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Selbstverbrennung: Ein Rückblick – Kein Spiel mit dem Feuer - Essay von Tenzin Tsundue

08.11.201117:22 UhrPolitik, Recht & Gesellschaft
Bild: Selbstverbrennung: Ein Rückblick – Kein Spiel mit dem Feuer - Essay von Tenzin Tsundue
Der Mönch Tapey aus Kirti verbrannte sich 2009 in der Stadt Ngaba
Der Mönch Tapey aus Kirti verbrannte sich 2009 in der Stadt Ngaba

(openPR) Bereits im 4. Jahrhundert verbrannten sich chinesische Buddhisten als erste in einem Akt der Anbetung und des Protestes selbst.

Der tibetisch-buddhistische Mönch Phuntsok aus dem Kloster Kirti galt unter seinen Freunden als ein scheuer Novize, bis er eines Nachmittags auf die Straße hinaustrat, sich mit Kerosin übergoß und in Flammen aufloderte. Die Polizei stürzte sich auf ihn, schlug mit Eisenstangen auf ihn ein und löschte das Feuer. Aber der 20jährige Phuntsok war bereits ein Opfer der Flammen geworden.



Das geschah am 16. März 2011 in Amdo Ngaba, in Osttibet, am dritten Jahrestag des Volksaufstands, als 2008 in Ngaba 17 Tibeter ums Leben kamen. Heute wird die Situation rund um Uhr von der bewaffneten Polizei unter Kontrolle gehalten. Die Beziehung zwischen Staat und Tibetern ist von Furcht und Argwohn geprägt.

Pekings paramilitärische Miliz – die Bewaffnete Volkspolizei (PAP) – versuchte Phuntsoks verschmorten Körper zu entfernen, um die Beweislage zu verschleiern. Mönche, Nonnen, Nomaden und Bauern bildeten jedoch augenblicklich eine Art Barrikade um den Körper. Bis zum Abend hatte die PAP das Kloster Kirti unter Belagerung gestellt. Dieses 130 Jahre alte Kloster gilt mit seinen 2.500 Mönchen als eines der einflußreichsten Zentren buddhistischer Gelehrsamkeit in Osttibet. Es ist der Ort, von dem die Welle der Selbstverbrennungen ihren Ausgang nahm.

Selbstverbrennung als eine Tat des Protestes erhielt einen ikonenhaften Status durch Malcom Brownes Schwarzweiß-Foto eines Mönches in Flammen von 1963. Thich Quang Ducs Verbrennung während des Vietnam-Krieges machte Geschichte und fand bald Nachahmung bei vielen, die sich später aus Protest gegen Amerikas Krieg gegen das kommunistische Vietnam anzündeten.

Indien verzeichnet jährlich etwa 1.500 Fälle von Selbstverbrennung. Ein unvergeßliches Beispiel ist Rajiv Goswami, der sich am 19. September 1990 anzündete, um gegen die Empfehlungen der Mandal-Kommission zu protestieren.

Und dann wurde zu Beginn dieses Jahres Mohamed Bouazizi, ein bescheidener Gemüseverkäufer in Tunesien von einem städtischen Beamten geohrfeigt und gedemütigt. Als der Gouverneur ihn nicht empfangen wollte, warnte Bouazizi: „Wenn Sie mich nicht sehen wollen, dann werde ich mich verbrennen“. Am nächsten Tag übergoß er sich mit Benzin und entzündete ein Streichholz. Dieser Funke entfachte eine Welle gegen die Regierung gerichteter Demonstrationen, die sich wie ein Flächenbrand auf ganz Westasien und Nordafrika ausweiteten. Sie führte zum Sturz von Zine El-Abidine Ben Ali, der 23 Jahre lang in Tunesien geherrscht hatte, sowie von Diktatoren wie Hozni Mubarak und Muamar Gaddafi in anderen Ländern.

Während Bouazizis Akt der Selbstverbrennung den Auftakt zu dem Arabischen Frühling gab, muß man für das erste Beispiel der Selbstverbrennung eines buddhistischen Mönches in China sehr weit zurückgehen, nämlich auf das Jahr 327.

Der chinesische Historiker Jan Yun-hua, der in Indien studierte und in Canada lebt, zitiert in seinem Essay „Buddhistische Selbstverbrennung im mittelalterlichen China“ zwei chinesische Biographen aus dem 5. und 10. Jahrhundert und berichtet von über 50 Mönchen, die sich selbst verbrannten oder es versuchten. Die Idee von wang-shen oder yi-shen – mit der wörtlichen Bedeutung von „den Körper aufgeben oder verlieren“ – inspirierte sich an dem buddhistischen Lotus-Sutra, einem Text, der aus Indien importiert worden war. Er erzählt die Geschichte von Bhaisajyaraja, der die Bodhisattvaschaft erreichte, indem er sich in Flammen setzte. Es heißt, daß das Feuer, das seinen Körper verzehrte, dank seiner tiefen Hingabe 1.200 Jahre loderte.

Was in Indien nur eine Theorie war, wurde unter den frommen chinesischen Buddhisten zu einer Tradition. Im Jahre 570 hungerten sich der Mönch Tao-Chi und sieben seiner Freunde in der heutigen Provinz Sichuan aus Protest gegen den dem Buddhismus feindlich gesonnenen Kaiser Wu von der nördlichen Chu Dynastie (557-81) zu Tode. All diese Fälle von Selbstverbrennung und Zu-Tode-Hungern ereigneten sich lange, ehe der Buddhismus im 7. Jahrhundert von Indien kommend Tibet erreichte.

Kürzlich bezeichnete eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums die Selbstverbrennungen der Tibeter als Akte von „verkapptem Terrorismus“. Maos Kulturrevolution mag vielleicht den Buddhismus in China ausgerottet haben, aber sie konnte den Hunger nach Spiritualität unter seinen Bürgern nicht gänzlich abtöten. Heutzutage suchen chinesische Jugendliche woanders nach buddhistischen Lehren – zumeist in Tibet, manche kommen sogar nach Dharamsala.

Für einen Buddhisten ist es verboten, Leben zu vernichten – sei es nun Mord oder Selbstmord. Sich das Leben zu nehmen, ist daher gleichbedeutend mit der Zerstörung dessen, was am heiligsten ist. Bezüglich der Selbstverbrennung von Thich Quang Duc kommentierte der weltbekannte buddhistische Lehrmeister Thich Nhat Hanh: „Ebenso wie die Kreuzigung Jesu bekundet sein Akt die bedingungslose Bereitschaft, für das Erwachen anderer zu leiden“.

Tenzin Tsundue ist ein in Dharamsala ansässiger tibetischer Schriftsteller und Aktivist für die tibetische Sache.

Quelle: Phayul, www.phayul.com

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