openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Theologie im Plural – Islamlehre an den Universitäten

18.06.201015:15 UhrVereine & Verbände
Bild: Theologie im Plural – Islamlehre an den Universitäten
Humanistischer Verband Deutschlands
Humanistischer Verband Deutschlands

(openPR) Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zum Umgang mit dem Islam in Forschung und Lehre (Januar 2010) haben offenbar den Anstoß für etwas gegeben, was schon lange gärt. Fast ein Dutzend Universitäten in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, u.a. in München, Heidelberg, Münster, Osnabrück und Frankfurt a.M. haben inzwischen Konzepte für die Einrichtung von Studiengängen zur Ausbildung von islamischen Religionslehrern, Imamen und Theologen an deutschen Hochschulen vorgelegt. Der Wissenschaftsrat hatte in seinen Empfehlungen im Januar ursprünglich von zwei bis drei Standorten gesprochen.



In dieser Dynamik wird erkennbar, dass das staatskirchenrechtliche Quasi-Monopol der Kirchen in unserer heutigen Gesellschaft keine Grundlage mehr hat. Der Islam kennt keine Kirchen und auch keine kirchlich geprägte Konfessionalität. Daher spiegeln sich weltanschauliche Sichtweisen in den islamischen Ausbildungsangeboten sehr viel offener, als dies in den dogmatischen Lehren der christlichen Kirchen der Fall ist. Das diesen Projekten zugrunde liegende ‚Beiratsmodell’ beweist, dass auch ohne kirchliche Konfessionalität – und auch ohne Einschränkungen der grundgesetzlich garantierten Freiheit von Forschung und Lehre – eine authentische Präsenz weltanschaulicher Positionen in der Ausbildung weltanschaulich gebundener Lehrkräfte gesichert werden kann.

Die heute in Berlin zu Ende gehende Konferenz „Vielfalt der Religionen – Theologie im Plural“ möchte dies aber nicht hinreichend akzeptieren: Wieder einmal ist übersehen worden, dass in Deutschland keineswegs nur eine Vielfalt von Religionen existiert, die mehrheitlich nicht ‚kirchlich’ geprägt sind, sondern auch eine – schon vom Grundgesetz geschützte – Vielfalt von Weltanschauungen, unter denen die nicht-religiösen, säkularen Weltanschauungen eindeutig schon rein quantitativ gewichtiger sind als die nicht-christlichen Religionen.

Die Formel der „Theologie im Plural“ ignoriert diese gesellschaftliche Wirklichkeit: Die nicht-christlichen Religionen haben keine Theologie mit offiziellem, machtgestütztem ‚Lehramt’, und die lebhafte weltanschauliche Verständigung, die unter den Anhängern und Vertretern säkularer Weltanschauungen stattfindet, ist ganz sicherlich nicht unter den Hut der ‚Theologie’ zu bringen. Ganz im Gegenteil, kommt doch in den säkularen Debatten zum Ausdruck, wie sich durch wissenschaftliche Entdeckungen und gesellschaftliche Emanzipationsprozesse in der Moderne traditionell Autoritäten aufzulösen begonnen haben – einschließlich einer Entmythologisierung religiöser und kirchlicher Lehren.

Leider ist es noch ein ordentliches Stück Weg zu einer gesellschaftlichen Debatte auf der Höhe dieser soziokulturellen Wirklichkeit der Weltanschauungsvielfalt in Deutschland. Die Einführung. Humanistische Lebenskunde als nichtreligiöses Unterrichtsangebot an das säkulare Drittel unserer Gesellschaft hat keinen Wettlauf der Universitäten um entsprechende Angebote ausgelöst, sondern wird immer noch hinhaltend bekämpft. Das lässt erkennen wie nach dem Säkularisierungsschub der Deutschen Einheit die zwar lautstark propagierte, aber nicht den Tatsachen entsprechende angebliche ‚Rückkehr der Religion’ die Realitätswahrnehmung großer Teile der Öffentlichkeit und der Politik beeinträchtigt hat.

Es ist zu begrüßen, dass in dieser Hinsicht eine bessere Wahrnehmung des deutschen und europäischen Islam angestrebt wird, um die antiislamischen Reflexe und damit die überproportionale Bedeutungsbeimessung des Religiösen in unseren Gesellschaften zu reduzieren. Dies wird dann zwangsweise zu einer Wiederannäherung an die weltanschauliche Realität führen. Es wäre aber noch sehr viel besser, wenn bei dieser Gelegenheit auch wieder erkannt würde, dass unsere Gesellschaft in ihrer weltanschaulichen Vielfalt immer noch vor allem ein Erbe der europäischen Aufklärung ist, Als Konsequenz dessen sind gleichwertige zivilgesellschaftliche Formen der Beteiligung und Einbindung des gesamten Spektrums der Weltanschauungen in das öffentliche Bildungswesen zu entwickeln und die längst unzeitgemäßen staatskirchenrechtlichen Privilegien abzubauen.

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 440039
 1351

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Theologie im Plural – Islamlehre an den Universitäten“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von Humanistischer Verband Deutschlands

Bild: Kostenloses Programmheft zum PapstbesuchBild: Kostenloses Programmheft zum Papstbesuch
Kostenloses Programmheft zum Papstbesuch
diesseits – Das Magazin für weltlichen Humanismus verteilt kostenlos eine Sonderausgabe, in der alle Aufklärungs- und Protestveranstaltungen in Berlin, Erfurt und Freiburg anlässlich des Papstbesuchs versammelt sind. Die aktuelle Ausgabe ist der kritischen Betrachtung des Papstbesuchs gewidmet. Insgesamt 3.000 kostenlose Hefte mit dem kompletten Programm der Anti-Papst-Bündnisse in Berlin, Erfurt und Freiburg werden in den nächsten Tagen in Berlin, Erfurt und Freiburg verteilt. Die Redaktion von diesseits – Das Magazin für weltlichen Humanis…
Ärztliches Berufsethos braucht Mut statt Re-Dogmatisierung
Ärztliches Berufsethos braucht Mut statt Re-Dogmatisierung
Drei Wochen vor dem Deutschen Ärztetag (31.5.-3.6.2011) in Kiel hat der Vorstand der Bundesärztekammer (BÄK) seine Position zum ärztlich assistierten Suizid zurückgenommen und ein Chaos verursacht. In einer gemeinsamen Erklärung von Bundesärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch manifestiert sich eine Re-Dogmatisierung und ein Trauerspiel um das ärztliche Ethos. Ursprünglich sollte der § 16 „Beistand für Sterbende“ der ärztlichen Musterberufsordnung in Kiel den eben erst l…

Das könnte Sie auch interessieren:

Katholische Theologie im Spannungsfeld von Hochschulautonomie und kirchlichen Anforderungen
Katholische Theologie im Spannungsfeld von Hochschulautonomie und kirchlichen Anforderungen
… die Geisteswissenschaften ebenso gefragt seien. Angesichts des Bedeutungszuwachses von Religion in den letzten Jahren erhalte die Präsenz der Theologie an den Universitäten eine besondere Rolle. Das soeben von Bildungsministerin Schavan ausgerufene »Jahr der Geisteswissenschaften« biete auch der Theologie große Chancen. Wolfgang Rüfner thematisierte …
Bild: Einzigartiges Profil der PTH BenediktbeuernBild: Einzigartiges Profil der PTH Benediktbeuern
Einzigartiges Profil der PTH Benediktbeuern
udierten heute zu 95 Prozent Laien in Benediktbeuern. Aufgrund der staatlichen Anerkennung im Jahre 1981, der Verleihung des Promotionsrechts im Jahre 1990 und der Verleihung des Habilitationsrechts im Jahre 2000, sei die PTH Benediktbeuern nun den Katholisch-Theologischen Fakultäten an staatlichen Universitäten weitgehend gleichgestellt.
Berufungen an der Universität Luzern
Berufungen an der Universität Luzern
… Theologischen Fakultät der Universität Zürich promoviert. 2012 erfolgte die Habilitation in Theologischer Ethik an der Universität Fribourg. Seine akademische Laufbahn führte ihn an Universitäten in der Schweiz, Australien, Belgien, Deutschland, Schweden, Südafrika und in den USA. Seit September 2015 war er Forschungsmitarbeiter an der Universität Luzern …
Bild: Der Luxus geteilter Privatsphäre - das Bad als Ort der Geselligkeit: Neue Badkollektion Plural by Terri PecoraBild: Der Luxus geteilter Privatsphäre - das Bad als Ort der Geselligkeit: Neue Badkollektion Plural by Terri Pecora
Der Luxus geteilter Privatsphäre - das Bad als Ort der Geselligkeit: Neue Badkollektion Plural by Terri Pecora
Designerin Terri Pecora gelingt es mit ihrer jüngsten Badkollektion ‚Plural' das Bad neu zu definieren: ------------------------------ Das Badezimmer wird zu einem neuen Ort der Geselligkeit, in dem man gerne Zeit verbringen und mit anderen teilen möchte. Die Kollektion Plural nimmt die Gewohnheiten und Rituale ihrer Benutzer auf und schafft neue Lösungen …
Variationen der spanischen Sprache – Spanien vs Lateinamerika
Variationen der spanischen Sprache – Spanien vs Lateinamerika
… haben sowieso schon eine Vorliebe, entweder für das Spanisch Lateinamerikas oder für die spanische Hochform, das Castellano. Auch wenn mittlerweile an sämtlichen Schulen oder Universitäten beide „Sprachen“ als gleichwertig angesehen werden, ist es dennoch kein Nachteil sich sowohl mit Spaniern, als auch mit Lateinamerikanern verständigen zu können. Vor …
Bild: Das Bad als Ort der Geselligkeit: Neue Badkollektion Plural by Terri Pecora für VitrA BadBild: Das Bad als Ort der Geselligkeit: Neue Badkollektion Plural by Terri Pecora für VitrA Bad
Das Bad als Ort der Geselligkeit: Neue Badkollektion Plural by Terri Pecora für VitrA Bad
Designerin Terri Pecora gelingt es mit ihrer jüngsten Badkollektion ‚Plural’ das Bad neu zu definieren: Das Badezimmer wird zu einem neuen Ort der Geselligkeit, in dem man gerne Zeit verbringen und mit anderen teilen möchte. Die Kollektion Plural nimmt die Gewohnheiten und Rituale ihrer Benutzer auf und schafft neue Lösungen für Designer-Installationskomponenten. …
Bild: Gegen Imam-Ausbildung an deutschen UniversitätenBild: Gegen Imam-Ausbildung an deutschen Universitäten
Gegen Imam-Ausbildung an deutschen Universitäten
Kritik an der geplanten Ausbildung von Imamen an deutschen Universitäten übt der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). "Wir wenden uns grundsätzlich dagegen, dass mit Steuergeldern religiöse Funktionäre ausgebildet werden", sagt René Hartmann, Erster Vorsitzender des IBKA. "Forschung zum Thema Religion ist selbstverständlich …
Bild: Social Media Plattform für MuslimeBild: Social Media Plattform für Muslime
Social Media Plattform für Muslime
… geknüpft werden. Hinzu kommen ein Stellenmarkt, eine Publikationsplattform für Regierungs- und Nichtregierungs-organisationen und diverse Bildungsangebote wie Sprachkurse. Der Gründer ist mit verschiedenen Lehrstühlen für islamische Theologie nationaler und internationaler Universitäten sowie mit Integrationsvereinen verschiedener Ethnien im Dialog.
Nordrhein-Westfälische Akademie nimmt neun neue Stipendiatinnen und Stipendiaten in ihr Junges Koll
Nordrhein-Westfälische Akademie nimmt neun neue Stipendiatinnen und Stipendiaten in ihr Junges Koll
… Stipendienplätze werden in diesem Jahr durch die Zusammenarbeit der Akademie mit der Landesrektorenkonferenz unter dem Dach von Humboldt(hoch)n ermöglicht. Die Universitäten haben sich unter der Überschrift Humboldt(hoch)n zusammengeschlossen, um ein landesweites Nachhaltigkeitskonzept zu entwickeln. Im Bereich Nachwuchsförderung arbeiten sie mit der …
Bild: Blasphemie im Kleid der Wissenschaft? - der Theologe Dirk Evers erhält den Akademiepreis 2009Bild: Blasphemie im Kleid der Wissenschaft? - der Theologe Dirk Evers erhält den Akademiepreis 2009
Blasphemie im Kleid der Wissenschaft? - der Theologe Dirk Evers erhält den Akademiepreis 2009
… Festakt wird musikalisch gestaltet von Studierenden der Musikhochschule Karlsruhe. Zur Person Evers wurde 1962 in Bielefeld geboren, er studierte Evangelische Theologie an den Universitäten Münster und Tübingen sowie am Tamilnadu Theological Seminary, Madurai (Südindien). 1994-2005 war er Kirchlicher Assistent am Evangelischen Stift Tübingen bei Prof. …
Sie lesen gerade: Theologie im Plural – Islamlehre an den Universitäten