(openPR) Jubiläum für die Initiative ServiceQualität: Am Donnerstag, dem 8. März 2012, zeichnet sie zum fünften Mal Betriebe mit dem Q-Siegel anlässlich der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin aus. Damit tragen die Plakette mit dem großen Q in Sachsen-Anhalt aktuell über 170 Betriebe, deutschlandweit sind es sogar mehr als 3.500. Ein Grund zum Feiern?
„Zum einen schon: Denn seitdem die Hochschule Harz das Projekt 2006 übernommen hat, steigen die Zahlen der geschulten und zertifizierten Betriebe stetig“, sagt Prof. Dr. Georg Westermann, Leiter des Projekts ServiceQualität an der Hochschule Harz, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Sachsen-Anhalt unterstützt wird. Andererseits: Viele Betriebe aus der Tourismus- und Dienstleistungswirtschaft nutzten das Angebot der Initiative noch nicht. Angesichts von etwa 9.000 gastgewerblichen Betrieben, die allein bei den IHKen des Landes registriert sind, sei das Potenzial für die Initiative noch groß.
„Geben Sie diesem Siegel Zeit, es ist noch jung. Ein solches System setzt sich nicht von heute auf morgen durch. Ein guter Vergleich ist der mit den DEHOGA-Sternen, die erst nach etwa 10 bis 20 Jahren Akzeptanz fanden“, erklärt Prof. Westermann weiter. Tatsächlich ist vielen Betrieben das Q-Siegel noch zu unbekannt, wie die Mitarbeiter des Projekts durch eine Kurzbefragung herausfanden. Andere gaben an, dass ihnen zeitliche und personelle Kapazitäten fehlten. Wieder andere stellen in Frage, dass sich Qualitätsprobleme durch ein Siegel beheben lassen. „Bewertungskriterien für Dienstleistungen oder touristische Leistungen festzulegen, ist sehr schwierig“, sagt der Direktor des Berghotels zum Edelacker in Freyburg, Jan Thyen. Er beobachtet die Initiative ServiceQualität seit Jahren, hat sich aber bislang nicht für die Zertifizierung mit dem Q-Siegel entschieden. „Ich persönlich versuche bei der Beurteilung von Qualität zu trennen und betrachte die subjektive Qualität einer Dienstleistung nur nach der beschriebenen Diskrepanz zwischen geweckter und erfüllter Erwartung“, erklärt er seine persönliche Strategie.
Qualitätssiegel sind auch unter Experten nicht unumstritten. „Ich habe das Anwachsen der Siegel in der letzten Zeit nicht mehr verfolgt“, sagt Em. o. Univ. Prof. Dr. Klaus Weiermair von der Universität Innsbruck. Er hat sich über viele Jahre mit Fragen der Qualitätssicherung und Qualitätszeichen in der Tourismus- und Dienstleistungswirtschaft auseinandergesetzt. „Dem Betrieb bringt allein die Tätigkeit einer eingehenden Beschäftigung mit der Qualität und deren Messung in der Kundenrezeption unendlich viel“, rät er den Unternehmern, die auf Qualität setzen wollen. Dies vorausgesetzt, rechne sich der Aufwand immer. Die kontinuierliche Beschäftigung mit der Qualität führe unweigerlich zur Innovation und damit auch zur Nachhaltigkeit. „Das Qualitätszeichen sollte allerdings am Ende dieser Anstrengungen liegen und sich nicht nur auf die kreative Vermarktungstaktik durch dementsprechende Qualitätszeichen verlassen“, so Prof. Weiermair.
Genau dieses Kriterium einer intensiven und nachhaltigen Beschäftigung mit dem Thema Qualität sieht das Land Sachsen-Anhalt in der Initiative ServiceQualität erfüllt. „Das Projekt hat sich etabliert. Es ist keine Eintagsfliege und hat erhebliche Breitenwirkung. Die jährlich 200 Seminarteilnehmer haben einen persönlichen Nutzen und wirken als Multiplikatoren“, sagt Wolfgang Beck, Abteilungsleiter im Ministerium für Arbeit und Soziales, das für die Förderung des Projekts ServiceQualität an der Hochschule Harz zuständig ist. Erst vor kurzem hat sich das Land entschlossen, die Initiative ServiceQualität noch bis 2014 aus eigenen Mitteln und Mitteln der Europäischen Union zu unterstützen. Damit verbunden ist die Umsetzung von Seminaren und Zertifizierungen durch die Hochschule Harz. Außerdem zahlen Seminarteilnehmer in Sachsen-Anhalt statt der deutschlandweit üblichen 295 nur 100 Euro pro Schulung. Voraussetzung: Sie arbeiten und leben in Sachsen-Anhalt. Neben der qualitativen Entwicklung des Tourismus verfolgt das Land mit der Förderung auch das Ziel, Fachkräfte für das Gastgewerbe und den Tourismus zu sichern – also für eine Branche, die zurzeit große Probleme hat, Fachkräfte zu bekommen. „Gibt ein Betrieb seinem Mitarbeiter die Möglichkeit, eine so hochwertige Weiterbildung zu besuchen und neue Ideen zu verwirklichen, wertet das die Attraktivität des Arbeitsplatzes enorm auf. Es geht uns auch darum, zu zeigen, dass dieser Beruf nicht nur aus schlechten Arbeitsbedingungen besteht, sondern Freude und Erfüllung bringen kann“, so Wolfgang Beck.