(openPR) Vier Stunden lang werden am Samstag Tierrechtlerinnen und Tierrechtler in Frankfurt gegen Tierversuche protestieren. Zur Demonstration am Internationalen Tag zur Abschaffung aller Tierversuche rufen die TierrechtsInitiative Rhein-Main e.V. und Ärzte gegen Tierversuche e.V. auf.
2,7 Millionen Tiere sterben jedes Jahr in deutschen Laboren. "Viele Menschen denken, wir müssten Versuchstiere opfern um Menschen zu retten, aber das ist ein Trugschluss", sagt Victor Hahn von der TierrechtsInitiative Rhein-Main. Besonderes Ziel der Proteste ist deshalb das Frankfurter Pharmaunternehmen Merz. Der Hersteller setzt für sein Antifaltenmittel Botox weiter auf Tierversuche. Ein fragwürdiges Medikament: Botox, das den Patientinnen und Patienten in extremer Verdünnung unter die Haut gespritzt wird, ist eines der stärksten bekannten Gifte der Welt. Jede Charge des eitlen Mittels wird an Mäusen getestet - mindestens 100 von ihnen spritzt man es in den Bauch. Nach 3-4 Tagen sehen die Tester, wie viele Mäuse den Todeskampf mit dem Gift nicht überlebt haben. Ein weiteres Beispiel für Tierversuche, die keinem Patienten nützen, ist das Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt-Niederrad: Unter Prof. Wolf Singer bohrt es seit fast 30 Jahren Katzen und Affen Elektroden ins Gehirn, ohne dass ein einziges Medikament dabei herausgekommen ist.
"Aber selbst, wenn mit Tierversuchen wirklich mal an wichtigen Medikamenten geforscht wird, ist das gefährlicher Unfug", so Hahn weiter. Da alle Tierarten und Menschen sich unterscheiden, ist es nicht möglich, einen Versuch am Tier ohne weiteres auf den Menschen zu übertragen. Würde man das besagte Antifaltenmittel Botox an Katzen statt an Mäusen testen, müssten die Schönheitswilligen ihre glatte Haut aus dem Grab heraus bewundern - Katzen kann der für uns lebensgefährliche Stoff nur wenig anhaben. Hätte man Penicillin an Meerschweinchen getestet, wäre der Medizin dieses klassische Antibiotikum verloren gegangen - für Meerschweinchen ist es hochgiftig.
Ob sich ein konkreter Versuch übertragen lässt, zeigt sich nur durch das Ausprobieren am Menschen. Als das Würzburger Unternehmen TeGenero im März 2007 sein an Affen getestetes Medikament TGN1412 einem klinischen Test unterzog, erlitten alle sechs Probanden schwere Nebenwirkungen: Starke Schmerzen, multiples Organversagen, mehrwöchiges Koma - nur ein trauriger Höhepunkt der Forschung mit Tierversuchen, die seit dem Contergan-Skandal in den 1950ern keine Sicherheit erreicht hat. Organisationen wie Ärzte gegen Tierversuche kämpfen seit Jahren für alternative Forschungsmethoden wie Computersimulationen oder Tests an künstlichen Gewebekulturen, die besser sind und ohne Tierleid auskommen.
Der Demonstrationszug am Samstag startet um 12:00 Uhr an der Hauptwache und wird vier Stunden lang unterwegs sein. Von 11 bis 17 Uhr gibt es an der Hauptwache zudem zahlreiche Informationsstände sowie ein Bühnenprogramm mit Reden, Theaterperformances und Musik. Die Liedermacher Fidl Kunterbunt und Paul Blume werden die Proteste musikalisch unterstützen. Am Abend werden sie auch bei einer After-Party in der Raumstation Rödelheim auftreten - Einlass ist ab 19 Uhr.
Zeitplan des Aktionstages:
* ab 11 Uhr: Infostände und Bühne an der Hauptwache
* 12 Uhr: Demo-Beginn
* ca. 16 Uhr: Demo-Ende
* 17 Uhr: Mahnwache in Frankfurt-Niederrad
* 19 Uhr: Konzert-Einlass