(openPR) Die Bundesagentur für Arbeit wird in der Zeitschrift "CAREkonkret" (14.05.2010, Seite 1)) u.a. mit folgender Stellungnahme zitiert: "Der vielbeschworene Pflegekräftemangel findet in der Statistik allerdings noch keinen Niederschlag - im Gegenteil".
Da wir uns wiederholt zum Pflegekräftemangel in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen geäußert und dazu auch Pflegetreffs in Neuss durchgeführt haben, sind wir an Ihren konkreten Aussagen und statistischen Daten sehr interessiert und haben die Bundesagentur für Arbeit um genaue Angaben gebeten.
Wir vermuten aber, dass hier möglicherweise aneinander vorbei geredet wird. Es geht nämlich einmal darum, ob die tatsächlich eingerichteten Stellen besetzt sind oder mittels vorhandener Bewerber unter Umständen besetzt werden könnten. Darauf bezieht sich wahrscheinlich das Statement der Bundesagentur für Arbeit.
Uns geht es aber nicht allein um die vorhandenen Stellen, sondern darum, dass wir einfordern, die unzureichenden Stellenpläne insgesamt den Bedürfnissen anzupassen. Pflege ist unserer Meinung nach seit Jahren zu einem reinen Kostenfaktor verkommen und wird nur noch nach Kassenlage dotiert.
So sind zum Beispiel - durch Studien belegbar - in den letzten 10 Jahren in den Krankenhäusern (zu Gunsten der Ärzte!) rd. 70.000 Pflegestellen abgebaut worden. Das Förderprogramm der Bundesregierung, das 17.000 Stellen vorsieht, ist deshalb kaum in Anspruch genommen worden, weil die Krankenhäuser einen Eigenanteil der Personalkosten übernehmen sollen und dies überwiegend nicht tun. Daher bleibt das Angebot weithin ungenutzt, obwohl es einen unbestrittenen Bedarf gibt. Durch die aktuellen Gehaltsforderungen der Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern wird es möglicherweise zu weiteren Stellenreduzierungen zu Lasten der Pflege kommen.
In den stationären Pflegeeinrichtungen (Heimen) gibt es ebenfalls völlig unzureichende Stellenschlüssel, die den tatsächlichen Pflegebedarf nicht annähernd abdecken. Daher gibt es auch immer wieder die bekannten Mängelberichte des MDK, Hilferufe ...usw. - nahezu zwangsläufig.
Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an zusätzlichen Pflegekräftestellen in allen Pflegesystemen mit rd. 20% anzusetzen ist. Solange dem seitens der Pflege-Rahmenbedingungen nicht entsprochen ist, müssen wir von einem Pflegenotstand bzw. von einem Bedarf an Pflegekräften ausgehen.
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht