(openPR) Der Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie am Ende des Ersten Weltkriegs zog die Gründung neuer Staaten nach sich. Einer dieser Staaten war die Tschechoslowakische Republik, die am 28. Oktober 1918 in Prag ausgerufen wurde. Dieser Gründung gingen die berühmten 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson voraus, in denen er den Völkern ein freies Selbstbestimmungsrecht zuerkannte. Punkt 10 lautete : "Den Völkern Österreich-Ungarns, deren Platz wir im Kreis der Nationen gefestigt und gesichert sehen wollen, ist die Möglichkeit zur unbehinderten und autonomen Entwicklung einzuräumen." Dies war die Basis der Forderung der slawischen Völker der Donau-Monarchie zur Gründung eigener Staaten. Dieses Recht nahmen sich Tschechen und Slowaken und gründeten die Tschechoslowakische Republik – das Recht auf freie Selbstbestimmung blieb aber den in diesem neuem Staate lebenden Deutschen verwehrt. In einer Entschließung des österreichischen Reichsrates hatten am 6. Oktober 1918 deutsche Abgeordnete das Selbstbestimmungsrecht der slawischen und romanischen Nationen Österreichs anerkannt. Allerdings forderten sie "das gleiche Recht für das deutsche Volk Österreichs". Beginnend am 1. November 1918 bis Ende Januar 1919 wurden die deutschen Gebiete dann durch tschechische Truppen besetzt. Vereinzelt war es auch zu Kämpfen gekommen. Bei dieser Besetzung fanden 20 Deutsche durch Kämpfe und Übergriffe den Tod; die Zahl der tschechischen Opfer ist unbekannt.
"Reichenberg wurde 1918 mit dem jähen Kriegsende und dem Zerfalle des österreichischen Reiches Sitz der Landesregierung für die in Aussicht genommene Provinz Deutschböhmen unter dem Vorsitz von Dr. Lodgman von Auen. Dieser musste am 16. Dezember 1918 die Stadt verlassen da sie von tschechoslowakischen Truppen besetzt wurde."
Am 16. Februar 1919 fand in Deutsch-Österreich die Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung statt.
In der neu gebildeten Republik Deutsch-Österreich sah die in den Sudetengebieten lebende Bevölkerung die Verwirklichung des vom amerikanischen Präsidenten ausgerufenen Selbstbestimmungsrechts. Die Sudetendeutschen forderten in einem an Kanzler Dr. Karl Renner überreichten Memorandum dieses Selbstbestimmungsrecht auch ihnen zu gewähren und die beabsichtigte Trennung der deutsch-böhmischen Gebiete von Österreich und ihre Einverleibung in die Tschechoslowakei zu überprüfen . Sie forderten weiterhin eine Volksabstimmung "in Abwesenheit der tschechischen Truppen". Um die bevorstehenden Friedensverhandlungen nicht zu gefährden verzichteten die Sudetendeutschen auf bewaffneten Widerstand.
In Wien trat am 4. März 1919 der neugewählte deutsch-österreichische Nationalrat zur Eröffnungssitzung der konstituierenden Nationalversammlung zusammen. Die Sudetendeutschen wollten sich an der Wahl zur Nationalversammlung beteiligen, aber die tschechische Besatzung wusste dies zu verhindern. Daraufhin riefen die deutschen Parteien, vorneweg die Sozialdemokratische Partei, zu friedlichen Demonstrationen für das Selbstbestimmungsrecht auf. Die Sozialdemokraten proklamierten darüber hinaus den Generalstreik. Josef Seliger spricht in Teplitz-Schönau: „ ... Uns führt nicht Haß gegen das tschechische Volk zusammen ... Nur die Liebe zu unserem Volke, zu unserer Freiheit und zu unserem Rechte ist es, die uns heute zusammenführt ... Es gab einen Augenblick, wo das tschechische Volk uns mit großer Aussicht auf Erfolg die Hand zur Verständigung hätte reichen können: wenn die Vertreter des tschechischen Volkes nach dem Zusammenbruch der österreichischen Monarchie an uns herangetreten wäre, um gemeinsam mit uns ein freies Gemeinwesen unter gegenseitiger Achtung des Rechtes zu begründen, so hätte vielleicht damals das Echo aus Deutsch-Böhmen nicht lange auf sich warten lassen. Aber unter solchen Umständen, wie die Machthaber des tschechischen Volkes ihren Staat heute begründen wollen, ist ein Zusammenwirken nicht möglich ...“
Diese friedlichen Kundgebungen, die u.a. in Kaaden, Eger, Karlsbad, Aussig und Reichenberg stattfanden wurden vom tschechischen Militär blutig unterdrückt.
Präsident Wilsons Bevollmächtigter Prof. Dr. A.C. Coolidge erklärt in einem Bericht am 10. März 1919: „Würde man den Tschechen das Ganze Gebiet zuerkennen, das sie beanspruchen, wäre das nicht nur eine Ungerechtigkeit …, sondern auch für die Zukunft des neuen Staates gefährlich und vielleicht verhängnisvoll.“
Am 24. September 1919 sagte Dr. Rudolf Lodgman von Auen: „Nie wird unser Volk seinen Anspruch auf Selbstbestimmung aufgeben, nie wird es die Rechtsbeugung anerkennen…man muß dafür kämpfen, daß die
CSR in einen Staat der Nationen umgewandelt wird..“
54 Tote und mehrere hundert Verletzte sind die ersten Opfer im Kampf um das Selbstbestimmungsrecht der Völker.
Eine Entschädigung erhielten die Opfer nicht; die Täter wurden weder ermittelt noch bestraft. Der 4. März aber wurde zum „Tag der Selbstbestimmung“ für alle Sudetendeutschen.
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Über das Unternehmen
Der "Heimatkreis Reichenberg e.V." ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Augsburg, Bayern, und arbeitet als Heimatgliederung in der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit.
Patenstadt der ehemaligen Bewohner aus Stadt und Landkreis Reichenberg ist seit 1955 Augsburg. Der Heimatkreis wird von einem gewählten, ehrenamtlich tätigen Vorstand und vom Kreisrat vertreten.
40 Gemeindebetreuer führen Ortskarteien und sorgen sich um den Zusammenhalt der ehemaligen Bewohner ihrer Städte und Dörfer. Sie organisieren Treffen und besuchen ihre Heimat.
In mehr als 30 Orten Deutschlands und Österreichs bestehen "Reichenberger Gilden"; das sind die regionalen Zusammenschlüsse zur Pflege der Zusammengehörigkeit und kulturellen Tradition.
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Der Heimatkreis Reichenberg e.V. unterstützt die Gemeindebetreuer bei ihrer Arbeit, veranstaltet für die Mitarbeiter Tagungen und Seminare und organisiert das in zweijährigem Abstand stattfindende große "Reichenberger Bundestreffen". Er führt "Reichenberger Jugendwochen" und politische Bildungsreisen durch, vergibt Ehrungen für verdiente Mitarbeiter und sorgt für die Darstellung seiner Arbeit in der Presse.
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In der Geschäftsstelle wird eine Heimatdokumentation aufgebaut und durch Übernahme von Nachlässen ständig erweitert. Der Heimatkreis pflegt die Patenschaft mit der Stadt Augsburg und unterstützt die Städte Kratzau, Liebenau und Christofsgrund im Landkreis bei der Pflege ihrer Patenschaften mit Eichstätt, Königsbrunn und Blaubeuren. Seit 2001 ist er auch Stiftungsmitglied der Stiftung Isergebirgsmuseum in Neugablonz.
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Der Heimatkreis Reichenberg e.V. ist vom Finanzamt Augsburg für die Förderung der Heimatpflege ermächtigt, für alle Zuwendungen Spendenbescheinigungen auszustellen.
Die Vertriebenen aus dem Bezirk Reichenberg haben sich in allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs, überwiegend aber in Süddeutschland, niedergelassen.
Sie haben sich maßgeblich am Wiederaufbau nach dem Krieg und der politischen und wirtschaftlichen Neugestaltung beteiligt und pflegen Kultur und Brauchtum ihrer Herkunftsheimat.
Heimatliebe und das Bekenntnis zu den Werten von Freiheit und Recht sind die Triebfeder für die Teilnahme an großen und kleinen Treffen.
Im Rathaus der Patenstadt Augsburg zeugen Glasfenster des Sudetendeutschen Künstlers Victor Eichler, vor der Kongreßhalle ein von Dr. Ing. Egon Hartmann geschaffener "Reichenberger Brunnen" und im Stadtratssaal ein repräsentativer Wandteppich mit Reichenberger und Augsburger Motiven vom Schaffen unserer Landsleute.
Seit der Überwindung des Kommunismus in der CSFR unterstützt der Heimatkreis mit Hilfe der Bundesregierung, des Freistaates Bayern und einer privaten Düsseldorfer Stiftung die noch in Reichenberg, dem heutigen Liberec, lebenden Landsleute. Nach der Vertreibung von rund 130.000 Deutschen aus dieser Region in Nordböhmen leben heute noch ca. 3.000 bis 4.000 Deutsche in Reichenberg und Umgebung.
Sie haben sich im "Verband der Deutschen - Region Reichenberg/Liberec" zusammengeschlossen.
Ein eigenes Kulturzentrum, bestehend aus mehreren Geschäftsräumen, einer Bibliothek und einem Vortragssaal, konnte eingerichtet werden.
Mit Spenden wurden deutsche Bibliotheken für die Abteilung des deutschen Zweiges am Tschechischen Gymnasium, im deutschen Kulturzentrum, bei sieben Kindergärten und an der Pädagogischen Fakultät der Hochschule ausgestattet.
Ein Altenwohnheim ist erstellt worden.
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Auf Anregung des Heimatkreises fanden Begegnungen zwischen den Repräsentanten der beiden Städte Reichenberg/Liberec und Augsburg mit dem Ziel statt, daß daraus eine Partnerschaft entstehen könnte.
Auf Anregung des Heimatkreises wurden seit 1991 sieben Deutsch-Tschechische Kulturwochen und vier Seminare mit tschechischen Bürgermeistern und Persönlichkeiten durchgeführt und die Anregung für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit gemacht. Heute ist die "Euroregion Neisse" zwischen Sachsen, Niederschlesien (Polen) und Reichenberg/Liberec Wirklichkeit.
Der Heimatkreis Reichenberg e.V. hält nicht nur enge Verbindung zu den Landsleuten in der alten Heimat, sondern auch zu den demokratischen Kräften in dieser Region Nordböhmens. Er will mit seiner Arbeit einen Beitrag zu einem auf Demokratie, Freiheit, Recht und Wahrheit aufgebauten partnerschaftlichen Leben zwischen Deutschen und Tschechen leisten.