(openPR) 17.05.2006 - Angesichts leerer Kassen im Gesundheitswesen wird die Frage immer dringlicher, welche Therapien überhaupt sinnvoll sind und so von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden sollten. Seit Jahren wird der Gesundheitsmarkt mit Verfahren überschwemmt, deren Wirksamkeit trotz teilweise vielfacher wissenschaftlicher Untersuchungen aber nicht nachgewiesen wurde. Dies betrifft nicht nur die abergläubisch-esoterischen Ansätze der Alternativmedizin, sondern auch vieles, was in der so genannten Schulmedizin genutzt wird.
Um das Problemfeld "Gute Medizin/ Schlechte Medizin" zu analysieren, treffen sich skeptische Wissenschaftler beim Jahreskongress der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) e.V. vom 25.-27. Mai 2006 in Essen. Dort stehen Themen im Mittelpunkt wie evidenzbasierte Medizin, Mythen und Defizite in der Schulmedizin sowie der Aufstieg der Alternativmedizin, der Fehldeutungen von Physik und Philosophie zu verdanken ist.
Nach ihrer Kritik der Homöopathie im letzten Jahr ruft die GWUP nun allgemein zu einer vernunftgeleiteten Medizin auf. "Entscheidungsträger der Politik haben jetzt bei der bevorstehenden Gesundheitsreform eine hervorragende Gelegenheit, Vernunft über Aberglauben zu stellen", so GWUP-Geschäftsführer Amardeo Sarma. "Wer jedoch zulässt, dass Homöopathie und anthroposophische Medizin Kassenleistungen werden, macht sich zum willfährigen Instrument der pseudowissenschaftlichen Medizin und den Geschäftsinteressen ihrer Vertreter." Der Tagungsreferent Dr. Werner Hessel pflichtet dem bei: "Was dort an Vorstellungen herrscht, ist durch die medizinischen Erkenntnisse der letzten zwei Jahrhunderte vollkommen überholt". Dies hat auch das 2005 erschienene Buch "Die Andere Medizin" der Stiftung Warentest bestätigt. Die heftigen Angriffe, welche dieses Buch nach Erscheinen ausgelöst hat, zeigen, so Sarma, "auf welche Widerstände die vernunftgeleitete wissenschaftliche Medizin seitens einer auf Aberglauben gestützten Medizin hierzulande trifft."
Leider ist festzustellen, dass auch in der Normalmedizin zunehmend Geschäftsinteressen ins Spiel kommen, die Vorrang vor dem Wohl des Patienten haben. Daher muss im Sinne der so genannten evidenzbasierten Medizin gefordert werden, dass auch hier nur Verfahren und Medikamente eingesetzt werden, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist. Die GWUP lehnt alle Versuche von Lobbygruppen ab, strenge wissenschaftliche Untersuchungen abzuschwächen oder zu umgehen und so die Patienten zu Versuchskaninchen zu machen. "Sowohl der Binnenkonsens als auch die Abkürzung von Zulassungsverfahren unter Umgehung strenger Prüfungen dienen lediglich dazu, das Gesundheitssystem zum Selbstbedienungsladen von Interessengruppen zu machen", so Sarma.
"Ärzte und Patienten sollten gemeinsam daran arbeiten, die wissenschaftlich fundierte Medizin ehrlicher, menschlicher und damit auch wirksamer und nebenwirkungsärmer zu machen. Wir brauchen keine alternative Medizin, wir brauchen eine bessere Schulmedizin", resümiert Dr. med. Gabi Hoffbauer, Autorin von "Pillen, Kräuter, Heilsversprechen", die über Defizite in der Schulmedizin referieren wird.
GWUP www.gwup.org
Weitere Infos zur Konferenz: http://www.gwup.org/ueberuns/konferenzen/2006/
Die GWUP ist ein wegen Förderung der Volksbildung als gemeinnützig anerkannter Verein, in dem sich über 750 Wissenschaftler und wissenschaftlich Interessierte für Aufklärung und kritisches Denken, für sorgfältige Untersuchungen parawissenschaftlicher Behauptungen und die Popularisierung von wissenschaftlichen Methoden und Erkenntnissen einsetzen.