(openPR) Der Verhandlungskrimi für die Gewerkschaft der Lokomotivführer geht weiter. Immer noch sitzt die Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn am gemeinsamen Tisch, um das Einkommensniveau, soziale Standards und Arbeitsbedingungen für die rund 20 000 Lokführer des bundeseigenen Verkehrsunternehmens auszuhandeln.
Das Ziel der GDL ist dabei ein bundesweiter Rahmentarifvertrag für Lokführer, der auch für die Bahn-Konkurrenten gelten soll. Zum Leidwesen des Deutschen Gewerkschaftsbundes und des Arbeitgeberverbandes BDA hatte die GDL der Deutschen Bahn bereits vor drei Jahren einen ersten eigenständigen Tarifvertrag abgerungen. Die dbb jugend nrw unterstützt die GDL in ihren Forderungen nach Tarifpluralität und auch andere kleine Berufsgewerkschaften wollen ihre Existenz nicht in Frage stellen lassen.
Nicht ohne Grund, denn für die Forderung nach gesetzlich vorgeschriebenen Einheitstarifverträgen gibt es in Deutschland keine Mehrheit. Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag des Marburger Bundes sind 56 Prozent der Deutschen dafür, dass in einem Betrieb auch verschiedene Tarifverträge für verschiedene Berufsgruppen gelten können. Nur 40 Prozent sind dagegen, vier Prozent machten keine Angabe. Dass Angestellte solcher Berufsgruppen auch streiken dürfen, steht für die Bundesbürger außer Frage. 75 Prozent der Befragten sind gegen die Einführung eines Streikverbotes für Angestellte bestimmter Berufsgruppen, nur 23 Prozent dafür.
Wie der Marburger Bund sieht sich die dbb jugend nrw durch die Ergebnisse der Umfrage in ihrer Position für Tarifpluralität und Koalitionsfreiheit gestärkt. „Das Miteinander der einzelnen Berufsgewerkschaften wird schon seit vielen Jahren ohne Probleme gelebt“, betont Markus Schallenberg, Vorsitzender der dbb jugend nrw. Die Emnid-Umfrage zeige, dass auch die Bevölkerung in der Mehrheit für berufsspezifische Tarifverträge sei.
Besonders bemerkenswert ist nach der aktuellen Emnid-Umfrage, dass die Deutschen klar Eingriffe in das Streikrecht ablehnen und auch gegen die Forderungen des DGB und des Arbeitgeberverbandes BDA sind, kleine berufsspezifische Gewerkschaften vom Streikrecht auszuschließen, solange ein Tarifvertrag einer Mehrheitsgewerkschaft gilt. Nicht nur der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, findet, dass sich der DGB mit seiner Haltung in Widerspruch zur eigenen Basis begeben hat. Bei den Berufstätigen ist die Ablehnung eines partiellen Streikverbots mit 77 Prozent sogar noch größer als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung, informiert der Marburger Bund. „Auch wenn das dem DGB nicht ins Konzept passt, sollten die führenden Köpfe es zur Kenntnis nehmen“, kommentiert Markus Schallenberg dieses Umfrageergebnis.












