalisierung der Sterbehilfe eintritt?

Mit Verlaub: Gerade dieses „Drittel“ sollte sich mit den Kolleginnen und Kollegen solidarisch erklären, die offen dafür eintreten, dass sie ihre Gewissensentscheidung auch von ihren Funktionären gewahrt wissen möchten.

Es ist ein beklagenswerter Irrtum, zu glauben, dass die ranghohen Ärztefunktionäre der BÄK „ethische Wahrheiten“ verkünden. Dieses Privileg mag den verfassten Amtskirchen zukommen, wenn auch ohne einen Grad an Verbindlichkeit für den parlamentarischen Gesetzgeber, der zur strikten Neutralität verpflichtet ist.

Ärztliche Standesorganisationen in Gestalt öffentlich-rechtlicher Körperschaften sind dazu verpflichtet, in einer besonderen Weise ihrer Verantwortung gerecht zu werden, die Grundrechte ihrer Mitglieder zu beachten, wie sich unschwer aus dem sog. Facharztbeschluss des BVerfG ergibt!

„Ärzte ohne Gewissen“, die auf das ärztliche Sittengesetz qua Berufsrecht zwangsweise verpflichtet werden, können zu den gefährlichsten Männer und Frauen im Staate werden, nimmt man/frau ihnen doch die Möglichkeit, sich im Rahmen einer vertrauensvollen und individuellen Arzt-Patienten-Beziehung gegenüber den Patienten mit ihren Fragen zum Lebensende zu stellen und ihre frei verantwortliche Entscheidung ernst zu nehmen, wenn diese denn in einem Sterbewunsch mündet.

„Christliches Schwarzbrot“ ist nicht in jedem Fall eine zu empfehlende Schonkost

(vgl. dazu Barth >>> http://aerztliche-assistenz-beim-suizid.nursing-health-events.de/2011/06/06/%E2%80%9Echristliches-schwarzbrot%E2%80%9C-%E2%80%93-eine-geeignete-schonkost/print/ )

und es bleibt zu hoffen, dass die Ärztinnen und Ärzte hierum wissen.

Wer die „ethische Zwangsgebote der BÄK in den Wind schlägt“, mag zwar „Sturm ernten“, aber das Grundgesetz schützt insoweit vor nachhaltigen „Sturmschäden“.

In diesem Sinne wäre es wünschenswert, wenn jedenfalls das berühmte „Drittel“ der Ärzteschaft, die in bestimmten Grenzsituationen für eine Liberalisierung der Sterbehilfe votieren, sich gegenüber der BÄK und ihren Kammern als „ethisch ungehorsam“ erweisen, denn auch Institutionen können zu „gefährlichen Zwangskörperschaften“ in unserem Staate werden, mag hierauf auch der verdienstvolle Arzt Hufeland nicht hingewiesen haben!

Der schwersterkrankte und sterbende Patient hat jedenfalls einen Anspruch darauf, dass Externe nicht mit ethischen Zwangsdekreten das höchst vertrauensvolle Gespräch zwischen ihm und seinem Arzt des Vertrauens derart belastet, als dass Letztere nur Überbringer einer aus meiner Sicht unethischen und inhumanen Botschaft sein darf, die dazu führt, dass das Selbstbestimmungsrecht der Patienten nicht ernst genommen und im Übrigen der betroffene Arzt in arge Gewissensnöte durch seine Kammer gestürzt und im Zweifel durch in Aussicht gestellte berufsrechtliche Sanktionen „geläutert“ wird.

Wer oder was ist nun gefährlicher?

Die Ärztin oder der Arzt, die um ihre ethische Integrität ringen, wohl wissend darum, dass ihre Gewissensentscheidung nicht fremdbestimmt wird – weder von den Patienten noch von den Kammern – oder eine Kammer, die eine „ethische Basta-Politik“ betreibt und ihre Kolleginnen und Kollegen mit einem ethischen Zwangsdekret überzieht?

Ärzte seien keine „Sterbehelfer“, so die gebetsmühlenartig vorgetragene Botschaft im Sterbehilfe-Diskurs.

Nun – wenn dem so ist und die Botschaft aus dem Grundgesetz ärztlicher Sittlichkeit zu entnehmen ist, dann fragt sich, warum zigtausende Schwangerschaftsabbrüche von Ärztinnen und Ärzten vorgenommen werden? Auch hier wird Leben zerstört, mehr noch: getötet und zwar im Sinne eines dolus directus!

Unsere Gesellschaft aber auch die deutsche Ärzteschaft darf es nicht akzeptieren, dass wir dieser Doppelmoral einiger Ärztefunktionäre erliegen.

Auch für Ärzte gilt: in dubio pro libertate und was liegt es da näher, sich auf den rechtsethischen Standard unseres Grundgesetzes zu besinnen, nach dem u.a. eine „Zwangsethisierung“ ausdrücklich nicht gewünscht ist, sondern gerade unterschiedlichen Wertvorstellungen Raum lassen will, so also auch die individuelle Gewissensentscheidung!

Was also ist gefordert?

Ärztinnen und Ärzte sollten sich aktiv am Diskurs beteiligen und sich nicht von den „Sonntagsreden“ so mancher Ärztefunktionäre beeindrucken lassen.
Hilfreich wäre es zudem, wenn auch die Zentrale Ethikkommission, eingerichtet bei der BÄK, sich bei allernächster Gelegenheit „mal äußert“ und dass der Deutsche Ethikrat das Thema Suizidbeihilfe erneut (!) auf die Agenda setzt.

Die BÄK übt derzeit „ethische Gewalt“ aus, die jedenfalls nicht vom Staatsvolk legitimiert ist, mal ganz davon abgesehen, dass das Staatsvolk mehrheitlich eine diametral entgegengesetzte Position eingenommen hat, die Ausdruck des Toleranzgebotes ist und es der BÄK gut zu Gesichte anstehen würde, sich an dieser ethischen Werthaltung der unmittelbar Betroffenen zu orientieren.

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 659780
 1225

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Ärztefunktionäre sollten weniger „ethisches Schwarzbrot aus der Backstube des Hippokrates“ essen“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von IQB - Medizin-, Pflege- und Psychiatrierecht - Lutz Barth

Bild: Wir sollen nicht sterben wollenBild: Wir sollen nicht sterben wollen
Wir sollen nicht sterben wollen
Der „Diskurs“ (?) über das frei verantwortliche Sterben eines schwersterkrankten und sterbenden Menschen ist nach wie vor nicht nur soziologisch unterbelichtet, sondern zeichnet sich insbesondere durch Glaubensbotschaften der selbsternannten „Oberethiker“ und deren „Geschwätzigkeit“ aus. „Lebensschützer“ meinen zu wissen, was die Schwersterkrankten und Sterbenden wünschen und welcher Hilfe diese am Ende ihres sich neigenden Lebens bedürfen. Mit Verlaub: Es reicht nicht zu, stets die Meinungsumfragen zu kritisieren, in denen die Mehrheit der…
Bild: Sterbehilfedebatte - Der Kreis der ethischen Überzeugungstäter ist überschaubarBild: Sterbehilfedebatte - Der Kreis der ethischen Überzeugungstäter ist überschaubar
Sterbehilfedebatte - Der Kreis der ethischen Überzeugungstäter ist überschaubar
Es scheint an der Zeit, in einer hoch emotionalisierten Debatte „Ross und Reiter“ zu benennen, die sich fortwährend um den „Lebensschutz“ scheinbar verdienstbar gemacht haben und unbeirrt auf ihrer selbst auferlegten Mission fortschreiten. Einige politisch Verantwortlichen sind gewillt, die „Sterbehilfe“ gesetzlich zu regeln und wie es scheint, besteht das Ziel in einer strikten Verbotsregelung. Auffällig ist, dass es sich um eine handverlesene Schar von Ethiker, Ärztefunktionären, freilich auch Theologen und Mediziner handelt, bei denen ber…

Das könnte Sie auch interessieren:

Das „Schweigen“ der Experten: Wenn Umfragen zur Sterbehilfe „unterschlagen“ werden
Das „Schweigen“ der Experten: Wenn Umfragen zur Sterbehilfe „unterschlagen“ werden
… und sich endlich einer aufrichtigen Diskussion öffnen, die hoffentlich von den „ethischen und moralischen Nebelbomben“ der Lebensschützer-Fraktionen verschont bleibt. Allen voran die Ärztefunktionäre und Würdenträger werden sich dem Vorwurf zu stellen haben, bedeutsame Grundrechte der Schwersterkrankten zu missachten und so einer „Kultur des Lebens“ …
Der neopaternalistische Ethikkurs der Bundesärztekammer ist zwingend zu stoppen
Der neopaternalistische Ethikkurs der Bundesärztekammer ist zwingend zu stoppen
… wird dringend der Appell an den parlamentarischen Gesetzgeber gerichtet, sich von diesen ethischen Nebelbomben nicht einhüllen zu lassen. Insbesondere die Statements ranghoher Ärztefunktionäre lassen darauf schließen, dass diese den hohen Rang des Selbstbestimmungsrechts der schwersterkrankten und sterbenden Patienten verkennen und überdies – ähnlich …
Bild: Ärztefunktionäre verfolgen ihre „Mission“ unbeeindruckt weiter!Bild: Ärztefunktionäre verfolgen ihre „Mission“ unbeeindruckt weiter!
Ärztefunktionäre verfolgen ihre „Mission“ unbeeindruckt weiter!
… Berufsrechts eine „Reform“ folgen wird, die diese verfassungswidrige berufsrechtliche entsprechend novellieren wird. Es wird zunehmend unerträglicher, mit welchem Missionseifern einige Ärztefunktionäre ihre „Wertekultur“ nicht nur zu verteidigen, sondern auch mit aller Macht durchzudrücken versuchen. Zuweilen muss in der interessierten Fachöffentlichkeit …
Bild: Das „Schweigen“ der BundesärztekammerBild: Das „Schweigen“ der Bundesärztekammer
Das „Schweigen“ der Bundesärztekammer
… bei openPR öfters über die Sterbehilfe-Debatte berichtet – zuweilen kritisch und nachfragend und auch gegenwärtig konfrontieren wir die ethische Berufsseele der Ärztefunktionäre mit unangenehmen Fragen. Innerhalb der Ärzteschaft, die ihre ethischen Grundsatzfragen zunächst selbst identifiziert, scheint die „Ruhe“ im wahrsten Sinne des Wortes eingekehrt …
Bild: Lutz Barth vom IQB rügt medizinethischen Paternalismus der BÄKBild: Lutz Barth vom IQB rügt medizinethischen Paternalismus der BÄK
Lutz Barth vom IQB rügt medizinethischen Paternalismus der BÄK
Die Eröffnungsrede des Präsidenten der BÄK zum 113. Deutschen Ärztetag hat es wahrlich in sich: Die unsägliche Mission namhafter Ärztefunktionäre, die zwischenzeitlich mehr klerikale Züge denn eine von der Ratio getragene Qualität angenommen hat, mündet unverhohlen in einen medizinethischen Paternalismus, der seinesgleichen sucht und es dürfte nur eine …
Bild: Einstellungen zur aktiven und passiven SterbehilfeBild: Einstellungen zur aktiven und passiven Sterbehilfe
Einstellungen zur aktiven und passiven Sterbehilfe
… v. 05.08.08. Zu fragen ist, ob diese neuerliche Umfrage mit ihrem eindeutigen Ergebnis zumindest die politisch Verantwortlichen und insbesondere auch die Ärztefunktionäre zum erneuten Nachdenken über ihren eingeschlagenen neopaternalistischen Kurs bewegt. Oberste Richtschnur ist und bleibt das Selbstbestimmungsrecht des Patienten, das freilich nicht …
Bild: Das Erbe des Hippokrates – dürfen wir es ausschlagen?Bild: Das Erbe des Hippokrates – dürfen wir es ausschlagen?
Das Erbe des Hippokrates – dürfen wir es ausschlagen?
Unter dem Titel „Das Erbe des Hippokrates - Medizinethische Konflikte und ihre Wurzeln“ erscheint laut Vorankündigung des Verlags Vandenhoeck &. Ruprecht im Januar 2008 das Buch von Florian Steger. Er geht in diesem Buch der Frage nach , wo das ethische Problembewusstsein der modernen Medizin seine Wurzeln hat. Hierbei ist evident, dass gerade die …
Bild: Das "verstaubte Arztethos" und die "Sterbehilfe-Debatte"Bild: Das "verstaubte Arztethos" und die "Sterbehilfe-Debatte"
Das "verstaubte Arztethos" und die "Sterbehilfe-Debatte"
… Debatte dient lediglich dazu, das Rad der Geschichte zurückzudrehen und einen Beitrag zur Redogmatisierung eines paternalistischen Arzt-Patienten-Verhältnis zu leisten, in der uns die Ärztefunktionäre als „Götter in Wei? im wehenden Arztkittel erscheinen werden, unter dem dann der Mief eines verstaubten Arztethos sich zu einer „ethischen Nebelbombe“ …
Arztethischer „Katechismus“? Wehret den Anfängen
Arztethischer „Katechismus“? Wehret den Anfängen
… Menschen in geradezu vorbildlicher Weise dem „Grundgesetz der ärztlichen Sittlichkeit“ entsprochen. Die Arztethik mündet nunmehr in einen „arztethischen Katechismus“, der von den amtierenden Ärztefunktionären verantwortet wird, getreu der Losung: „Im Innersten seines Gewissens entdeckt der Arzt ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er …
Ärzte ohne Gewissen?
Ärzte ohne Gewissen?
… wird durch ein kollektives Gewissen eines Standes nicht nur ersetzt, sondern letztlich verunmöglicht und dies kann offensichtlich nur deshalb gelingen, weil weite Kreise der Ärztefunktionäre in dem Arztethos einen objektiven Wert erblicken, den zu internalisieren der Ärzteschaft verpflichtend aufgegeben ist. Dem ist aber mitnichten so und von daher kann …
Sie lesen gerade: Ärztefunktionäre sollten weniger „ethisches Schwarzbrot aus der Backstube des Hippokrates“ essen