(openPR) Mit dem schwul-lesbischen Großevent wird vom 18. bis 27. Juli 2008 vor allem der Glaube an ein diskriminierungsfreies Miteinander sowohl eingefordert als auch gefeiert
Der Christopher Street Day (CSD) Stuttgart, das jährlich in der Landeshauptstadt stattfindende Großereignis rund um die Belange von Lesben, Schwulen, Bi-Sexuellen und Transgender, wagt sich in der vor uns liegenden Saison wieder an ein heißes gesellschaftspolitisches Eisen. Schon mit den für viele provozierenden Mottos „Familie heute“ (2005) und „Bist du auch normal?“ (2006) eckte der ehrenamtlich agierende Verein besonders in einigen kirchlichen Kreisen sowie in konservativen Bevölkerungsschichten erheblich an. „Provokation gehört beim CSD zum Geschäft“, ist sich CSD Vorstand Christoph Michl sicher. „Nur wenn man Dinge klar und deutlich auf den Punkt bringt und manchmal auch ein bisschen überspritzt darstellt, wird man in der heutigen Zeit wahrgenommen. Und meist entsteht daraus ein fruchtbarer Dialog“, so Michl weiter und ergänzt: „Das gefällt natürlich nicht jedem.“ In diesem Jahr beschäftigt man sich zum Feiertag der Schwulen- und Lesbenbewegung in Stuttgart mit dem Thema „Glauben“. Umgesetzt wird dieser Aspekt des täglichen Lebens mit Hilfe des diesjährigen Mottos „CSD Stuttgart 2008 – Ich glaube…“.
Die Basis für diesen Slogan dient folgende Überzeugung: Als Glaube bezeichnet man eine Grundhaltung des Vertrauens gegenüber Werten und/oder Zielen. Auch unser demokratisches Zusammenleben in Deutschland ist vom Glauben an und Vertrauen auf verschiedene Grundwerte geprägt – vor allem der Glaube an die Freiheit und Gleichheit eines jeden einzelnen Individuums.
Mehr als Gott und Kirche
Mit diesem Verständnis wird sehr schnell klar, was den CSD Machern wichtig ist: Der Begriff soll nicht ausschließlich mit Religion oder Kirche in Verbindung gebracht werden. Vielmehr erhält der Glaubensbegriff an sich eine ganz persönliche Note. Denn: Jeder Mensch, auch der homosexuelle, glaubt – und zwar an ganz unterschiedliche Dinge: beispielsweise an die freie Meinungsäußerung, an sich selbst, an Gott, an eine tolerante Gesellschaft, an die Verbindung von Politik und Party, an den Zusammenhalt der schwul-lesbischen Community oder Menschheit, an eine faire Gesetzgebung, an ein weltoffenes Stuttgart, an freie Sexualität, an Emanzipation und, und, und. Die Liste lässt sich beliebig vorsetzen.
Jeder glaubt!
Für viele Schwule und Lesben ist der Glaube dennoch ein sperriger, wenn nicht gar mit Ängsten behafteter Begriff. Dabei glauben wir alle zuhauf. Jeder möge sich doch einmal vergegenwärtigen, wie oft man selbst an einem einzigen Tag sagt, denkt oder schreibt: „Ich glaube“ und so seine tiefste Überzeugung oder einfach nur eine Vermutung äußert.
„Ich glaube, dass ich anders bin!“ – ein Satz wie ihn wohl jeder homosexuelle Mann oder jede homosexuelle Frau schon einmal ausgesprochen oder zumindest gedacht hat. Gerade im Coming Out, dem Erkennen und Offenbaren des „Anders seins“, kommt dem Glauben an sich selbst und an seine eigene, vielleicht von der Norm abweichenden Sexualität eine große Bedeutung zu.
Mit dem CSD Stuttgart soll der Glaube oder das Glauben individuell und positiv betrachtet werden. Der Glaube an eine offene und tolerante Gesellschaft, die auch Minderheiten würdig integriert und akzeptiert, soll dabei im Mittelpunkt des Christopher Street Day (CSD) im Juli 2008 in der baden-württembergischen Landeshauptstadt stehen.
Der Glaube an...
Dazu werden die ehrenamtlichen Organisator/innen des CSD Stuttgart möglichst viele Menschen auffordern, das CSD Motto „Ich glaube…“ zu ergänzen und auf eigene Art zu interpretieren. „Wir wollen wissen an was oder wen die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land glauben, wenn es um ein diskriminierungsfreies Zusammenleben geht“, formuliert Christoph Michl die diesjährige Zielsetzung. „Dabei sind wir sicher, dass sich eine beeindruckende Bandbreite der Glaubensansichten ergeben wird“, so der Vorstand und führt weiter aus: „Wir alle Glauben! Das tun wir täglich. Und das tun wir aus Überzeugung. Oftmals aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Aber wir tun es. Und das ist gut so. Denn, der Glaube treibt uns an. Wichtig ist dabei, dass wir uns über unseren Glauben – an was auch immer – austauschen und einen ehrlichen sowie offenen Dialog führen.“
Homosexualität und Religion
Selbstverständlich lässt sich bei einem solchen Motto und Leitmotiv das Thema Homosexualität und Kirche nicht komplett ausblenden. Das wäre auch falsch – oder eben nur die halbe Wahrheit. Vielmehr bedarf es einer kritischen Auseinandersetzung und des offenen Dialogs in der Gesellschaft. Und den wollen die CSD Macher im Jahr 2008 führen.
Denn: Homosexualität und Religion beziehungsweise Glaube ist in vielen Religionen immer noch ein breites Diskussions- wenn nicht gar Tabugebiet. Weil viele religiöse Gruppierungen Homosexualität strikt ablehnen – meist unter Berufung auf heilige Texte, religiöse Schriften oder Traditionen – fühlen sich religiös geprägte Homosexuelle häufig in einen Gewissenskonflikt gedrängt. Für weniger oder nicht religiös geprägte homosexuelle Menschen als auch gemäßigt oder liberal religiös geprägte homosexuellen Menschen ist es ein Hauptgrund, bestimmten religiösen Gruppen oder Kirchen fernzubleiben, atheistisch zu leben beziehungsweise nur in bestimmten liberalen Kirchen Mitglied zu sein oder sich zu engagieren.
Oft wird von Seiten der konservativen Kritiker mit der Familie, welche homosexuelle Menschen nicht gründen könnten, argumentiert, da die herkömmliche Familie als ein wesentlicher Lebensinhalt angesehen wird. Regenbogenfamilien werden dabei in der Diskussion bewusst verdrängt, schlichtweg vergessen oder nicht als eigentliche Familien betrachtet. Dies gilt es zu ändern. Dafür soll der CSD Stuttgart ein Zeichen setzen.
Glaube an Veränderung
Schwule und Lesben sollte der Glaube an ein gleichberechtigtes Leben immer wieder anspornen. Denn es gibt weiterhin eklatante Missstände in Politik, Alltag oder Arbeitsleben, die endlich beendet werden müssen (vgl. Poltische Forderungen des CSD Stuttgart). Wir, als Organisatoren des CSD Stuttgart, glauben an die nachhaltige Veränderung unseres Landes hin zu einer offenen Gesellschaft. Dies bedarf aber einer breiten Unterstützung von vielen. Die vielbeschworene Akzeptanz von homosexuellen Mitmenschen gibt es nicht zum Nulltarif. Sie erfordert ein ständiges und beharrliches Aufklären, Diskutieren – und nicht zuletzt Vertrauen und Glauben.
Dazu dient das Motto „Ich glaube…“ als Transportmittel. Gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern des Christopher Street Day (CSD) 2008 wollen die Veranstalter zeigen, wie stark der Glaube an eine tolerante Zukunft ist und was wir mit vereinten Kräften erreichen können: nämlich ein Zusammenleben ohne Diskriminierung von Minderheiten. Dafür steht die diesjährige CSD Veranstaltungswoche vom 18. bis 27. Juli 2008 im Rahmen des Christopher Street Day in Stuttgart.
Weitere Informationen finden sich auf der in Kürze überarbeiteten Website des CSD Stuttgart unter www.csd-stuttgart.de.











