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Auswertung zum Tag der Deutschen Einheit - Weiter Lohngefälle zwischen West und Ost

30.09.202509:45 UhrPolitik, Recht & Gesellschaft

(openPR) Auch 35 Jahre nach der Deutschen Einheit besteht bei den Löhnen noch eine beträchtliche Ost-West-Lücke. Während Vollzeitbeschäftigte in Westdeutschland im Jahr 2024 durchschnittlich 4.810 Euro brutto im Monat verdienten, waren es in Ostdeutschland nur 3.973 Euro monatlich – ein Unterschied von 17,4 Prozent. Insgesamt gab es in den vergange¬nen Jahren aber einige Fortschritte: Seit 2014 ist die Lohnlücke zwischen West und Ost um 7,0 Prozentpunkte kleiner geworden, während sich die Löhne in Ostdeutschland in den Jahren davor nur im Schneckentempo an das Westniveau heranbewegt hatten. So war die Lohnlücke von 1999 bis 2014 gerade einmal um 1,6 Prozentpunkte zurückgegangen (siehe auch Tabelle 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Das ergibt eine Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaft¬lichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zum Tag der Deutschen Einheit auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes.

Eine wesentliche Ursache für die Fortschritte sehen die Forschenden im Mindestlohn, der im Jahr 2015 deutschlandweit eingeführt wurde. „Beschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern haben vom Mindestlohn überdurchschnittlich häufig profitiert – und zwar einfach, weil sich hier in den Jahren nach der Wende ein besonders großer Niedriglohnsektor ausgebreitet hatte“, so Dr. Malte Lübker, Entgeltexperte am WSI. „Die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro im Oktober 2022 hat die Lohnentwicklung in Ostdeutschland noch einmal zusätzlich unterstützt.“ Am unteren Ende der Lohnverteilung gibt es mittlerweile kaum noch Ost-West-Unterschiede: Die Stundenlöhne am 1. Dezil, das das untere Zehntel der Lohnverteilung von Rest abgrenzt, lagen im April 2024 in Ostdeutschland bei 12,87 Euro, oder gerade einmal 1,0 Prozent unter dem Westniveau von 13,00 Euro. Im Jahr 2014, also vor Einführung des Mindestlohns, betrug der Ost-West-Abstand am 1. Dezil noch 17,5 Prozent (s.a. Tabelle 2 in der pdf-Version). Die bereits beschlossene Erhöhung des Mindestlohns auf 13,90 Euro zum 1. Januar 2026 und auf 14,60 Euro zum 1. Januar 2027 dürfte einen weiteren Beitrag zur Angleichung der Löhne leisten.

Für die breite Mehrheit der Beschäftigten, deren Entgeltniveau über dem Mindestlohn liegt, führt der Weg zu besseren Löhnen über Tarifverträge. „Mit Tarifvertrag sind die Löhne in vergleichbaren Betrieben etwa 10 Prozent höher, als wenn der Tarifvertrag fehlt“, so Lübker. Bei der Höhe der Tariflöhne ist der innerdeutsche Angleichungsprozess inzwischen weitgehend abgeschlossen. Viele Tarifverträge – etwa im Bankgewerbe, bei der Bahn oder der Telekom – gelten einheitlich im gesamten Bundesgebiet. Andere Branchen – wie etwa der Einzelhandel oder die Metall- und Elektroindustrie – verhandeln zwar hingegen regional, so dass zwischen Ost und West oder auch zwischen Süd und Nord Unterschiede bestehen. Allerdings sind die eher gering: Insgesamt liegt das Tarifniveau in Ostdeutschland derzeit bei 98,5 Prozent des Westniveaus (s.a. Tabelle 3 in der pdf-Version).

Zulasten der ostdeutschen Beschäftigten wirkt jedoch, dass die Tarifbindung nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Ostdeutschland mit 41,7 Prozent deutlich unterhalb des Wertes für Westdeutschland (50,0 Prozent) liegt. Gleichzeitig unterbieten viele tariflose Arbeitgeber in Ostdeutschland die Tarifstandards besonders deutlich.

Aufgrund von Strukturunterschieden gibt es auch zwischen den einzelnen Bundesländern teilweise deutliche Lohnunterschiede. So liegen die Stundenlöhne in Schleswig-Holstein (22,15 Euro) derzeit 17,6 Prozent unterhalb des westdeutschen Spitzenreiters Hamburg (26,88 Euro). Das entspricht in etwa dem Lohn-Gap von 18,2 Prozent, der bei den Stundenlöhnen zwischen West (26,56 Euro) und Ost (22,00 Euro) besteht (s.a. Tabelle 4). „In Deutschland gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen, bleibt eine wichtige Aufgabe“, sagt Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, Wissenschaftliche Direktorin des WSI. „Die Gewerkschaften haben hier Pionierarbeit geleistet und eine Angleichung der Tariflöhne zwischen Ost und West weitgehend durchgesetzt. Die Tarifbindung zu stärken, auch durch politische Maßnahmen wie wirksame Tariftreuegesetze, ist ein Beitrag zur inneren Einheit und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung

Dr. Malte Lübker
WSI-Experte für Löhne und Tarifpolitik
Tel.: 0211-7778-574
E-Mail: E-Mail

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: E-Mail

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