openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Stellungnahme: Forscher der Uni Hohenheim kritisieren Ernährungsstudie PURE

08.09.201712:00 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung

(openPR) Kein Kausalzusammenhang zwischen Gesamtmenge an Kohlenhydraten und Fett in der Ernährung und Sterblichkeit / Ernährungsempfehlungen müssen nicht revidiert werden

---
Die Verfechter der Low Carb-Bewegung haben sich zu früh gefreut: Weniger Kohlenhydrate und mehr Fett in der täglichen Kost verlängern das Leben – schlussfolgern die Autoren der aktuellen globalen Ernährungsstudie PURE (Prospective Urban Rural Epidemiology) und fordern eine Revision globaler Ernährungsempfehlungen. Falsch, sagen Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart. Solch weitreichende Schlüsse ließen Methodik und Ergebnisse der Studie gar nicht zu. Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen der Gesamtmenge an Kohlenhydraten und Fett in der Ernährung und der Sterblichkeit sei nicht gegeben, erklären Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski, Prof. Dr. Regina Birner und Prof. Dr. Jan Frank. „Entscheidend ist vielmehr die Qualität der Ernährung, also der Gehalt an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen.“



Die Ernährungsempfehlungen bezüglich Fett und Kohlenhydrate müssen umgeschrieben werden – fordern die Autoren der aktuellen globalen Ernährungsstudie PURE (Prospective Urban Rural Epidemiology). Denn – so die Studie: Zu viele Kohlenhydrate in der täglichen Kost steigerten die Sterblichkeit, und mehr Fett sei nicht nur unschädlich, sondern verringere sogar die Sterblichkeit und das Risiko für Schlaganfälle.

Doch diese Schlussfolgerungen seien nicht haltbar, betonen drei Experten der Universität Hohenheim. Ernährungsmediziner Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski, Tropen-Expertin Prof. Dr. Regina Birner und Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Jan Frank, Präsident der Society of Nutrition and Food Science (SNFS), sehen die PURE-Studie kritisch, deren Autoren in 18 Ländern den Einfluss von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß in der Ernährung auf das Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko untersucht haben.

Makronährstoffe sind lediglich Indikator für Qualität der Ernährung

Mit steigender Zufuhr von Kohlenhydraten nehme die Sterblichkeit zu; bei Fett beobachtet die PURE-Studie einen umgekehrten Zusammenhang: Mit steigendem Anteil der Nahrungsenergie aus Fett nehme die Sterblichkeit ab. „Doch auch wenn eine geringere Sterblichkeit zwar mit höherem Fettkonsum bzw. niedrigerem Konsum an Kohlenhydraten verbunden ist, lassen sich mit dieser Methode keine kausalen Zusammenhänge zwischen diesen Beobachtungen feststellen“, gibt Prof. Dr. Biesalski zu bedenken.

Entscheidend sei vielmehr die Versorgung mit Mikronährstoffen – und dafür sei der Anteil an Kohlenhydraten und gesättigten Fetten in der Ernährung lediglich ein Indikator. „Mit steigender Armut nimmt der Anteil an Kohlenhydraten deutlich zu und der von Lebensmitteln tierischen Ursprungs, vor allem von Fleisch und Fleischprodukten, ab. Denn stärkehaltige Produkte wie Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln oder Cassava sind preisgünstig und sättigen“, erklärt Prof. Dr. Birner. Diese seien aber bezüglich der Versorgung mit essenziellen Mikronährstoffen eine schlechte Quelle, und die Versorgung zum Beispiel mit Eisen und Zink habe einen Einfluss auf die Sterblichkeit.

Prof. Dr. Jan Frank stellt klar: „Eine unzureichende Versorgung mit Mikronährstoffen, also Mineralstoffen und Vitaminen, erhöht das Krankheits- und so unweigerlich auch das Mortalitätsrisiko. Wenn die Qualität außen vor bleibt, führt die Betrachtung der Quantität von Makronährstoffen in der Ernährung leicht in die Irre. Eine fettreiche, kohlenhydratarme Ernährung kann qualitativ genauso ungenügend sein wie eine fettarme, kohlenhydratreiche Ernährung.“

Arme und reiche Nationen unterscheiden sich bei Kohlenhydraten

„Wenn es um Kohlenhydratverzehr in armen Ländern geht, dann sprechen wir vor allem von Reis, Mais und Weizen“, fasst Prof. Dr. Biesalski zusammen. „Je größer deren Anteil an der Ernährung ist, desto geringer ist die Nahrungsqualität und desto höher auch die Sterblichkeit.“

In reichen Nationen jedoch liege die Kohlenhydratzufuhr im Bereich von 45 bis 55 Prozent. „Hier bedeutet ein Zuviel an Kohlenhydraten vor allem ein Zuviel an Zucker und zuckerhaltigen Lebensmitteln. Diese zu reduzieren ist sicherlich kein Fehler und möglicherweise auch gesundheitsfördernd.“

Ausführlicher wissenschaftlicher Kommentar zur PURE-Studie: https://www.uni-hohenheim.de/fileadmin/user_upload/SNFS_Kommentar_PURE_Studie.pdf

Hintergrund: Society of Nutrition and Food Science (SNFS)

Die Society of Nutrition and Food Science e.V. (SNFS) ist ein im Jahr 2013 gegründeter Zusammenschluss unabhängiger Experten im Bereich Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften mit Sitz an der Universität Hohenheim. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Forschung und Lehre in diesem Themenfeld voranzutreiben, neutral und wissenschaftlich fundiert Stellung zu kontroversen Themen und aktuellen Publikationen zu nehmen sowie dem Verbraucher fachlich korrektes Wissen zu Ernährungsthemen zur Verfügung zu stellen. Homepage: http://www.snfs.org/

Weitere Informationen
PURE-Studie: http://www.phri.ca/pure/
Publikation: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(17)32252-3
Wissenschaftlicher Kommentar zur PURE-Studie: https://www.uni-hohenheim.de/fileadmin/user_upload/SNFS_Kommentar_PURE_Studie.pdf

Kontakt für Medien
Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski, Universität Hohenheim, Fachgebiet Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft, T 0711 459 24112, E E-Mail

Prof. Dr. Regina Birner, Universität Hohenheim, Fachgebiet Sozialer und institutioneller Wandel in der landwirtschaftlichen Entwicklung, T 0711 459 23517, E E-Mail

Prof. Dr. Jan Frank, Universität Hohenheim, Fachgebiet Biofunktionalität und Sicherheit der Lebensmittel, T 0711 459 24459, E E-Mail

Zu den Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
https://www.uni-hohenheim.de/presse

Text: Elsner

Quelle: idw

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 967700
 105

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Stellungnahme: Forscher der Uni Hohenheim kritisieren Ernährungsstudie PURE“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von Universität Hohenheim

Königin Catharina & Margarete v. Wrangell: Ausstellung zu wichtigsten Frauen der Uni-Geschichtee
Königin Catharina & Margarete v. Wrangell: Ausstellung zu wichtigsten Frauen der Uni-Geschichtee
PRESSERUNDGANG Mo, 15. Jan. 2018, 11:00 Uhr mit Uni-Archivar / Ab 17. Januar 2018 öffentliche Dauerausstellung, Schloss Mittelbau, 70599 Stuttgart --- Gut 100 Jahre liegen zwischen ihrem Wirken in Hohenheim, doch auf ihre Art schrieben beide Geschichte an der Universität Hohenheim in Stuttgart: Königin Catharina von Württemberg begründete mit ihrem Mann Wilhelm I. die Vorläuferin der Universität. Margarete von Wrangell lehrte und forschte hier Anfang des 20. Jahrhunderts als herausragende Forscherin und erste ordentliche Professorin Deutschl…
Biogas: Forschungsprojekt erkundet ungenutzte Potenziale von Anlagen
Biogas: Forschungsprojekt erkundet ungenutzte Potenziale von Anlagen
Bundesweites Messprogramm der Universität Hohenheim ermittelt Effizienz und Zukunftspotenzial bestehender Anlagen / Vorschläge an Praxis und Politik --- Der Mix macht’s: Je nachdem, mit welchen Materialien die Anlagen wie gefüttert, durchmischt und gefahren werden, fällt die Biogas-Ausbeute sehr unterschiedlich aus. Drei Jahre lang vergleicht die Universität Hohenheim in Stuttgart Betriebsweise, Ausbeute und Verluste von Biogasanlagen, identifiziert Best-Practice-Beispiele, entwickelt Standards zur Anlagenbeschreibung und formuliert Verbesse…

Das könnte Sie auch interessieren:

Bakteriophagen: Wissenschaftler gründen Netzwerk für Forschung und Anwendung
Bakteriophagen: Wissenschaftler gründen Netzwerk für Forschung und Anwendung
„Nationales Forum Phagen“ bei Konferenz an Uni Hohenheim beschlossen / Ziel: Deutsche Phagenforschung stärken, Forscher und Institutionen national und international vernetzen --- Sie gelten als mögliche Alternative zu Antibiotika: Bakteriophagen genannte Viren, die in Bakterien eindringen und die Erreger abtöten. In Deutschland wurde die Forschung zu …
Optische Reizverarbeitung: Forscher entdecken Schalter für schnelleres Sehen im Fliegenauge
Optische Reizverarbeitung: Forscher entdecken Schalter für schnelleres Sehen im Fliegenauge
Wissenschaftler der Uni Hohenheim und der Hebrew University of Jerusalem zeigen, was die schnelle Wahrnehmung von Lichtreizen in der Sehzelle von Fruchtfliegen ermöglicht --- Fliegen können Lichtreize bis zu drei Mal so schnell verarbeiten wie Menschen. Ebenso wie Menschen müssen sich jedoch auch Fliegen an veränderte Lichtverhältnisse anpassen, zum …
Preis für Verdienst um Welternährung geht an Hohenheimer Forscher
Preis für Verdienst um Welternährung geht an Hohenheimer Forscher
Forscher der Uni Hohenheim erhält mit 25.000 Euro dotierten Preis der Stiftung fiat panis für Einsatz gegen Hunger und ländliche Armut / Preisverleihung am 19. Oktober 2017 --- PRESSEMITTEILUNG DER UNIVERSITÄT HOHENHEIM Auszeichnung für Lebensleistung: Justus v. Liebig-Preis für Welternährung geht an Prof. Dr. Biesalski Forscher der Uni Hohenheim erhält …
Fahrgemeinschaften profitieren: Kostenlos parken, für 50 % laden & je 1 € für jede:n im Auto
Fahrgemeinschaften profitieren: Kostenlos parken, für 50 % laden & je 1 € für jede:n im Auto
… im Auto und eine Frühjahrs-Challenge mit Sachpreisen für die Top 5, die bis 30. Juni 2025 die meisten Gemeinschaftsfahrten zurückgelegt haben. Die Universität Hohenheim in Stuttgart lobt die Kooperation als wichtigen Schritt für eine zukunftsfähige Mobilität.Über 100 kostenfreie Stellplätze stehen an der Universität Hohenheim exklusiv für registrierte …
Regionaler Klimawandel: Trocken im Südwesten, feucht im Nordosten Deutschlands
Regionaler Klimawandel: Trocken im Südwesten, feucht im Nordosten Deutschlands
Führende Klimaforscher in Deutschland, darunter Forscher der Uni Hohenheim, stellen erstmals aktuelle belastbare Klimaprojektionen für Deutschland und die Flusseinzugsgebiete vor. --- Heiße und trockene Sommer, milde und feuchte Winter: Klimaforscher der Universität Hohenheim in Stuttgart und ihre Projektpartner präsentieren heute und morgen in Wiesbaden …
Bioökonomie: Uni Hohenheim und Springer-Verlag platzieren Grundlagenwerk
Bioökonomie: Uni Hohenheim und Springer-Verlag platzieren Grundlagenwerk
Universitätsleitung gibt gemeinsamen Wissenschaftsband zu aktueller Bioökonomie-Forschung heraus / Insgesamt sieben Forscher der Uni Hohenheim beteiligt --- Ein Grundlagenwerk, das aufzeigt, wie sich eine auf natürlichen Rohstoffen basierte Wirtschaft gesellschaftlich und ökonomisch entwickeln könnte: Das Buch „Knowledge-Driven Developments in the Bioeconomy: …
Bild: Die Wirkungsweise der Homöopathie ist bewiesenBild: Die Wirkungsweise der Homöopathie ist bewiesen
Die Wirkungsweise der Homöopathie ist bewiesen
Prof. Dr. med. Gustav Jaeger (1832-1917), Zoologe und Naturwissenschaftler mit 6 Lehrstühlen an der Uni Hohenheim, wird von seinen Zeitgenossen der Uni Hohenheim beauftragt, den Homöopathen wissenschaftlich fundiert das Handwerk zu legen. Jaeger widmet sich dem Forschungsauftrag, findet jedoch das Gegenteil des Gesuchten und weist anhand der Neuralanalyse …
Bild: Das Essverhalten überdenken – von Frühstücksmuffeln und VegetariernBild: Das Essverhalten überdenken – von Frühstücksmuffeln und Vegetariern
Das Essverhalten überdenken – von Frühstücksmuffeln und Vegetariern
… körperliche Aktivitäten, Schlafgewohnheiten, sowie Arbeitszeiten, soziale Faktoren und Krankheiten erfasst. Essverhalten der Vegetarier überprüft Auch die Universitäten Göttingen und Hohenheim haben eine Ernährungsstudie erhoben. Dazu wurde eine repräsentative Befragung durchgeführt. Gemäß der Studie hat sich in den letzten sieben Jahren der Anteil der …
Bild: Veranstaltung der Liberalen Hochschulgruppen mit Prof. Jörg Menno Harms an der Uni HohenheimBild: Veranstaltung der Liberalen Hochschulgruppen mit Prof. Jörg Menno Harms an der Uni Hohenheim
Veranstaltung der Liberalen Hochschulgruppen mit Prof. Jörg Menno Harms an der Uni Hohenheim
(Stuttgart) Am 20. Januar 2010 fand an der Uni Hohenheim die Veranstaltung „Unternehmerisches Handeln und globale Märkte – Erfahrungen mit dem Verändern“ statt. Es sprach ein bestens aufgelegter Prof. Jörg Menno Harms, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hewlett-Packard Deutschland GmbH. Eingeladen hatten der Landesverband Liberaler Hochschulgruppen Baden-Württemberg …
Sie lesen gerade: Stellungnahme: Forscher der Uni Hohenheim kritisieren Ernährungsstudie PURE