(openPR) Berlin, 24. Februar 2010 – Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. kritisiert die Vorschläge des Bundesärztekammer-Präsidenten Prof. Jörg-Dietrich Hoppe zur Priorisierung im Gesundheitswesen. Statt eines einseitigen Fokussierens allein auf die Arzneimittelkosten müssten Scheininnovationen identifiziert und deren Preise deutlich reduziert werden. Bei der diesjährigen Frühjahrstagung der Fachgesellschaft vom 18. bis 19. März in Berlin diskutieren Vertreter von Ärzten, Patienten, der Politik und Pharmaindustrie die Chancen und Risiken von Rationalisierung, Rationierung und Priorisierung in der onkologischen Versorgung.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, hat sich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 21. Februar 2010 erneut für eine Priorisierung in der Medizin zur Finanzierung des Gesundheitssystems in Deutschland ausgesprochen. Laut Hoppe wenden Ärzte die neuen Behandlungsmethoden mit innovativen Arzneimitteln angesichts des Kostendrucks zum Teil nicht an. Ärzte seien mitunter gezwungen, Prioritäten zu setzen. Manche verwendeten ein neues, teures Krebsmedikament grundsätzlich nicht, andere entschieden je nach Krebsart und dem Stadium der Krankheit. Hoppe schlägt mit der Priorisierung ein Verfahren vor, nach dem bestimmt werden soll, wer wie behandelt wird, wenn die Mittel nicht für alle reichen.
„Hier wird an der falschen Front gekämpft“, bewertet Prof. Gerhard Ehninger, Vorsitzender der DGHO und Direktor am Universitätsklinikum Dresden, die Stellungnahme. Statt über Einsparungen bei Patienten nachzudenken, fordert die Fachgesellschaft, die Schraube bei der Preisgestaltung für neue Arzneimittel weiter anzuziehen. „Für Scheininnovationen braucht die Solidargemeinschaft keine horrende Preise zu zahlen“, stellt der DGHO-Vorsitzende fest. Die Fachgesellschaft empfiehlt zur Kontrolle der rasch steigenden Arzneimittelkosten, Innovationen im Versorgungsalltag mithilfe weiterer klinischer Studien laufend zu kontrollieren. Drei Jahre nach der Zulassung müssten die neuen Krebsmedikamente auf Basis von Studiendaten aus der Versorgung neu bewertet werden.
Wie Hoppe sieht auch die DGHO die Gefahr einer heimlichen Rationierung. „Hoppes undifferenzierte Darstellung führt jedoch zu einer großen Verunsicherung im Patienten-Arzt-Verhältnis. Ärzte, die notwendige Medikamente nicht verordnen, begehen eine unterlassene Hilfeleistung“, so Ehninger. Aus Sicht der Fachgesellschaft ist es notwendig, eine breite gesellschaftliche Debatte darüber zu führen, was sich unsere Gesellschaft zukünftig noch leisten kann und will.
DGHO-Frühjahrstagung
Vom 18. bis 19. März findet im Ludwig Erhard Haus, Fasanenstraße 85 in Berlin, die Frühjahrstagung der DGHO statt. Zur Politischen Sitzung „Rationalisierung, Rationierung, Priorisierung: Ethik und Ökonomie in der Onkologie“ am Freitag, 19. März von 15:00 bis 17:00 Uhr, ist auch die interessierte Öffentlichkeit eingeladen. Namhafte Referenten werden über aktuelle Themen wie die Priorisierung und Rationierung am Krankenbett und die Kosten-Nutzen-Bewertung medikamentöser Therapien in der Hämatologie und Onkologie diskutieren. Der Eintritt ist kostenfrei.
Die Pressemitteilung sowie weitere Informationen zur DGHO-Frühjahrstagung können Sie auf der Internetseite der Fachgesellschaft www.dgho.de abrufen. Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.


