(openPR) DQR oder EQR bedeutet Deutscher Qualifikationsrahmen bzw. Europäischer Qualifikationsrahmen. Glaubt man den Bildungspolitikern und Experten, gehört diesem neuen System die Zukunft. Dahinter steckt eine EU-Initiative, die sich die Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen zur Aufgabe gemacht hat und dabei ist, die bisherigen Bildungssysteme auf den Kopf zu stellen.
Der DQR ist die geplante nationale Umsetzung bei der bildungsbereichsübergreifende Kompetenzen eine angemessene Bewertung zugeführt wird, mit dem Ziel eine Vergleichbarkeit deutscher und europäischer Qualifikationen zu erhalten. In der Praxis soll das so aussehen, dass es ein Punktesystem mit maximal 8 zu erreichenden Punkten gibt. So könnte beispielsweise ein Bachelorabsolvent 6 Punkte haben und ein Meister mit entsprechenden Weiterbildungen 7 Punkte und sich damit auf einer höheren Qualifikationsstufe befinden, ohne einen akademischen Abschluss zu haben. Das erfolgt mit der Vorgabe, dass jedes Qualifikationsniveau durch verschiedene Bildungswege erreicht werden kann.
Ein wichtiges Kriterium für das Punktesystem könnte die „Employability“ sein, also wie gut die Qualifikation für den Arbeitsmarkt ist. Im Zuge dessen, kommt die brisante Diskussion auf, ob jeder Bachelorstudiengang automatisch die gleiche Punktzahl im DQR erhalten soll oder nicht? Sollte ein Bachelorabschluss aufgrund des Arbeitsmarktes in Neogräzistik nur 5 Punkte erhalten und ein Bachelorabschluss in den Ingenieurwissenschaften 6 Punkte? Das birgt Sprengstoff für das gesamte Bildungssystem. Damit würden arbeitsmarktorientierte Studiengänge eine noch stärkere Bevorzugung erhalten, als Sie sowieso schon im neuen Bachelor-Master-System haben. Wäre das nicht der endgültige Tod von Freigeist im Bildungssystem? Geht es bei Hochschulstudiengängen dann nur noch um die Produktion von leistungsfähigen akademischen Arbeitskräften für die Wirtschaft und Industrie?
Noch ist Nichts beschlossen und Alles ist offen, aber es wird höchste Zeit, dass es eine Diskussion über die DQR bzw. die EQR gibt. Ansonsten droht das Gleiche, wie beim Bolognaprozess: Ein ausgewählter Kreis von Experten und Politikern entscheidet in Hinterzimmern die Zukunft der bildungspolitischen Ausrichtung und fast 8 Jahre später nehmen die Hochschulen, Studenten und Medien dies zum ersten Mal tatsächlich wahr und stehen vor vollendeten Tatsachen. In gewisser Weise sind sie bei dem Bologna Prozess auch selber Schuld, aber aus Fehlern sollte man lernen.