(openPR) Vietnam,14.10.2010.- Eine große vietnamesische Klostergemeinschaft in der Tradition von Thich Nhat Hanh - Zen-Meister und weltweit einer der bedeutendsten buddhistischen Lehrer und Friedensaktivisten - erleidet derzeit in Vietnam brutalen Terror: Polizei, in Zivil und uniformiert, gesteuert vom dortigen Ministerium für Staatssicherheit und ein von dort ebenfalls angestifteter Mob – so berichten Augenzeugen – zerstörten am 27. September Teile des Klosters Bat Nha im vietnamesischen Hochland und trieben die rund 400 dort lebenden, vorwiegend jungen Nonnen und Mönche unter Schlägen und Misshandlungen in den Wald. Die gepeinigte Klostergemeinschaft suchte Zuflucht in dem nahe gelegenen Phuoc Hue Kloster; dort jedoch wird sie jetzt erneut von der Polizei heftig bedrängt und psychisch unter Druck gesetzt.
Die genannten Augenzeugen befürchten, dass die vietnamesische Regierung die klösterliche Gemeinschaft vollständig zerschlagen will, um damit zu verhindern, dass die Praxis von Thich Nhat Hanh in Vietnam gelebt und gelehrt wird. Bisher war das Kloster Bat Nha bei der ansässigen Bevölkerung äußerst beliebt; zu Meditationsseminaren (Wochenend-Retreats) dort kamen oft Tausende Jugendlichen. Die Anwesenheit und Praxis der von Thich Nhat Hanh ordinierten Mönchen und Nonnen im Kloster Bat Nha war zwar von der Regierung offiziell genehmigt. Jedoch wurde die große Beliebtheit des Klosters – wie prinzipiell jede größere Menschenversammlung - für die Regierung zunehmend zu einem bedrohlichen Ärgernis.
Politischer Hintergrund
Der Terror gegen die jungen Nonnen und Mönche hat vor allem auch handfeste politische Hintergründe: Die von China beherrschte kommunistische Partei Vietnams fühlt sich offenbar in ihrer absoluten Macht massiv durch die Existenz der friedlichen Klostergemeinschaft bedroht; auch protestantische und katholische Gruppierungen werden in Vietnam massiv gegängelt und gewaltsam unterdrückt.
Im kommunistischen Vietnam hat der Buddhismus in den vergangenen Jahren viel von seiner Kraft und Ausstrahlung verloren. Die jungen Mönche und Nonnen in der Plum Village Tradition hingegen vermitteln einen sehr frischen und lebendigen Ausdruck der buddhistischen Ethik und Lebensweise; für sie bedeutet Frieden nicht unbedingt Angepasstheit, was dazu beiträgt, die jungen Menschen innerlich unabhängig und sehr viel selbstständiger zu machen.
Hinzu kommt: Die vietnamesische Regierung hatte vor vier Jahren dem in Frankreich seit vierzig Jahren im Exil lebenden inzwischen 83jährigen buddhistischen Meister den Besuch seines Heimatlandes erlaubt; Danach wurde Vietnam von der internationalen Liste der Länder gestrichen, die religiöse Einrichtungen kontrollieren und verfolgen. Der jetzige Terror gegen die Klostergemeinschaft begann, als Thich Nhat Hanh kürzlich in Italien nachdrücklich für den Dalai Lama und die Sache Tibets Partei ergriff. Ferner veröffentlichte er anlässlich seiner zweiten Reise nach Vietnam einen Brief an Vietnams kommunistische Partei, in dem er grundlegende politische Reformen - unter anderem die Trennung von Staat und Religion und die Abschaffung der so genannten religiösen Polizei - anregte. Die Antwort des Chefs des Ministeriums für Staatssicherheit im Sommer 2008 war, man wolle die Zen-Praxis in der Tradition von Thich Nhat Hanh aus Vietnam "hinausfegen". Das Vorhaben scheint jetzt in vollem Gange zu sein.
Bevölkerung und buddhistische Kirche solidarisiert sich
Die vietnamesische Regierung leugnet nach wie vor das Vorgehen der Polizei gegen die Bat Nha Mönche und -Nonnen und ließ inzwischen auch alle Spuren der Gewalttaten im Bat Nha Kloster beseitigen. Sie behauptet heute noch, es handle sich lediglich um einen Konflikt zwischen zwei buddhistischen Gruppen. In der vietnamesischen Bevölkerung, vor allem unter Intellektuellen, mehren sich jedoch die Stimmen, die das Verhalten der eigenen Regierung offen und mutig kritisieren (siehe Petition der vietnamesischen Interlektuellen unter http://sos-batnha.wikidot.com/berichte).
Ein internes Schreiben der "Buddhistischen Kirche Vietnams" - der offiziellen Buddhistischen Vereinigung in der Lam Dong Provinz, wo sich auch das Bat Nha Kloster befindet - wurde jetzt auch an die Öffentlichkeit weiter gegeben: Darin wird klar und unzweideutig die von der Regierung geleugnete gewaltsame Vertreibung der jungen Nonnen und Mönche aus dem Bat Nha Kloster und der psychische Terror gegen die Flüchtlinge beim Namen genannt. Auch die offizielle "Buddhistische Kirche Vietnams" unterstützt die Forderung der Bat Nha Mönche und Nonnen, als Gemeinschaft zusammen zu bleiben und in ihrer Tradition unbehelligt zu praktizieren.
Mit Ausnahme der USA und Großbritannien schweigen leider die westlichen Regierungen bisher zu den skandalösen Menschenrechtsverletzungen in Vietnam.
Weitere Informationen für die Redaktion:
http://www.nytimes.com/aponline/2009/10/09/world/AP-AS-Vietnam-Buddhist-Standoff.html
www.helpbatnha.org
http://helpbatnha.org/2009/10/fuehrender-menschenrechtsexperte-fordert-eine-untersuchung-der-attacken-auf-die-bat-nha-moenche-und-nonne/?lang=de











