(openPR) Die über 70 im Berliner entwicklungspolitischen Ratschlag (BER) zusammengeschlossenen Nichtregierungsorganisationen (NRO) lehnen die ihnen zugegangene Einladung von Humana zum Tag der offenen Tür ab: Am 21. September will Humana eine Kleidersortieranlage in Hoppegarten/ Berlin einweihen. Die NRO kritisieren, dass sich die Kleidersammelfirma als entwicklungspolitische Organisation darstellt, obwohl sie aus Sicht des BER nichts mit Entwicklungspolitik im seriösen Sinne zu tun hat.
„Wir wollen Humana in Berlin nicht haben“, sagt der Geschäftsführer des BER Alexander Schudy. „Unserer Meinung nach verfolgt Humana ein als Entwicklungshilfe getarntes Geschäftsmodell. Das schadet all jenen NRO, die sich in schwierigen Zeiten um Solidarität mit den Ärmsten bemühen.“
Der BER kritisiert an Humana u.a. die Art und Weise der Arbeit mit Freiwilligen (die z.B. vor dem Auslandsaufenthalt als „Vorbereitung“ in Humana-Sortierfabriken oder Humana-Second-Hand-Shops arbeiten oder Spenden sammeln). Auch die Projekte in Afrika haben nach Berichten von Freiwilligen nichts mit seriöser Entwicklungszusammenarbeit zu tun. Von den stetig wachsenden Erlösen der Altkleiderverkäufe wurden 2004 nur 57.000 EUR aus Deutschland nach Afrika überwiesen. Mit diesem Fakt in einem Interview auf RadioEins im März 2009 konfrontiert, legte die Vorsitzende von Humana People to People e.V., Julia Breidenstein, mitten im Gespräch den Hörer auf.
Die Kritik an Humana wächst: Der BER hatte 2005 einen Mitgliedsantrag der „Humana Kleidung für Entwicklung gGmbH“ abgelehnt. Im September 2007 sagte Reingard Stein, Expertin für konfliktträchtige Anbieter am Lebenshilfemarkt der Berliner Senatsverwaltung: „Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung Wissenschaft und Forschung rät von einer Mitarbeit in bzw. einer Zusammenarbeit mit umstrittenen Organisationen wie Humana ab.“ Die Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul ließ im Februar durch einen Sprecher mitteilen, dass die Bundesregierung den Antrag von Humana als weltwärts-Entsendeorganisation ablehnt, „vor allem, weil es an ausreichender entwicklungspolitischer Erfahrung fehlt“. Bisher wurde noch keine andere Organisation abgelehnt.
„Wir wünschen uns ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen Humana, ähnlich wie es bei der Niederlassung von Scientology in Charlottenburg der Fall war und ist“, so Schudy. Die Bezirke könnten zum Beispiel prüfen, wo Sammelcontainer ohne Genehmigung stehen und diese ggfs. entfernen lassen. Im Juni 2009 hat die staatliche Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Rheinland-Pfalz der Humana Kleidersammlung GmbH mit Sitz in Berlin die Durchführung von Altkleidersammlungen, die den Eindruck der „Unterstützung eines guten Zwecks“ hervorrufen, verboten. Die zuständigen Stellen sollten dies auch für Berlin prüfen, so Schudy.










