(openPR) Die Bulimie betrifft vorwiegend Frauen. Bis zu 3 % der jungen Frauen leiden darunter. Besonders anfällig sind Fotomodelle, Tänzerinnen oder auch Skispringer. Die Bulimie beginnt häufig in der Pubertät. Bei den anfallsartigen Essattacken wird alles, was verfügbar ist, bis über 10.000 Kalorien auf einmal verschlungen. Während der Essanfälle haben die Betroffenen das Gefühl, die Kontrolle über sich selbst und über die Nahrungsmengen zu verlieren. Anschließend treten Schuld- und Ekelgefühle wegen der unkontrollierten Essattacke auf. Aus der krankhaften Furcht heraus zu dick zu werden wird danach Erbrechen hervorgerufen. Oft wird exzessiv Sport betrieben oder strenge Diäten und Fastenkuren durchgeführt und Abführmittel, Appetitzügler und entwässernden Medikamente (Diuretika) eingenommen. Die Ess-Brech-Anfälle können mehrmals täglich oder auch in größeren Abständen auftreten. Viele Patienten mit Bulimie isolieren sich zunehmend. Essen oder Fasten stehen ganz im Vordergrund, während andere Themen zweitrangig werden.
Die Betroffenen sind meist normalgewichtig, können auch unter- oder übergewichtig sein. Sie leiden unter einer gestörten Selbstwahrnehmung oder einer Körperschemastörung, d.h. auch bei Untergewicht fühlen sie sich zu dick. Es fällt den betroffenen jungen Frauen schwer, eine positive, weibliche Identität zu entwickeln und ihren Körper zu akzeptieren.
In Folge der Bulimie kann es zu einer Reihe von organischen Schäden wie Nierenschäden und Osteoporose kommen. Akut lebensgefährlich können Elektrolytstörungen mit Herzrhythmusstörungen werden.
Die Grenzen zwischen den Essstörungen Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie und Esssucht (Binge Eating) sind fließend. Nicht selten geht der Bulimie eine anorektische Phase voraus oder wechselt sich mit Phasen der Magersucht ab. Die Essgestörten versuchen meist ihre Krankheit zu verbergen und können erst Jahre nach Beginn der Erkrankung behandelt werden, wenn der Leidensdruck zu groß geworden ist.
Auslöser für die Essattacken sind allgemein emotionale Faktoren oder psychischer Stress, der durch das zwanghafte Essen kurzfristig abgebaut werden kann.
Die Ursachen der Bulimie entsprechen weitgehend denen der Magersucht. Vorstellungen von perfekter Gesundheit und ein übertriebenes Schlankheitsideal spielen bei der Entstehung von Bulimie und Anorexie eine Rolle. Der Konflikt zwischen einem perfektionistischem Anspruch an sich selbst und den Ängsten zu versagen, führt zu großer innerer Spannung. Es bestehen ein Mangel an Selbstwertgefühl und Selbstsicherheit und eine gestörte Identität. Es treten oft Gefühle von Verlassenheit auf. Gestörte Familienverhältnisse begünstigen die Entwicklung der Krankheit. Es fehlt in der kindlichen Entwicklung die Akzeptanz, Einfühlung und Liebe von Seiten der Eltern, die besondere Leistungen fordern und gleichzeitig die Gefühle übermäßig kontrollieren oder unterdrücken. Konflikte werden oft nicht offen ausgetragen.
Aspekte der Hypnosetherapie von Menschen mit Bulimie
Wenn möglich wird die Familie in die Behandlung einbezogen, die bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Essstörung immer wesentlich beteiligt ist. Der Veränderungsprozess muss das ganze Familiensystem betreffen, um die Krankheit zu heilen.
Tiefenentspannung während der hypnotischen Trance reduziert den Dauerstress und führt zur körperlichen und geistigen Erholung. Die körperlichen Selbstheilungskräfte werden dabei aktiviert. Das Immunsystem und vegetative Funktionen können durch Hypnose unmittelbar verbessert werden.
Zu den Zielen einer Hypnosetherapie der Bulimie zählt vordergründig die Normalisierung des Essverhaltens. Dies setzt die Verbesserung der Einstellung zur eigenen Person und zum eigenen Körper und den Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls voraus. Die Betroffenen lernen in der Hypnosetherapie ihre Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und danach zu leben. Wut, Trauer oder Scham werden bearbeitet. Besondere Belastungen und Krisensituationen werden in Trance mit kreativen Möglichkeiten aufgelöst. Soziale Beziehungen werden verbessert.
Ein wesentlicher Teil der Hypnotherapie der Bulimie gründet auf der Vorstellung, dass die Essattacken von einem abgespaltenen (dissoziierten) inneren Persönlichkeitsanteil hervorgerufen werden, der eine besondere Absicht damit verfolgt. Das darauf folgende Erbrechen oder andere Maßnahmen, um Gewichtszunahme zu verhindern, sind konditionierte Reaktionen nach einer Essattacke, die bewusst nicht steuerbar sind. In der Therapie mit Hypnose wird dieser Teil identifiziert und angesprochen. Es wird u.a. gefragt: Was ist der Sinn des Verhaltens? Wann hat der „Teil“ mit diesem Verhalten begonnen und welche besseren Alternativen gibt es jetzt, die das Verhalten nicht mehr erforderlich machen? Welche Ressourcen können dabei aktiviert und eingesetzt werden?
In Altersregression wird die kindliche Situation neu bewertet und verändert. Alte Verletzungen können geheilt werden. Emotionale Entbehrungen und traumatische Erlebnisse könnenverarbeitet werden. Die Vergangenheit kann gleichsam neu konstruiert werden, so dass eine Neuorientierung möglich wird.
In einer Zukunftsprojektion werden neue alternative Strategien angewendet und erprobt Der mögliche Sekundärgewinn kann erkannt und berücksichtigt werden.
Auch „Stopp-Suggestionen“ werden eingesetzt um das konditionierte Verhalten symptomatisch zu verhindern.