(openPR) In den Medien und in der Öffentlichkeit kursieren zwei Bezeichnungen für ein neues Ehrenamt, die dasselbe bedeuten und zunehmendes Interesse wecken: Aktivpaten und Bildungspaten. Ein Ehrenamtlicher kümmert sich regelmäßig und möglichst langfristig um einen jungen Menschen, der sich das gewünscht hat.
Die beiden Begriffe kommen aus zwei verschiedenen Ecken. Aktivpaten kommt aus dem Internet-Marketing, Bildungspaten aus der Politik. Bei dem Wort Aktivpaten geht es allein darum, mehr Ehrenamtliche zu finden, und deswegen um die Abgrenzung zu den Geldpaten für Kinder in Übersee.
Bei Bildungspaten geht es um die Sorge verantwortungsvoller Politiker, dass Bildung heute immer wichtiger wird und sich nicht nur auf Schulbildung beschränkt. Im Zeitalter der Globalisierung wird Bildung im weitesten Sinne zur Überlebensfrage der Demokratie und der Gesellschaft. Leider kommt das bei der Öffentlichkeit nicht so an. Dort wird Bildung entweder nur mit Hochschulbildung gleichgesetzt oder bestenfalls mit Schulbildung, aber nicht mit Persönlichkeitsbildung und gesellschaftlicher Bildung. Ein einziger Name für dieses ganze Bündel von Anliegen ist nicht in Sicht.
Wichtiger sind die Unterbegriffe für die beiden Oberbegriffe. Sie kommen aus der Praxis und machen das Anliegen viel deutlicher. Alles fing mit der Leihoma an, eine Journalistenerfindung aus den 80iger Jahren, als es mal eine Fernsehserie unter dem Namen ‚Der Leihopa‘ gab. Die Leihoma wurde populär, weil der Bedarf so groß war und ist. Dass die Bezeichnung etwas schief liegt spielt nur eine geringe Rolle. Die Leihoma kommt auch wenn man keine Leihgebühr bezahlen kann. Inzwischen gibt es immer mehr jüngere Ehrenamtliche, die sich auch regelmäßig als große Schwester oder Patentante um ein Kind kümmern, das zu allein ist.
Die ehrenamtliche Hausaufgabenhilfe gibt es schon lange, aber es gibt keinen medienwirksamen Namen dafür. Das ist viel besser bei dem Namen ‚Lesepate‘. Weil der Name so gut passte, ist diese Variante der Lernpaten besonders schnell bekannt geworden.
Im Zuge der steigenden Jugendarbeitslosigkeit wurde vor etwa 12 Jahren im Saarland mit Unterstützung der Landesregierung das Modell des Jobpaten ausprobiert. Ein Erwachsener mit Berufserfahrung nimmt sich eines Jugendlichen an, der Schwierigkeiten hat den Hauptschulabschluss zu schaffen geschweige denn anschließend einen Job oder eine Lehrstelle zu finden. Inzwischen hat dieses Ehrenamt ebenso starke Verbreitung gefunden wie das der Kinderpaten und Lernpaten. Hier war es nur der Bedarf und nicht die Bezeichnung, die zum Durchbruch führte. Die Vielfalt der Bezeichnungen (Jobpaten, Ausbildungspaten, Schülercoaches, Azubipaten, Bildungspaten etc.) erwies sich eher als Hemmschuh für eine schnelle bundesweite Entwicklung.
Die neueste Variante sind die Familienpaten. Sie wurde schon in den 70er Jahren in England von einer Sozialarbeiterin erfunden unter dem Namen Homestart. Über die Niederlande kam dann das Modell zu uns. Die ehrenamtlichen Familienpaten gehen zu Familien, die eine kostenlose und inoffizielle Hilfe ausdrücklich wünschen. Die Familienpaten werden meistens vorher ziemlich gründlich in Abendkursen vorbereitet. Es geht dabei nicht nur um gute Ratschläge für die Kindererziehung sondern auch um sonstige Probleme mit Behörden, Gesundheit und Finanzen. Angesichts der trüben Lage öffentlicher Haushalte entwickelt sich eine Tendenz, Familienpaten auch für befristete Notlagen in Familien einzusetzen, eine Aufgabe, die bisher, wenn überhaupt, nur von Sozialarbeitern übernommen wurde.
In unserer Datenbank www.aktivpatenschaften.de haben wir die Vielfalt der lokalen Vermittlungen von ehrenamtlichen Aktivpaten in Deutschland in vier Gruppen aufgeteilt. Sie entsprechen der Altersentwicklung eines Kindes: Familienpaten (zum Wohl der Eltern und der Kleinkinder), Kinderpaten (Leihomas, Patenomas, große Schwestern, Patentanten für grössere Kinder mit wenig Ansprache oder Familie), Lernpaten (Hausaufgabernhilfe, Lesepaten, Sprachpaten) und Jobpaten (für Jugendliche beim Übergang von Schule zum Beruf). Die Zahl der ca. 1200 erfassten lokalen Projekte verteilt sich ziemlich gleichmäßig auf diese vier Gruppen.
Wir haben für jede dieser Gruppen auch eigene Websites, die das Wesen des entsprechenden Ehrenamts näher erklären. Leider werden sie und unsere Datenbank von den Medien noch nicht oft genug erwähnt und dargestellt. Das erkennen wir daran, dass die Besucherzahlen an manchen wenigen Tagen auf das Dreifache hinaufschnellen. Dann hat eine bundesweite mediale Behandlung einer dieser Untergruppen wieder mal richtig funktioniert. Das Interesse in der Öffentlichkeit für diese vier Arten von Ehrenamt ist also da, nur wird es nicht oft genug von bundesweiten Medien angesprochen.






