(openPR) Erschreckende Ergebnisse zur Seuchenprophylaxe in Geflügelställen wurden jetzt beim „Themenforum Seuchenhygiene in der Geflügelhaltung – Anspruch und Realität“ bekannt. Barbara Grabkowski vom „Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten“ (ISPA) der Hochschule Vechta stellte überwiegend schlechte Nachrichten bezüglich der Umsetzung notwendiger seuchenhygienischer Maßnahmen in deutschen Geflügelbeständen vor. Im Untersuchungszeitraum wurden 60% aller Geflügelställe vor der Neubelegung nicht desinfiziert. So ist es kein Wunder, dass Deutschland im Bericht der EFSA über das Salmonellen-Monitoring besonders schlecht abgeschnitten hatte.
Organisiert wurde das Forum vom „Niedersächsische Kompetenzzentrum Ernährungswirtschaft“ der Hochschule Vechta (NieKE), den Kreislandvolkverbänden Vechta und Cloppenburg sowie von der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW), deren Präsident Wilhelm Hoffrogge, Dötlingen, selbst anwesend war. Die Untersuchungsergebnisse basierten auf freiwilligen Angaben von 221 anonymisierten Betrieben, die insbesondere in Niedersachsen, aber auch in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern gelegen sind. Keinerlei Desinfektionsmaßnahmen führten demnach im Untersuchungszeitraum 72% der Hühnermastbetriebe, 75% der Junghennenbetriebe, 58% der Putenbetriebe und 66% der Legehennenbetriebe nach der Ausstallung der alten Bestände durch.
„Das muss für Wilhelm Hoffrogge, den obersten Geflügelfunktionär Niedersachsens, eine schallende Ohrfeige gewesen sein“, konstatierte Eckard Wendt, Vorsitzender des Tierschutzfachverbands „Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung“ e.V. mit Sitz in Hamburg (AGfaN). Es werde Zeit, so Wendt weiter, dass die bundesdeutsche Geflügelwirtschaft endlich durch die Einhaltung seuchenhygienischer Mindeststandards die Voraussetzungen dafür schafft, dass die Verbraucher nicht über Eier und Geflügelfleisch an der Salmonellose erkranken.
Geradezu skandalöse Zustände herrschten im Bereich Kadaverbeseitigung: bei 28,4% der Betriebe müssen die Fahrzeuge der Tierkörperbeseitigungsanstalten (TKBA) auf die Betriebsgelände fahren, statt die Kadaver straßennah übernehmen zu können. Schier unglaubliche 44,4% der Betriebe entsorgen tote Tiere über den Hausmüll und 11,1% vergraben sie sogar!
Bei der Einstufung der Betriebe nach Ampelstufen mussten 28 Betriebe (=12,7%!) in die Risikoklasse 3 (ROT) eingestuft werden. Von diesen hielt nur ein Betrieb weniger als 10.000 Tiere, zwölf haben bis 50.000 Tierplätze, neun gehörten mit bis 100.000 zur mittleren Größenordnung und sogar sechs zu den besonders großen Betrieben mit mehr als 100.000 Tieren.