(openPR) Mangel- und Fehlernährung verhindern häufig Therapieerfolg älterer Patienten
Geriatrie Klinik Rosenheim stellt umfangreiche Studie mit über 4500 Patienten vor
Zwei Drittel aller in eine geriatrischen Abteilung eingewiesenen Patienten sind in einem schlechten Ernährungszustand. Je älter der Patient ist, desto größer ist die Gefahr einer bestehenden oder drohenden Unterernährung. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. Dieses besorgniserregende Ergebnis stellt Dr. Markus Gosch, Chefarzt der Geriatrie Klinik Rosenheim in seiner Querschnittsstudie vor. 4625 Patienten nahmen an der Studie teil. Durch eine gezielt Therapie kann jedoch der schlechte Ernährungszustand behoben werden.
Mangel- bzw. Fehlernährung bei geriatrischen Patienten bilden einen der wichtigsten Prädiktoren für ein schlechtes Therapieergebnis. Die Angaben über die Prävalenz liegen für Patienten im stationären Bereich zwischen 20 und 60 Prozent, in Pflegeeinrichtungen zwischen 10 und 85 Prozent. Die großen Schwankungen in der Prävalenz resultieren einerseits aus der heterogenen Patientengruppe, andererseits aus der Untersuchungsmethode und der Definition der Mangel- und Fehlernährung.
Durch das Mini-Nutrional-Assessment haben wir eine einfache und valide Untersuchungsmethode zur Bestimmung des Ernährungszustandes bei geriatrischen Patienten. Das Mini-Nutrional-Assessment ist ein Scoring-Verfahren mit 18 Items. Erhoben werden sowohl athropometrische Messungen als auch anamnestische Daten.
Die Daten wurden an der Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation des Landeskrankenhauses Hochzirl in Österreich erhoben. Von 1999 bis 2004 wurde bei insgesamt 4625 Patienten mit einem Alter über 64 der Ernährungszustand mit dem Mini- Nutrional-Assessment erhoben. An anthropometrischen Daten wurden erhoben, der Body-Mass-Index, Körpergröße und –gewicht, Umfang des Oberarmes, des Ober- und Unterschenkels. 77% der untersuchten Personen waren weiblich, 23% männlich. Das Durchschnittalter der Patienten lag bei 78,6 Jahren, der mittlere Barthel-Index bei 71,7.
Von jeweils 200 Frauen (Durchschnittsalter 77,3 Jahre, Barthel- Index 74,8) und Männern (Durchschnittsalter 77,4 Jahre, Barthel-Index 73,4) wurde eine Analyse der einzelnen Items durchgeführt.
16,9% hatten einen Mini-Nutrional-Assessmet-Score (MNA-Score) von kleiner 17, was einem schlechten Ernährungszustand entspricht. 52% hatten einen MNA-Score zwischen 17 und 24. Diese Gruppe weist somit ein hohes Risiko für Mangel- und Fehlernährung auf. Lediglich bei 31,2% der Patienten konnte ein guter Ernährungszustand festgestellt werden. Mit dem Alter kommt es zu einem statistisch signifikanten Anstieg des Prozentsatzes der Patienten mit einem schlechten Ernährungszustand. In der Altersgruppe der über 89-Jährigen sind es bereits 36,4%. Auch die erhobenen Werte des Body-Mass-Index zeigten eine signifikante Abnahme mit dem Alter. Auffallend war der Umstand, dass keine geschlechtspezifischen Unterschiede zur Darstellung kamen.
Der MNA-Score wurde am stärksten von folgenden Parametern beeinflusst: Gewichtsverlust in den letzten 3 Monaten, Inappetenz, eingeschränkte Mobilität, reduzierte Flüssigkeitsaufnahme, dem Body-Mass-Index und der Selbstbeurteilung des Gesundheitszustandes. Die für die Unter- und Fehlernährung kausal wichtigsten Items waren: Krankheit/Stress, Anzahl der Medikamente, Selbstständigkeit beim Essen, eingeschränkte Mobilität, reduzierte Flüssigkeitsaufnahme, Inappetenz, psychische Probleme und die Lebensbedingungen.
Die Bestimmung des Body Mass Index reicht zur Beurteilung des Ernährungszustandes nicht aus. Mit dem Mini-Nutrional-Assessment hat man ein geeignetes Instrumentarium um eine Mangel/Fehlernährung aufzuspüren. Auf Grund der hohen Prävalenz muss der Ernährung in der Therapie ein weit höherer Stellenwert als bisher eingeräumt werden. Mehrere der Kausalfaktoren lassen sich im Rahmen eines Aufenthaltes an einer geriatrischen Abteilung gezielt therapieren.