(openPR) Mit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 03.03.2009 wurde der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Kölner Süden für die folgenden 15 Jahre weitgehend blockiert.
Den Nord-Süd Stadtbahn-Tunnel, 28 Meter unterhalb des Waidmarktes, durchfährt die U-Bahn frühestens im Jahre 2024 – wenn alles gut geht. Die dort vorher erforderliche Gleiswechselanlage bauen nämlich diejenigen, die für den Archiveinsturz verantwortlich sein sollen und Schadenersatzzahlungen von rund 1,3 Mrd. EUR zu erwarten haben. Bleibt nur zu hoffen, dass damit keine Insolvenz einhergeht, denn ein anderes Unternehmen war bislang nicht bereit, den Auftrag zu übernehmen.
Die Busse und Bahnen im Kölner Süden fahren an der Kapazitätsgrenze. Das ständig geforderte Umsteigen der Pkw-Pendler auf den ÖPNV kann daher nur eine leere Floskel sein, obwohl der Pendlerstrom im Süden, über die Autobahn A555, der größte von Köln ist.
Was unternimmt die Stadt?
Im Grunde nichts, denn das Betreiben von Teilstrecken der Nord-Süd Stadtbahn erreicht nicht die eigentlichen Verkehrsziele. Selbst wenn 2024 die Durchfahrt bis zum Hauptbahnhof möglich würde, kann eine Verkehrsentlastung nur über die Rheinuferlinie erfolgen. Die Bahn auf der Bonner Straße endet nämlich innerhalb der Stadt und noch dazu hinter der stauanfälligen A555, dem Autobahnkreuz Köln-Süd und dem sich anschließenden Verteilerkreis. Für die Verlängerung der Bahn über Rondorf bis nach Meschenich besteht inzwischen zwar vordringlicher Bedarf, aber der Stadt fehlen noch konkrete Trassenpläne, um die erforderlichen Finanzmittel beantragen zu können.
Zu jeder Teilplanung hielt die Stadt Informationsveranstaltungen ab. Die Art und Weise dieser „Bürgerbeteiligung“ führte zu Protesten und einer sehr großen Zahl von Einwendungen. Von Anfang an entwickelte die Bürgerschaft Alternativen, die sie durch neun international tätige Verkehrsplaner verfeinern ließ. Die Proteste kämen zu spät, behaupten die Verantwortlichen heute, obwohl sie viele der Bürgeranregungen bereits seit sechs Jahren ignorieren. Das Ausgrenzen sachlicher Zusammenhänge und die unterbliebenen Abwägungen wichtiger Aspekte des Straßenverkehrs sowie des Umwelt- und Denkmalschutzes sind im Planfeststellungsbeschluss zur 3. Baustufe der Nord-Süd Stadtbahn ausführlich dokumentiert. Politik und Verwaltung lenken von den Folgen des Archiveinsturzes ab, indem sie den Bürgerinnen und Bürgern vorwerfen, das ÖPNV-Projekt zu verzögern.
Völlige Ablehnungen gab es zu den vorgeschlagenen Anpassungen der Bus- und Bahnlinien im Kölner Süden. Darunter auch eine Bahnverbindung zwischen Meschenich und Longerich, die schon seit Jahren im Betrieb sein könnte. Das Totschlagargument: „Dann müsse zum Hauptbahnhof ja umgestiegen werden und Umsteigen ginge gar nicht!“. Darum liegt der ÖPNV im Kölner Süden für mindestens 15 Jahre auf Eis – also weiterhin Stau, denn auch ein Umsteigen der Pendler vom Pkw auf den ÖPNV geht so nicht!