(openPR) Zum 75. Jahrestag des Ermächtigungsgesetzes vom 24. März 1933 gedenkt der Landesverband Bayern der deutschen Zentrumspartei allen Opfern der Nazi-Diktatur und besonders der 96 Reichstagsabgeordneten, die in den Konzentrationslagern starben.
Der Landesverband Bayern blickt mit Bewunderung auf den außerordentlichen Mut, den die verbliebenen Abgeordneten der SPD aufbrachten, als sie – im Angesicht der im Reichstag bewaffnet aufmarschierten bewaffneten NAZI-Schergen der SA – ihre Zustimmung zum seit 1919 vierten Ermächtigungsgesetz der Weimarer Republik verweigerten.
Die Abgeordneten der Zentrumspartei und der bayerischen Volkspartei brachten, nach heftiger Diskussion innerhalb der Reichstagsfraktiondes ZENTRUM, diesen Mut nicht auf und hofften, sich und die gegebenen Garantien für die zahllosen Mitglieder der christlichen Verbände zu schützen, indem sie dem auf vier Jahre befristeten Gesetz zustimmten.
Der SPD Reichstagsabgeordnete Fritz Bade, selbst während der Abstimmung anwesend und eine der mutigen „NEIN“ Stimmen, schrieb 1948: „Wenn man […] das ganze Zentrum nicht durch physische Bedrohung gezwungen hätte, für dieses Ermächtigungsgesetz zu stimmen, wäre auch in diesem Reichstag keine Mehrheit zustande gekommen. Ich entsinne mich, daß Abgeordnete der Zentrumsfraktion […] nach der Abstimmung weinend zu mir kamen und sagten, sie seien überzeugt gewesen, dass sie ermordet worden wären, wenn sie nicht für das Ermächtigungsgesetz gestimmt hätten“. [1]
Der Landesverband Bayern der deutschen Zentrumspartei nimmt den Schreckenstag des Ermächtigungsgesetzes zum Anlass und trauert um alle 96 Reichstagsabgeordneten, die durch die national-sozialistischen Teufel in den Konzentrationslagern umgebracht wurden. Namentlich trauern wir um die Abgeordneten der Zentrumspartei und der Bayerischen Volkspartei (BVP), die in den Lagern der National-Sozialisten ermordet wurden:
Johann Adloch (BVP), ermordet im KZ Bergen-Belsen,
Fritz Bockius (ZENTRUM), ermordet in Plötzensee,
Eugen Bolz (ZENTRUM), ermodet in Plötzensee,
Otto Gerig (ZENTRUM), ermordet im KZ Buchenwald,
Franz Herbert (BVP), ermordet im KZ Mauthausen,
Theodor Roeingh (ZENTRUM), ermordet im KZ Sachsenhausen,
„Die Toten von damals sind uns allen heute Warnung und Mahnung, die von unseren Vätern seit 1848 und zuletzt 1989 erkämpfte Demokratie nicht für selbstverständlich zu halten.“ erinnert Tobias Heinz, Landesvorsitzender der Zentrumspartei in Bayern. „Wir müssen wachsam sein und jederzeit das 'NIE WIEDER' zum Leitbild unseres Handelns machen. Besonders jetzt müssen wir prüfen, ob wir couragiert für die Demokratie und die christlich-jüdischen Werte des Grundgesetzes einstehen und uns nicht von militanten oder fanatischen Kräften – egal ob ökonomisch, politisch oder religiös motiviert – einschüchtern lassen.“
Das Grundgesetz und seine freiheitlich-demokratische Grundordnung bildet seit seinem in Kraft treten die verbindliche Grundlage aller politischen, religiösen und gesellschaftlichen Kräfte und aller in Deutschland lebenden Menschen. Es wurde dem deutschen Volke im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen gegeben.
„Unsere Verfassungsväter haben die Lehren aus der NS-Zeit beherzigt und in weiser Voraussicht die Grund- und Menschenrechte jeder Verfassungsänderung und jedem Eingriff entzogen. Wir und die meisten Bürger haben die NS Gewaltherrschaft nicht selbst miterlebt. Wir beten für die Opfer des National-Sozialismus und dafür, dass heute alle demokratischen Politiker den Mut aufbringen, konsequent und mutig für den gesamten Grund- und Menschenrechtskanon in Deutschland und in der Welt einzutreten.“
[1] Dr. Fritz Baade (SPD) 1948 rückblickend, in: Morsey, Rudolf (Hrsg.), Das „Ermächtigungsgesetz” vom 24. März 1933. Quellen zur Geschichte und Interpretation des „Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich”, Düsseldorf 1992, S. 163f.