(openPR) Fachkongress Advanced Planning & Scheduling mit zweihundert Teilnehmern
Aachen, im Mai 2011. Rund zweihundert Experten hatten sich jetzt in Aachen versammelt, um über das Optimierungspotenzial von Advanced Planning & Scheduling (APS) in der Einzel- und Kleinserienfertigung von variantenreichen Produkten zu diskutieren. Gastgeber der zweitägigen Tagung war die Inform GmbH, Aachen, die bereits vor zwanzig Jahren die Methode für die Produktionsoptimierung entwickelt, mit dem ersten APS-System zur Einsatzreife gebracht und die Verfahren seitdem maßgeblich weiterentwickelt hat.
Die Liste der aktiven APS-Anwender, die sich zum Kongress angemeldet hatten, las sich wie ein Auszug aus der Weltmarktführerliste des Spezial- und Sondermaschinenbaus, darunter bekannte Namen wie ABB, Alstom, Hermle, Krauss Maffei, MTU, Oerlikon, Siemens oder Robert Bosch ebenso wie zahlreiche Hidden Champions aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dass APS nicht nur ein Produktionsthema ist, sondern zentrale Unternehmensbereiche vernetzt, zeigen die Funktionsbezeichnungen der Teilnehmer: Geschäftsführer, Fertigungssteuerer, Produktions- und Betriebsleiter, Logistiker, Einkäufer und Vertriebsbeauftragte trugen sich in die Gästeliste ein.
In den Vorträgen und Gesprächen des Kongresses ging es einerseits um Erfahrungen und Verfahrenstipps, andererseits um konkrete Zahlen, die das Optimierungspotenzial von APS aufzeigen: Bis 50 Prozent ließe sich damit der Planungsaufwand senken, die Durchlaufzeiten gleichzeitig um 40 Prozent senken. 25.000 Produktionsstunden könne ein durchschnittliches Sondermaschinenbau-Unternehmen bei gleichem Umsatz einsparen, war eine weitere diskutierte Kennzahl.
„Mit dem APS-Kongress wollten wir nicht nur ein Experten-Forum anbieten, sondern für die ‚Community’ der Einzel- und Kleinserienfertiger auch eine Vernetzungsplattform für den Erfahrungs- und Know-how-Austausch etablieren“, erklärte Andreas Gladis, Geschäftsbereichsleiter Produktion der gastgebenden Inform. „Mit Blick auf Teilnehmerzahl, die beteiligten Unternehmen und die lebhaften Diskussionen während und zwischen den Vorträgen scheint uns dies gelungen zu sein.“
Die zwei Keynotes des APS-Kongresses befassten sich mit der Historie und der aktuellen Anwendung der Methoden in der Industrie:
Bastian Sacher, Leiter des Auftragsmanagement Spritzguss beim Kunststoffmaschinenhersteller Krauss Maffei, stellte in seinem einführenden Praxis-Vortrag dar, wie APS hilft, die entscheidenden Fragen „Wann wird welcher Auftrag fertig?“ und „Was brauchen wir, damit der Auftrag fertig wird?“ zu beantworten. Mit optimierenden Planungsfunktionen der APS-Lösungen von Inform gelang es Krauss Maffei, den Ausgleich zwischen den widerstrebenden Zielen kurze Lieferzeit und strenge Liefertreue auf der einen sowie niedrige Bestände und Rüstkostenoptimierung auf der anderen Seite miteinander in Einklang zu bringen.
Stefan Göbel, Leitung Auftragszentrum und Qualitätswesen bei Oerlikon BARMAG, Hersteller von Spinnmaschinen für Chemiefasern, zeichnete in seinem launigen Vortrag die Entstehungsgeschichte von APS nach.
Er war an der Beauftragung der Inform beteiligt, die für das Unternehmen Anfang der neunziger Jahre zunächst in einer Simulation analysieren sollte, wie die Fertigstellung von Fehlteilen beschleunigt, die Durchlaufzeiten verkürzt und die Werkstattbestände reduziert werden konnten. Darüber hinaus gehörte zur Aufgabe, auf der Basis der Plandaten die Kapazitätsauslastung und die Engpassmaschinen zu ermitteln.
Der Inform gelang es in der Simulation, die Planung in ihrer gesamten Komplexität zu beschreiben und die Fertigung kapazitätsabhängig zu optimieren. Um mit den unsicheren Daten und komplexen Planungszusammenhängen klar zu kommen, verwendete das Unternehmen für die Optimierungsalgorithmen Fuzzy Logic - eine Entscheidungsmethode, die der Inform-Gründer Prof. Dr. Hans-Jürgen Zimmermann maßgeblich mitentwickelt hat.
Aus den Verfahren der BARMAG-Simulation entstand schließlich, was heute in Einzel- und Kleinserien-Fertigung unter APS verstanden wird und die erste Software, mit der sich die Methode anwenden ließ. Sie wurde unter dem Namen Felios von der Inform entwickelt, startete 1991 bei Oerlikon BARMAG und optimiert bis heute als Ergänzung zu SAP die Fertigung.
In den zahlreichen Gesprächen und Diskussionen der Experten im Plenum und zwischen den Vorträgen ging es vorrangig um die gegenwärtige Nutzung von APS und APS-Systemen in den Unternehmen. Betont wurde allgemein der große Sprung, den Unternehmen mit APS bei der Produktionsoptimierung machen können. Schon alleine durch das Transparentmachen der Planungsprozesse, die zuvor mit Excel oder sogar „vordigital“ auf Papier durchgeführt wurden, lässt sich die Fertigung viel exakter und nachvollziehbarer steuern. Hinzu kommen die Optimierungsverfahren, die für eine ideale Verteilung der Fertigungsaufträge auf die Ressourcen sorgen. Eine APS-Investition amortisiert sich deshalb innerhalb eines halben Jahres.
Auch langfristig wirkt APS optimierend: Da die Planungsprozesse transparent und dokumentiert sind, lässt sich kontinuierlich an ihnen arbeiten, um die Fertigung ständig zu verbessern.
Gleichwohl, war man ebenso einhelliger Meinung, stellten sich die Vorteile nicht von alleine ein. Die Einführung von APS bzw. eines APS-Systems muss sowohl von der Prozess- als auch von der Personalseite entsprechend vorbereitet werden.
Es geht nicht nur um eine technische Software-Implementierung, die im Falle von Felios sehr einfach ist, sondern um eine Management-Aufgabe. Ziele und Werte von APS müssen akzeptanzfördernd und bereichsübergreifend vermittelt werden, damit sich das Optimierungspotenzial entfaltet.