(openPR) 1980 - 1989 - 1997 | Ein Zentrum des künstlerischen Offgrounds in Ostberlin
Eine Ausstellung unter Schirmherrschaft von Gerhard Wolf.
Austellung vom: 19. September – 25. Oktober 2014
Eröffnung am: Freitag, 19. September 2014, 19 Uhr
Berlin, September 2014 - Anlässlich des 25. Jubiläums des Mauerfalls finden in Berlin zahlreiche Veranstaltungen statt, die an die historischen Ereignisse im Jahr 1989 erinnern. Das bis heute überragende Interesse an der DDR und den Ereignissen, die sich im Vorfeld der friedlichen Revolution abspielten, zeugt auch von der Notwendigkeit, die großen Retrospektiven mit konkreten Biografien einzelner Menschen und den Orten ihres speziellen Handelns und Wirkens zu illustrieren oder auch zu kontrastieren.
Die Galerie Forum Amalienpark in Berlin Pankow zeigt vom 19. September bis 25. Oktober 2014 die Ausstellung "brennzeiten", die der Werkstatt und dem Wirken der Keramikerin Wilfriede Maaß gewidmet ist. Die Räume in der Schönfließer Straße 21 waren in den 1980er Jahren ein Zentrum der unabhängigen Künstlerszene Ostberlins.
Die Keramikwerkstatt Wilfriede Maaß
Die Wohnküche - Wirkungs- und Lebensraum des Liedermachers und Übersetzers Ekkehard Maaß - sowie die Werkstatt der Keramikerin Wilfriede Maaß in der Schönfließer Straße 21 wurden für viele Jahre zu einem der wichtigsten Treffpunkte einer neuen Künstlergeneration, die sich bereits 10 Jahre vor dem Mauerfall und nicht erst in der unmittelbaren Vorwendezeit von den kulturellen Strukturen in der DDR und deren politischem Auftrag lossagte.
In der Schönfließer Straße 21 lasen Autoren wie Detlef Opitz, Bert Papenfuß-Gorek und Stefan Döring. Bekannte Autoren wie Christa Wolf und Gerhard Wolf, Heiner Müller und Franz Fühmann boten dem Ort und den dort Lesenden durch ihr Interesse und ihre Anwesenheit einen gewissen Schutz. Eine Besonderheit von politischer Brisanz war, dass immer wieder auch ausländische Autoren wie Bulat Okudschawa, Andrej Bitow, Allen Ginsberg oder der deutschsprachige Georgier Giwi Margwelaschwili zu Gast waren.
Die Keramikwerkstatt von Wilfriede Maaß entwickelte sich zum Ostberliner Epizentrum einer Szene von Dichtern, Malern, Bildhauern, Fotografen und Filmemachern, das auch über Berliner Grenzen hinaus Wirkung entfaltete. Verschiedenste Genres trafen aufeinander und verbanden sich miteinander. In den Folgejahren entstanden unzählige Künstlerbücher und Untergrundzeitschriften, die Werkstatt wurde zum Atelier, das Atelier zum Fluchtort, Brennpunkt und „Postamt“ einer unabhängigen Künstlerszene.
Trotz einer dauernden existenziellen Bedrohung durch von der Staatssicherheit veranlasste Schikanen hat Wilfriede Maaß mit ihrer Arbeit vielen Künstlern eine ökonomische Basis geschaffen und ihnen das künstlerische und finanzielle Überleben ermöglicht. Ihre Werkstatt behauptete sich als ein offener Raum innerhalb eines geschlossenen Systems. Der Kunstkritiker Christoph Tannert hat die Keramikwerkstatt einmal als einen „psycho-sozialen Gestaltungsraum“ bezeichnet. Die in ihm entstandene Kunst erreichte eine kompromisslose Eigenständigkeit und distanzierte sich selbstbewusst und konsequent vom real verschwindenden Sozialismus.
Mit Künstlern ihrer Werkstatt gründete Wilfriede Maaß 1989 eine der allerersten Privatgalerien in Ostberlin, die nun die Idee einer Produzentengalerie weiter verfolgte und in die 90er Jahre trug. 1995 war dann das Jahr, in dem die Galerie die Adresse, an der sie Geschichte schrieb, verließ und nach Berlin-Mitte in die Gipsstraße zog, um auch ihrer wachsenden internationalen Vernetzung gerecht werden zu können. Zu den heute am bekanntesten und erfolgreichsten Künstlern, die mit Wilfriede Maaß zusammenarbeiteten und bei ihr ausstellten, zählen z.B. Ralf Kerbach, Helge Leiberg, Wolfram Adalbert Scheffler, Cornelia Schleime, aber auch Carsten Nicolai oder Neo Rauch.
Wilfriede Maaß hat ihren Raum behauptet. Ohne ihr leidenschaftliches Engagement für eine offene und selbstbestimmte Arbeit sähe die Geschichte des Off- und Undergrounds Ostberlins anders aus.
Die Ausstellung
Die Ausstellung "brennzeiten" in der Galerie Forum Amalienpark zeigt nun eine Auswahl zahlreicher Arbeiten, die aus der Keramikwerkstatt in der Schönfließer Straße 21 hervorgegangen sind. Neben den Ausstellungsobjekten wird bislang unbekanntes Fotomaterial gezeigt, z.B. von den bekannten Fotografen Thomas Florschütz oder Helga Paris, welche die Lesungen und die Arbeit in der Werkstatt dokumentierten.
Ein Begleitprogramm mit ehemals Beteiligten zur literarischen, künstlerischen und politischen Bedeutung gewährt weitere und tiefere Einblicke.
Unter dem Titel „ Die Keramikwerkstatt Wilfriede Maaß – Der literarische und politische Ort“ werden die Dichter Jan Faktor und Bert Papenfuß lesen und sich in einem von Dr. Peter Böthig (Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum/Schloss Rheinsberg) moderierten Gespräch zu den literarischen „Brennzeiten“ in der Maaßschen Werkstatt äußern.
Ein Abend ist ausschließlich einem von der Autorin Annett Gröschner moderierten Gespräch und Konzert mit Ekkehard Maaß vorbehalten, der durch seine erste Initiative zu Ende der 70- er Jahre den Grundstein für einen Ort des künstlerischen und politischen Widerstands gelegt hat.
In der dritten Veranstaltung unter dem Titel „Die Keramikwerkstatt Wilfriede Maaß – Künstlerische Relevanz und politische Brisanz“ werden Cornelia Schleime, Petra Schramm sowie auch Wilfriede Maaß selbst Auskunft über die künstlerische und politische Bedeutung der Adresse Schönfließer Straße 21 geben. Christoph Tannert (Geschäftsführer des Künstlerhaus Bethanien Berlin) wird dieses Gespräch leiten.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog gleichen Titels im Lukas Verlag.
BRENNZEITEN - Die Keramikwerkstatt Wilfriede Maaß
1980 - 1989 - 1997 | Ein Zentrum des künstlerischen Offgrounds in Ostberlin
Kuratiert von Ingeborg Quaas & Henryk Gericke
unter Mitarbeit von Sabine Herrmann & Klaus Killisch
Galerie Forum Amalienpark
Verein Kunst und Literatur Forum Amalienpark e.V.
Breite Straße 2a 13187 Berlin - Pankow
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 14 – 19 Uhr
Samstag 11 – 16 Uhr
www.amalienpark.de













