(openPR) München. Ingenieure aus dem Bauwesen sind die Brückenbauer für die Zukunft, so das Fazit des 18. Ingenieuretages in der BMW-Welt in München. Mehr als 500 Gäste aus ganz Bayern und dem Ausland feierten vor kurzem zugleich das 20-jährige Bestehen der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.
Innenminister Joachim Herrmann hob in seiner Rede die hohe Innovationskraft und Kreativität der Ingenieure aus dem Bauwesen hervor. Als Beispiel nannte er neue Energietechnologien: „Modernste Gebäudeleittechnik stellt genau die Energien bereit, die abhängig von der Nutzung gerade benötigt werden“, sagte Hermann.
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau nannte er einen zuverlässigen und kompetenten Partner des Freistaates Bayern: „Ohne die Kammermitglieder, ohne leistungsfähige und kompetente Ingenieure und Architekten könnten wir unser jährliches Bauvolumen von rund 3 Milliarden Euro im Bereich Hoch- und Straßenbau gar nicht umsetzen.“ Um in der noch nicht überstandenen Krise Wirtschaft und Arbeitsmarkt zu stabilisieren, setze Bayern weiterhin auf zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur. „Gute Baukunst ist weder reiner Zierrat noch ein entbehrlicher Luxus – auch in Zeiten knapper Mittel“, so Herrmann. Vielmehr sei sie Grundlage für eine lebenswerte Umwelt und schaffe örtliche Identität.
Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau berichtete über die Entstehung und Entwicklung der berufsständischen Vereinigung: Bereits mehr als zwei Jahrzehnte vor der offiziellen Gründung am 8. Juni 1990 habe es unter dem späteren Gründungspräsidenten Günter Scholz erste Initiativen gegeben. Dennoch blieb das Ziel, eine eigene Kammer, lange Zeit verwehrt. Per Gesetz beschloss schließlich der Bayerische Landtag Mitte 1990 die Gründung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Vorausgegangen waren mehrere leidenschaftliche Reden des damaligen Landtagsabgeordneten und Ingenieurs Karl Kling für eine Kammer der Ingenieure. Er führte dann lange Jahre die Kammer als Präsident. Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau ist inzwischen in der Gesellschaft fest verankert. Das belegen auch die Mitgliedszahlen eindrucksvoll: Seit der Gründung ist die Anzahl der Mitglieder kontinuierlich gestiegen, von 1.166 im Jahr 1991 auf inzwischen 5.759.
Ein Grund für diesen Erfolg sei die von den Ingenieuren von Anfang an gewünschte „Große Kammer“, in der nicht nur die freiberuflichen Ingenieure vertreten sein sollten, sondern auch die Ingenieure aus der Bauwirtschaft und aus dem öffentlichen Dienst. „Ihre Anliegen vertritt die Kammer in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit mit einer Stimme“, sagte Schroeter und appellierte an die Zuhörer selbst aktiv zu werden: Es sei Aufgabe der Ingenieure, die Politik darüber zu informieren, welche Projekte am Notwendigsten sind.
Ingenieurkunst und Nachhaltigkeit
„Von der Ingenieurkunst beim Bauen“ sprach Dipl.-Ing. Victor Schmitt, Geschäftsführer von SSF Ingenieure. Das Unternehmen war auch am Bau der BMW-Welt beteiligt. In der Öffentlichkeit würden die Leistungen der Ingenieure vergleichsweise wenig wahrgenommen, so Schmitt. Einwandfreie Brücken, Tunnel, Straßen und Schienen würden als Selbstverständlichkeit angesehen. Die Ausbildung und Arbeit deutscher Bauingenieure sei hervorragend: „Nach 1945 ist in Deutschland keine Person durch den Einsturz von Tunneln oder Brücken zu Schaden gekommen.“
Mit Blick auf die BMW-Welt sagte Schmitt: „Ein Gebäude der heutigen Zeit ist wie ein Organismus, da gibt es Bedarf an Licht, Wärme, Wasser und Luft“. „Wir schaffen kulturelle und langfristige Werte”, beschrieb Schmitt das Ergebnis der Arbeit von Ingenieuren aus dem Bauwesen. Der Wiederbeschaffungswert aller Bauten in Deutschland liege bei 25.000 Milliarden Euro (= 25 Billionen Euro). Er warnte davor, an den Ausgaben für deren Bestandserhaltung zu sparen: „Dadurch vernichten wir Kulturgut und Vermögen und hinterlassen unseren Kindern Schrott.”
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Rede von Prof. Dr. Dr.-Ing. Drs.h.c. Peter Wilderer, Träger des „Stockholm Water Prize“, der weltweit höchsten Auszeichnung in der Wasserwirtschaft. Wilderers Vortrag hatte das Thema „Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen: Verantwortung übernehmen, Chancen nutzen, Perspektiven eröffnen“. Darin ging der ehemalige Ordinarius an der Technischen Universität München auf die zunehmende Bedeutung der Ingenieurleistungen ein. Der erfolglose Klimagipfel in Kopenhagen habe gezeigt, dass man sich nicht allein auf die Politik verlassen könne.
Dabei ist der Klimawandel nur eines von vielen Problemen, die künftig auf die Menschheit zukommen. Auch die Frage, wie für eine immer weiter steigende Anzahl von Menschen ausreichend Nahrung produziert werden soll ist noch ungeklärt. Prof. Wilderer zeigte die enge Verbindung von gesunden Ökosystemen mit dem Klimawandel auf. Die Ingenieure müssten das Heft in die Hand nehmen und regionale Lösungen für die Klimaproblematik und weitere Herausforderungen anbieten.
Das Schlusswort sprach der 1. Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Dipl.-Ing.Univ. Helmut Schütz. Er ging darin auf die Vorredner ein. Allein durch Verzicht würden die Probleme der Zukunft der Menschheit nicht zu bewältigen sein, so Schütz „Nur der Rohstoff Geist ist letztlich nicht begrenzt”, appellierte er an die Ingenieure.
(Internet: www.bayika.de)