openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Weniger Dünger reduziert die Feinstaubbelastung

27.10.201721:00 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung
Bild: Weniger Dünger reduziert die Feinstaubbelastung
Eine wichtige Quelle für Feinstaub: Landwirtschaftliche Ammoniakemissionen aus Düngung und Viehzucht. (Wald1siedel/Creative-Commons Lizenz)
Eine wichtige Quelle für Feinstaub: Landwirtschaftliche Ammoniakemissionen aus Düngung und Viehzucht. (Wald1siedel/Creative-Commons Lizenz)

(openPR) Die Senkung landwirtschaftlicher Ammoniakemissionen kann die Sterblichkeit durch Luftverschmutzung erheblich reduzieren.

Mainz, 27. Oktober 2017

---
Für Feinstaub gibt es viele Quellen – nicht nur den Verkehr, der dafür derzeit besonders viel Aufmerksamkeit erfährt. Auch eine Reduktion landwirtschaftlicher Emissionen könnte die Menge an gesundheitsschädlichem Feinstaub erheblich senken, wie eine Studie von Forschern des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz zeigt. Die Wissenschaftler berechneten, dass speziell in Europa und Nordamerika durch die Verringerung von Ammoniakemissionen (NH3) aus Düngung und Viehzucht die Konzentration an Feinstaubpartikeln in der Atmosphäre stark abnehmen würde. Wären die landwirtschaftlichen Emissionen um 50 Prozent niedriger, könnten demnach pro Jahr weltweit 250.000 Todesfälle, die auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind, vermieden werden. Die Ergebnisse wurden in Atmospheric Chemistry and Physics, einer Zeitschrift der European Geosciences Union, veröffentlicht.



Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (PM2,5) sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besonders gesundheitsschädlich, weil die Partikel tief in die Lunge eindringen und Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verursachen können. Auf diese Weise verringern sie die Lebenserwartung in vielen Gegenden der Welt deutlich. Laut der Studie „Global Burden of Disease” liegt Luftverschmutzung weltweit auf Platz fünf der Risikofaktoren für Todesursachen. Die Studie, an der mehr als 1800 Wissenschaftler beteiligt sind, quantifiziert Todesfällen nach Krankheit, Unfällen und Risikofaktoren.

“Öffentlich wird derzeit vor allem die Feinstaubbelastung durch den Verkehr diskutiert, andere Quellen wie etwa die Landwirtschaft werden dabei vernachlässigt“, sagt Jos Lelieveld, Direktor der Abteilung Atmosphärenchemie am Mainzer Institut. Zwar können die Feinstaubemissionen von motorisierten Fahrzeugen entscheidend zur lokalen Luftbelastung in Ballungszentren beitragen, der meiste Feinstaub (PM2,5) entsteht aber erst durch chemische Prozesse in der Atmosphäre während des Windtransports. „Daher könnte die Konzentration der Feinstaubteilchen in der Atmosphäre deutlich sinken, wenn Ammoniakemissionen in der Landwirtschaft vermieden würde“, so Lelieveld, dessen Forschungsteam dies mit aktuellen Berechnungen belegt.

Ammoniak reagiert zu Salzen, aus denen Feinstaub entsteht

In ihrer früheren Studie wiesen Max-Planck-Forscher daraufhin, dass im Jahr 2010 weltweit 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung starben. Zwischenzeitlich sind die Schätzungen für die letzten Jahre wieder deutlich angestiegen. Die Wissenschaftler betonen, dass in vielen Regionen der Erde nicht Industrie und Verkehr, wie allgemein angenommen, die Hauptquelle für Luftverschmutzung sind, sondern dass, neben der Nutzung von Brennstoffen zum Heizen und Kochen, die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielen kann.

Als wichtigste Ursache für die Luftbelastung, speziell in weiten Teilen Europas, haben die Wissenschaftler die Freisetzung von Ammoniak aus Viehzucht und Düngung identifiziert. Zwar ist der im Ammonium enthaltene Stickstoff ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. Ammoniak entweicht durch die Zersetzung von Gülle und durch die Düngung von Nutzpflanzen jedoch in die Atmosphäre und reagiert dort mit anderen anorganischen Stoffen, wie Schwefel- und Salpetersäure zu Ammoniumsulfat und Nitratsalzen. Hieraus wiederum entstehen Feinstaubpartikel.

50 Prozent weniger NH3 würde weltweit jährlich 250.000 Todesfälle verhindern

Bei ihrer aktuellen Studie konzentrierten sich die Wissenschaftler auf vier Regionen, in denen die Grenzwerte der Luftverschmutzung häufig überschritten werden: Nordamerika, Europa, Süd- und Ostasien. Ihre Berechnungen zeigten, dass eine Reduzierung aller landwirtschaftlichen Emissionen um 50 Prozent weltweit eine Abnahme von rund acht Prozent der durch Luftverschmutzung verursachten vorzeitigen Sterbefälle bewirken würde. Das entspricht einer Zahl von 250.000 Menschen pro Jahr. Ein kompletter Stopp sämtlicher Ammoniakemissionen könnte theoretisch weltweit sogar 800.000 Menschen vor dem Tod durch Krankheiten bewahren, die durch Luftverschmutzung ausgelöst werden.

„Der Effekt der Ammoniakreduktion auf die Feinstaubbildung verläuft nicht linear. Eine effiziente Luftverbesserung setzt erst ab einem bestimmten Reduktionswert ein. Ab diesem Punkt ist die Wirkung dann aber exponentiell“, erläutert Andrea Pozzer, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Chemie und Hauptautor der Studie. Eine Verringerung der Ammoniakemissionen von über 50 Prozent wäre deshalb, so Pozzer weiter, sehr effektiv und wünschenswert.

Von weniger Ammoniakemissionen würde Europa besonders profitieren

Die Mortalitätsraten ermittelten die Wissenschaftler in zwei Schritten: Zunächst errechneten sie mithilfe eines Modells der Atmosphärenchemie, wie viel weniger Feinstaub bei geringeren Ammoniakkonzentrationen entstehen würde. Demnach hätte eine weltweite Halbierung der Emissionen in Europa 11 Prozent, in den USA 19 Prozent und in China 34 Prozent weniger Feinstaub der Größe PM2,5 zur Folge. In Deutschland lag die durchschnittliche Belastung mit Feinstaub dieser Größe im Jahr 2015 bei rund 14 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, würde im 50 Prozent Minderungsszenario der Mainzer Forscher also etwa auf 12,5 Mikrogramm pro Kubikmeter sinken.

Anhand eines weiteren Modells, das beschreibt, welche gesundheitlichen Effekte bei welcher Feinstaubexposition auftreten, berechneten die Forscher dann den Einfluss auf die Sterberate durch Lungenkrebs, Herz-Kreislauf- und Atemwegskrankheiten. Besonders Europa würde von einer Minderung der Ammoniakemissionen und der dadurch geringeren Feinstaubmengen profitieren: So würde eine europaweite NH3-Reduktion um 50 Prozent die PM2,5 Sterblichkeitsrate um fast 20 Prozent verringern, sodass etwa 50.000 Todesfälle pro Jahr vermieden werden könnten.

In den USA hätte eine Ammoniakreduzierung in dieser Größenordnung eine Abnahme der luftverschmutzungsbedingten Sterblichkeitsrate um 30 Prozent zur Folge, berechneten Andrea Pozzer und seine Kollegen. Dagegen ergaben die Computermodelle geringere Verbesserungen für Ostasien mit acht Prozent und nur drei Prozent für Südasien.

Aufgrund der Ergebnisse schlussfolgert Jos Lelieveld: „Emissionsregelungen sollten insbesondere in Nordamerika und Europa striktere Grenzwerte für Ammoniak festlegen, um die Feinstaubkonzentrationen effektiv zu reduzieren.“ Maßnahmen zur Reduktion von Schwefeldioxid (SO2) und Stickoxiden (NOx), seien für die Luftreinhaltung zwar entscheidend wichtig, sollten aber durch die Minderung von Ammonium aus der Landwirtschaft, die sich auch relativ einfach umsetzen lässt, ergänzt werden. (AR/SB/PH)

Weitere Informationen:
- http://www.mpic.de/aktuelles/pressemeldungen/news/weniger-duenger-reduziert-die-feinstaubbelastung.html

Quelle: idw

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 977162
 589

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Weniger Dünger reduziert die Feinstaubbelastung“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von Max-Planck-Institut für Chemie

Bild: Reducing manure and fertilizers decreases atmospheric fine particlesBild: Reducing manure and fertilizers decreases atmospheric fine particles
Reducing manure and fertilizers decreases atmospheric fine particles
A decrease of agricultural ammonia emissions avoids mortality attributable to air pollution Mainz, 27 Oktober 2017 --- Fine particulates have numerous sources – not only traffic, which is currently under particular scrutiny. Reducing agricultural emissions could also considerably reduce the particulate levels that are hazardous to health, concludes a study by researchers at the Max Planck Institute for Chemistry in Mainz, Germany. The scientists calculated that especially in Europe and North America, the atmospheric fine particle concentrat…
Bild: Knapp neun Milliarden Tonnen mehr CO2 durch El NiñoBild: Knapp neun Milliarden Tonnen mehr CO2 durch El Niño
Knapp neun Milliarden Tonnen mehr CO2 durch El Niño
Gemeinsame Pressemeldung der Max-Planck-Institute für Chemie und für Biogeochemie Mainz, Jena, 19.10.2017 Verstärkte Freisetzung des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre während eines El Niño-Jahres erstmalig mit Satellitendaten quantifiziert. Dürre-geschwächte Vegetation nahm weniger CO2 auf. --- Das Klimaphänomen El Niño findet durchschnittlich alle vier Jahre im Pazifik statt. In El Niño-Jahren wird die ohnehin schon ansteigende Menge an Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre zusätzlich erhöht. Wissenschaftler ermittel…

Das könnte Sie auch interessieren:

Wahl des richtigen Hidroponics-Düngemittels
Wahl des richtigen Hidroponics-Düngemittels
… vermeiden. Die mehrteiligen Lösungen sind am besten für Aktienlösungen, während einige mehr als zehn Teile enthalten. Wenn Sie eine flüssige Lösung wählen, ist es weniger teuer als eine Trockenmischung. Der Hauptunterschied besteht darin, dass der flüssige Dünger leichter verfügbar und leichter zu bedienen ist. Für größere kommerzielle Wächstwächsteile …
Die Luft, die wir zu Hause atmen - Krank durch hausgemachten Feinstaub
Die Luft, die wir zu Hause atmen - Krank durch hausgemachten Feinstaub
… aller Lungen. Was wir im Freien als Feinstaub einatmen stammt unter anderem von Pilzsporen, abgeriebenen Autoreifen und Vulkanausbrüchen. Doch auch in Innenräumen nimmt die Feinstaubbelastung zu. Das IBN rät deshalb zu verstärktem Stoßlüften um die gesundheitlichen Gefahren durch Feinstaub zu minimieren. Vor allem in Neubauten und renovierten Altbauten …
FG Bau fordert Überarbeitung der Umweltzone
FG Bau fordert Überarbeitung der Umweltzone
Feinstaubbelastung trotz verschärfter Regelungen zu hoch / Luftbelastung vor allem wetterabhängig Berlin, 03.02.2010. Die Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg sieht sich durch Auswertungen des Bundesumweltamts zur Feinstaubbelastung in Deutschland in ihrer Kritik an der Berliner Umweltzone bestätigt. Allein im Januar seien anscheinend an bis …
Bild: Metrop führt hochkonzentrierten Flüssigdünger für nachhaltige Landwirtschaft einBild: Metrop führt hochkonzentrierten Flüssigdünger für nachhaltige Landwirtschaft ein
Metrop führt hochkonzentrierten Flüssigdünger für nachhaltige Landwirtschaft ein
Der neue Dünger ist besonders für den Einsatz in Hydrokultur-Systemen geeignet, einer wachsenden Methode des Pflanzenanbaus, die weniger Wasser und Fläche benötigt. Metrop, ein führender Anbieter von hochwertigen Düngemitteln, hat die Einführung eines neuen hochkonzentrierten Flüssigdüngers bekannt gegeben, der speziell für nachhaltige landwirtschaftliche …
Bild: Neu: Bio Schafwolldünger aus deutscher Schafwolle von Schäfer NaturdüngerBild: Neu: Bio Schafwolldünger aus deutscher Schafwolle von Schäfer Naturdünger
Neu: Bio Schafwolldünger aus deutscher Schafwolle von Schäfer Naturdünger
… möglich. Schäfer Bio-Schafwoll-Dünger aus deutscher Schafschurwolle ist ein 100% natürlicher Universaldünger für nahezu alle Obst- und Gemüsesorten im heimischen Garten. Nur für Pflanzen, die einen sauren Boden brauchen, ist Schafwolldünger weniger geeignet. Genaue Anwendungshinweise finden Sie hier: https://www.lanamed.de/schafwollduenger-bioduenger/ 
Ein Pro und Kontra zur aktuellen Feinstaubdiskussion
Ein Pro und Kontra zur aktuellen Feinstaubdiskussion
… Argumenten zu halten? Das Verursacherprinzip soll angewendet werden[ Das Gegenteil wird gemacht! ] Aufgrund des angeblich hohen Anteils des Straßenverkehrs an der Feinstaubbelastung und des hohen Schadstoffausstoßes alter Fahrzeuge sollen diese Fahrzeuge als einer der Hauptverursacher der Feinstaubbelastung von den Straßen der Innenstädte verschwinden. Die …
Zieglmeier informiert – 10 Gründe für das Heizen mit Holzpellets
Zieglmeier informiert – 10 Gründe für das Heizen mit Holzpellets
… entstandene Asche kann bequem über den Hausmüll entsorgt werden oder als effektiver Dünger im Garten zum Einsatz kommen. 7. Es entsteht kaum Feinstaubbelastung durch Pelletheizungen. Bereits heute unterschreiten moderne Pelletkessel die Grenzwerte für Feinstaubemissionen, die die Bundesregierung für 2014 avisiert, Nachrüstungen von Partikelfiltern sind …
Die Luft, die wir zu Hause atmen: Krank durch hausgemachten Feinstaub
Die Luft, die wir zu Hause atmen: Krank durch hausgemachten Feinstaub
… aller Lungen. Was wir im Freien als Feinstaub einatmen stammt unter anderem von Pilzsporen, abgeriebenen Autoreifen und Vulkanausbrüchen. Doch auch in Innenräumen nimmt die Feinstaubbelastung zu. Das IBN rät deshalb zu verstärktem Stoßlüften um die gesundheitlichen Gefahren durch Feinstaub zu minimieren. Vor allem in Neubauten und renovierten Altbauten …
Bild: Ertragreich: Ceresana untersucht den europäischen Markt für DüngemittelBild: Ertragreich: Ceresana untersucht den europäischen Markt für Düngemittel
Ertragreich: Ceresana untersucht den europäischen Markt für Düngemittel
… als ein Drittel der europäischen Gesamtproduktion. Pflanzen brauchen Stickstoff Rund 62 % des europäischen Dünger-Verbrauchs entfiel im vergangenen Jahr auf Stickstoff. Weniger gefragt waren Phosphat und Kali. Für die Feinregulierung werden zunehmend Einzeldünger genutzt. Die wichtigsten Einzeldünger-Sorten sind Harnstoff (Urea) und Kalkammonsalpeter …
Bild: FEINSTAUB in der WOHNUNG – 37 Tipps gegen den unsichtbaren Todfeind!Bild: FEINSTAUB in der WOHNUNG – 37 Tipps gegen den unsichtbaren Todfeind!
FEINSTAUB in der WOHNUNG – 37 Tipps gegen den unsichtbaren Todfeind!
Feinstaub in der Wohnung ist nachweislich oft höher als im Freien. Die Gefahr die von hoher Feinstaubbelastung ausgeht ist für viele Menschen dramatisch. Im Besonderen für Menschen mit gesundheitlichen Herausforderungen. Allergiker, Asthmatiker und Menschen mit COPD oder Herz- Kreislaufbeschwerden können davon „ein Lied singen“. Im Besonderen diesen …
Sie lesen gerade: Weniger Dünger reduziert die Feinstaubbelastung