(openPR) Eine knappe halbe Stunde Sendeplatz hat das ZDF am 07.08.2013 der Reportage „Dämmwahn oder Klimarettung? - Vom Sinn und Unsinn der energetischen Sanierung“ eingeräumt. Nicht viel, bei der Komplexität der Thematik. Dies dachte sich wohl auch Autor Stefan Hanf und beschränkte sich vielleicht deshalb vornehmlich darauf, den Unsinn herauszuarbeiten.
Gleich vorab: Ja, viele vermeintliche Energieberatungen, gerade von Herstellern, Handwerkern, Baufirmen sind von Verkaufsinteressen geleitet und daher als unseriös einzustufen. Ja, energetische Maßnahmen können aufgrund zu geringer Fachkenntnisse auf Seiten der ausführenden Betriebe mangelhaft durchgeführt werden und der erhoffte Energieeinspareffekt bleibt aus. Ja, nicht immer macht eine energetische Modernisierung überhaupt Sinn. Und gut, dass dies im Bericht angesprochen wird und der Eigenheimbesitzer vor überstürztem Aktionismus gewarnt wird!
Aber leider endet hier der journalistische Anspruch nach objektiver Berichterstattung. Denn um der Sache gerecht zu werden, darf man eben auch nicht die Augen vor dem Sinn energetischer Modernisierungsmaßnahmen verschließen.
Es gibt, wie in einem kurzen Satz im Beitrag erwähnt, staatlich gelistete, unabhängige Energieberater, die neutral beraten und im Zweifelsfall auch von unwirtschaftlichen Modernisierungsmaßnahmen abraten. Hätte man für den im Beitrag durchgeführten Test nicht auch einen solchen einladen können, anstatt vier verschiedene Handwerksbetriebe und einen nicht anerkannten freien Energieberater?
Und solide geplant und fachgerecht umgesetzt führen energetische Modernisierungsmaßnahmen zu den gewünschten Effekten. Aber man muss es auch sehen wollen. Da steht der Autor beispielsweise mit einem Professor der Hochschule Hildesheim an der Tafel und bekommt anhand eines Diagrammes erklärt, dass sich eine immer dickere Dämmstärke nicht automatisch positiv auf den Wärmeverlust auswirkt. Dass man aber mit einer 4cm dicken Dämmung den Wärmeverlust bereits halbieren kann, übersieht der Autor geflissentlich.
Welche positiven Eigenschaften hat das für den CO2-Ausstoß und damit für das Klima? Welche Folgekosten kommen auf Deutschland zu, wenn wir den CO2-Ausstoß nicht verringern? Wie wirkt sich aber auch beispielsweise eine modernisierte Wohnung auf den Wohnkomfort aus?
Die vom Autor zitierte Prognos-Studie geht von einer jährlichen Energiepreissteigerung von 1% aus. In Wirklichkeit liegt diese schon seit über zehn Jahren eher bei 6% – über Jahre gerechnet sind dies Milliarden Euro an Mehrkosten für den Eigenheimbesitzer. Außerdem nimmt die Prognos-Studie eine volkswirtschaftliche Betrachtung vor und keine für den Eigenheimbesitzer relevante betriebswirtschaftliche. Weiß der Autor dies nicht oder verschweigt er es im Sinne seiner gewünschten Gesamtaussage?
So oder so, viele Fragen bleiben unangetastet und das ZDF wird mit diesem Beitrag seinem Anspruch, einer gut recherchierten und objektiven Berichterstattung, nicht gerecht. Das ist schade - denn aufmerksam machen auf Probleme in der Energiewende ist sinnvoll und notwendig, das bloße Schüren von Ängsten ohne Handlungsempfehlung für den Bürger, jedoch kontraproduktiv.










