(openPR) Berlin, 3.09.2009: Der Bundestagswahlkampf bringt frischen Wind in die Diskussion über die Reform der Unternehmensführung in Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die deutsche Wirtschaft aufgefordert, mehr Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände zu berufen. Eine verpflichtende Quote wie in Norwegen lehnt sie bisher zwar ab, die aktuelle Situation bezeichnet die Kanzlerin aber als "nicht hinnehmbar". SPD und Bündnis 90/Die Grünen gehen hier deutlich weiter und fordern die Einführung einer gesetzlichen Quote für Frauen in Aufsichtsräten. Auch die CDU-Frauen Union schließt eine solche Lösung nicht aus.
„Die Finanzkrise hat gezeigt, dass die Corporate Governance in Deutschland strukturell reformiert werden muss. FidAR fordert eine verbindliche Quote von mindestens 25 Prozent Frauen in Aufsichtsräten. Nur so kann langfristig das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern in Führungspositionen erreicht werden“, betont Monika Schulz-Strelow, Präsidentin des Vereins FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte. „Appelle sind nicht ausreichend, um grundlegende Veränderungen durchzusetzen. Wenn die Unternehmen das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen wollen, sollten sie jetzt darüber nachdenken, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Aufsichtsräte und andere Führungskräfte müssen zudem besser qualifiziert sein und leistungs- und kompetenzabhängig ausgewählt werden.“
Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sind Frauen in den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen außerhalb des Finanzsektors in Deutschland mit einem Anteil von 9 Prozent nach wie vor massiv unterrepräsentiert. Etwa drei Viertel der hier vertretenen Frauen wurden lediglich aufgrund der Mitbestimmungsregelungen als Arbeitnehmervertreterinnen in den Aufsichtsrat berufen. Bei Banken und Versicherungen ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten mit 15,5 Prozent beziehungsweise 13,5 Prozent etwas höher. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland nach einer Studie der Europäischen Kommission zur Zusammensetzung der höchsten Entscheidungsgremien der größten börsennotierten Unternehmen in Europa 2008 mit einem Frauenanteil von 13 Prozent nur knapp über dem europäischen Durchschnitt von 11 Prozent.
Die Deutsche Corporate Governance Kommission hat sich in der im Juni 2009 durch die Bundesregierung verabschiedeten Neufassung des Corporate Governance Kodex dazu bekannt, dass Unternehmen bei den Vorschlägen zur Wahl von Aufsichtsratsmitgliedern auch auf „Vielfalt (Diversity)“ achten sollten. Ursprünglich sollte hier die „angemessene Vertretung von Frauen in deutschen Vorständen und Aufsichtsräten“ eingefordert werden. „Die Forderung der Corporate Governance Kommission nach ‚Vielfalt’ ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, erklärt Schulz-Strelow. „Die Unternehmen müssen sich jetzt mit dem Thema in der Entsprechenserklärung auseinandersetzen. Aber das Ziel einer konkreten Gleichstellung darf nicht verwässert werden. Im Corporate Governance Kodex muss ein wirksamer Anspruch auf einen Frauenanteil in Aufsichtsräten verankert werden.“
Im Rahmen des FidAR-Forums
Eine gute Wahl: Mehr Frauen in die Aufsichtsräte
mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend am 16. September 2009 in der Britischen Botschaft in Berlin diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Möglichkeiten einer verbesserten Gleichstellung von Frauen und Männern in Spitzenpositionen der deutschen Wirtschaft. Das aktuelle Programm der Veranstaltung finden Sie im Internet unter www.fidar-einegutewahl.de. Im Rahmen der Pressekonferenz zur Veranstaltung diskutieren Sven Erik Svedman, Norwegischer Botschafter in Deutschland, Daniela Weber-Rey, Mitglied der Deutschen Corporate Governance Kommission und Monika Schulz-Strelow, Präsidentin FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e.V., unter anderem über die Erfahrungen der norwegischen Wirtschaft, wo seit dem 1. Januar 2008 eine verbindliche Frauenquote in Aufsichtsräten von 40 Prozent gilt.











