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Trendanalyse zur Brustkrebssterblichkeit

24.08.201112:39 UhrGesundheit & Medizin

(openPR) Stellungnahme der Sachverständigen des Wissenschaftlichen Gremiums der Kooperationsgemeinschaft Mammographie

zu: „Breast cancer mortality in neighbouring European countries with different levels of screening but similar access to treatment: trend analysis of WHO mortality database”


Philippe Autier et al., in: British Medical Journal 2011; 343:d4411

Die Autoren dieser Trendanalyse von Mortalitätsdaten haben auf WHO-Datenbasis die Entwicklung der Brustkrebssterblichkeit in drei Länderpaaren (Länderpaare Nord-Irland / Republik Irland; Niederlande/ Belgien und Flandern; Schweden / Norwegen; ein Land eines jeden Paares mit, das andere ohne Mammographie-Screening-Programm) seit dem Jahr 1989 untersucht und diese in Beziehung zum Zeitpunkt der Einführung des Mammographie-Screenings gesetzt. Die vergleichende Studie bezieht sich auf einen Beobachtungszeitraum von 1989 bis 2006. Dabei wird ein Mammographie-Screening-Programm definiert als populationsbezogenes Programm mit Einladungssystem für Frauen in einer definierten Altersgruppe.

In der Analyse wurden Trends der Sterblichkeit von 1989 bis 2006 (als prozentuale Abnahmen) verglichen und es wurde geschaut, ob sich in dem untersuchten Zeitraum statistisch signifikant ein Inflektionspunkt („Knick“) identifizieren ließ, von dem an die Sterblichkeitstrends in den Ländern deutlicher ausgeprägt waren. Es fand sich, dass die abnehmenden Trends bei der altersstandardisierten Brustkrebssterblichkeit wie auch die Inflektionspunkte innerhalb der drei Länderpaare ähnlich hoch war, obwohl in jeweils einem der beiden Länder ein Mammographie-Screening eingeführt worden war. Nach Ansicht der Autoren deutet dies darauf hin, dass das Screening keinen direkten Anteil an der Reduktion der Brustkrebssterblichkeit habe.

Die Studie von Autier et al. weist verschiedene Schwachpunkte auf, welche eine Interpretation der Resultate im Hinblick auf die Wirksamkeit des Mammographie-Screening-Programms erschweren.

Zum einen beruht die Analyse auf der Auswertung eines sehr langen Zeitraums von 17 Jahren, während dessen in jeweils einem Land aus den drei dargestellten Paaren ein Mammographie-Screening eingeführt wurde. Diese Screening-Programme wurden stufenweise über mehrere Jahre eingeführt und hatten dabei unterschiedlich hohe Beteiligungsraten. Über das Einsetzen einer Auswirkung auf die brustkrebsbedingte Sterblichkeit sind nach übereinstimmender Meinung aber erst nach ca. 10 Jahren erste Aussagen möglich. Der hier gewählte Zeitraum war also vermutlich (zu) kurz.

Das Screening wird nur in einem engen Altersbereich angeboten (meist von 50 bis 69 oder 74 Jahren). Eine Betrachtung der Brustkrebsmortalität über alle Altersklassen ist unangemessen, weil sich hier Effekte bei Altersgruppen mit und ohne Screening vermischen; Resultate sind dann nicht mehr interpretierbar. Zwar berichten Autier et al. in Tabelle 2 über die relevante Altersgruppe der 50 bis 69-Jährigen, aber diese erfolgt nur über die gesamte Periode (dazu siehe oben). Auch die Analyse von „Knicks“ in den Trends erfolgte nur über alle Altersgruppen gemeinsam, so dass, neben der unzureichenden Berücksichtigung des verzögerten Einsetzens der Screeningeffekte, auch hier eine Vermischung mit Trends in anderen Altersgruppen erfolgte. Die Interpretation der Befunde ist deshalb im Hinblick auf eine Auswirkung des Mammographie-Screenings auf die Sterblichkeit an Brustkrebs nur sehr eingeschränkt – wenn überhaupt – möglich.

Das Ergebnis von Autier et al. steht im Gegensatz zu den jüngsten Ergebnissen des 29-Jahre-Langzeit-Follow-Up einer randomisierten Studie in Schweden (Tabar et al., Radiology, May 2011). Diese Studie ergab, dass sich die Brustkrebssterberate durch das Mammographie-Screening langfristig um etwa 30 Prozent senken ließ. Dort zeigte sich auch, dass die Reduktion der Sterblichkeit erst 10 Jahre nach Start des Programms einsetzte und dann im Verlauf der Zeit zunahm. Dieser wichtige Aspekt wird in der Trendanalyse von Autier et al. weitgehend vernachlässigt.

Abschließend sollte man festhalten, dass so genannte epidemiologische Beobachtungsstudien, und darum handelt es sich bei der Studie von Autier et al., von ihrer Anlage her für vielfältige Formen von Verzerrungen anfällig sind. Ihre Interpretation sollte deshalb stets mit einer angemessenen Zurückhaltung erfolgen – insbesondere wenn randomisierte, kontrollierte Studien eine Wirksamkeit des Mammographie-Screenings belegen.

Sachverständige
des Wissenschaftlichen Gremiums:

Prof. Dr. med. Hans-Werner Hense (Vorsitz)
Prof. Dr. med. Alexander Katalinic
PD Dr. med. Annette Lebeau
Prof. Dr. med. Markus Müller-Schimpfle
Prof. Dr. med. Per Skaane
Prof. Dr. med. Diethelm Wallwiener

Kontakt:
Prof. Dr. med. Hans-Werner Hense
Universitätsklinikum Münster
Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
Domagkstraße 3
48149 Münster
Telefon: +49 (0251) – 8355399
E-Mail: E-Mail

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