openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Magmaverlagerung löste zehntausende Erdbeben um Santorini aus: Auswertung zeigt Ursachen der seismischen Krise

24.09.202517:00 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung
Bild: Magmaverlagerung löste zehntausende Erdbeben um Santorini aus: Auswertung zeigt Ursachen der seismischen Krise

(openPR) Zehntausende Erdbeben haben Anfang des Jahres die griechische Insel Santorini und Umgebung erschüttert. Jetzt legen Forschende des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel gemeinsam mit internationalen Kolleg:innen eine umfassende geologische Analyse der seismischen Krise in der Fachzeitschrift Nature vor.

Sie integrierten dafür Daten von Erdbebenstationen und Ozeanbodeninstrumenten, abgesetzt am sieben Kilometer entfernten Unterwasservulkan Kolumbo, und nutzten eine neu entwickelte KI-basierte Methode zur Lokalisierung von Erdbeben. Dies erlaubte, die Vorgänge im Untergrund mit einzigartiger Detailgenauigkeit zu rekonstruieren. Demzufolge sind etwa 300 Millionen Kubikmeter Magma aus der tiefen Erdkruste aufgestiegen und in rund vier Kilometern Tiefe unter dem Ozeanboden zum Erliegen gekommen. Bei seinem Aufstieg durch die Erdkruste erzeugte das glutflüssige Magma tausende Erdbeben und seismische Tremores.

Seismisch unruhige Region – Geologischer Hintergrund

Santorini liegt im östlichen Mittelmeer und ist Teil des Hellenischen Vulkanbogens, einer geologisch hoch aktiven Zone. Die weltberühmte Inselgruppe Santorini bildet den Rand einer vulkanischen Caldera, entstanden durch eine gewaltigen Vulkaneruption vor rund 3.600 Jahren. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt der aktive Unterwasservulkan Kolumbo.

Mehrere aktive geologische Bruchzonen laufen durch die Region um Santorini, gebildet durch die nach Nordosten gegen die Hellenische Platte drückende Afrikanische Platte. Die Erdkruste im Mittelmeerraum ist in mehrere Mikroplatten zerbrochen, die sich gegeneinander verschieben und zum Teil untereinander abtauchen und dadurch magmatisch aufschmelzen. In historischer Zeit kam es bei Santorini zu mehreren Vulkanausbrüchen, zuletzt im Jahr 1950. Im Jahr 1956 ereigneten sich in der südlichen Ägäis zwei schwere Erdbeben im Abstand von nur 13 Minuten zwischen Santorini und der Nachbarinsel Amorgos. Die Magnituden betrugen 7.4 und 7.2, und es kam zu einem Tsunami.

Der Erdbebenschwarm, der im Januar 2025 begann, ereignete sich in genau dieser Region. Während der Krise wurden mehr als 28.000 Erdbeben registriert. Die stärksten Beben erreichten Magnituden von mehr als 5,0. Die starken Erschütterungen während der seismischen Krise besorgten die Bevölkerung, auch weil zunächst unklar war, ob die Ursachen überwiegend tektonischer oder vulkanischer Natur waren.

Was geschah im Untergrund? – Erkenntnisse aus der aktuellen Studie

Die aktuelle Studie zeigt nun, dass der Erdbebenschwarm durch den Transport von Magma in der Tiefe ausgelöst wurde. Die Ereigniskette hatte bereits im Juli 2024 begonnen, als Magma in ein flaches Reservoir unter Santorini aufstieg. Dies führte zunächst zu einer kaum bemerkbaren Anhebung von Santorini um wenige Zentimeter. Anfang Januar 2025 verstärkte sich die Erdbebenaktivität, ab Ende Januar begann der Aufstieg des Magmas aus der Tiefe, begleitet von intensiver Erdbebenaktivität. Die Erdbebenaktivität verlagerte sich weg von Santorini über eine Strecke von mehr als 10 Kilometern in Richtung Nordosten. Während dieser Phase bewegten sich die Herde der Beben in mehreren Pulsen von einer Tiefe von 18 Kilometern aufwärts bis zu einer Tiefe von nur 3 Kilometern unter dem Meeresboden.

Die zeitlich und räumlich hochaufgelöste Untersuchung der Erdbebenverteilung erlaubte es nun, in Kombination mit Satelliten-Radiointerferometrie (InSAR), GPS-Bodenstationen und Meeresbodenstationen, die Ereignisse zu modellieren.

Dr. Marius Isken, Geophysiker am GFZ und einer der beiden Erstautoren der Studie, sagt: „Die seismische Aktivität war typisch für den Aufstieg von Magma durch die Erdkruste. Das aufsteigende Magma bricht sich den Weg durch das Gestein der Erdkruste. Diese sogenannte Magmaintrusion führt zu intensiver Erdbebenaktivität. Unserer Auswertungen zeigen den Weg des Magmas durch die Erdkruste in hoher Genauigkeit.“

Infolge der Magmabewegung senkte sich die Insel Santorini wieder, was die Autoren als Hinweis auf eine zuvor unbekannte hydraulische Verbindung zwischen den beiden Vulkanen werten. Dr. Jens Karstens, mariner Geophysiker am GEOMAR und ebenfalls Erstautor der Studie, erklärt: „Durch die enge internationale Zusammenarbeit und die Kombination verschiedener geophysikalischer Methoden konnten wir die Entwicklung der seismischen Krise nahezu in Echtzeit verfolgen und dabei sogar etwas über das Zusammenspiel beider Vulkane lernen. Dies wird uns in Zukunft helfen, die Überwachung beider Vulkane zu verbessern.“

Blick aus vielen Perspektiven – Methoden

Insbesondere zwei Umstände erlaubten die außergewöhnlich detaillierte Abbildung des Untergrundes. Zum einen eine am GFZ entwickelte KI-gestützte Methode zur automatischen Auswertung von großen seismischen Datensätzen. Zum anderen hatte das GEOMAR zusätzlich bereits Anfang Januar Unterwassersensoren am Krater des Unterwasservulkans Kolumbo im Rahmen des Projekts MULTI-MAREX ausgebracht. Diese maßen nicht nur seismische Signale direkt über dem Reservoir, sondern auch Druckveränderung infolge der Absenkung des Meeresbodens von bis zu 30 Zentimetern während des Eindringens des Magmas unter Kolumbo.

Die wissenschaftlichen Arbeiten bei Santorini werden trotz des Abflauens der seismischen Aktivität fortgeführt. So führt das GFZ wiederholte Gas- und Temperaturmessungen auf Santorini durch, während das GEOMAR derzeit acht Meeresboden-Sensorplattformen im Einsatz hat.

Prof. Dr. Heidrun Kopp, Professorin für Marine Geodäsie am GEOMAR und Projektleiterin von MULTI-MAREX, sagt: „Die gemeinsamen Erkenntnisse wurden stets mit den griechischen Behörden geteilt, um bei neuerlich auftretenden Beben eine möglichst rasche und genaue Einschätzung der Lage zu ermöglichen.“ Prof. Dr. Paraskevi Nomikou, Koautorin der Studie und Professorin für geologische Ozeanographie an der Universität Athen, arbeitet im Projekt MULTI-MAREX eng mit den deutschen Partnerinstituten zusammen. Sie sagt: „Diese gewachsene Kooperation hat es möglich gemacht, die Ereignisse Anfang des Jahres gemeinsam zu bewältigen und aus wissenschaftlicher Sicht so präzise aufzuarbeiten. Die Dynamik in dieser geologisch hochaktiven Region möglichst genau zu kennen, ist für die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung von entscheidender Bedeutung.“

Hintergrund: MULTI-MAREX
MULTI-MAREX ist eines von vier Projekten der Forschungsmission „Wege zu einem verbesserten Risikomanagement im Bereich mariner Extremereignisse und Naturgefahren“ (mareXtreme), die von der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) umgesetzt wird. Es vereint zehn Partnereinrichtungen von sechs Universitäten sowie den beiden Helmholtz-Zentren GFZ und GEOMAR aus Deutschland. Das Ziel besteht darin, ein Real-Labor zur Untersuchung geomariner Extremereignisse wie Erdbeben, Vulkanismus und Tsunamis im zentralen Mittelmeerraum zu entwickeln.

Originalpublikation:
Isken, M., Karstens, J., et al. (2025). Volcanic crisis reveals coupled magma system at Santorini and Kolumbo. Nature. Advance online publication. https://doi.org/10.1038/s41586-025-09525-7 (Bitte beachten Sie, dass der DOI-Link vor Ende der Sperrfrist nicht funktioniert.)
DOI: 10.1038/s41586-025-09525-7

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 1292631
 365

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Magmaverlagerung löste zehntausende Erdbeben um Santorini aus: Auswertung zeigt Ursachen der seismischen Krise“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weltklimakonferenz: „Belém ist ein Signal“
Weltklimakonferenz: „Belém ist ein Signal“
Herr Gresse, Sie fahren zur Weltklimakonferenz in Ihr Heimatland Brasilien. Was bedeutet das für Sie? Ich freue mich sehr, dass die COP ausgerechnet in Brasilien stattfindet. Nach Jahren mehrerer Krisen und dem anti-ökologischem Rückschritt unter dem früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro hat der jetzige Präsident Lula da Silva verkündet, dass die nächste Konferenz hier stattfinden soll, im Herzen des Amazonas. Das ist ein politisches Signal, um Brasilien – mit seiner starken diplomatischen Tradition und seiner eigentlichen Führu…
Berlin baut auf Daten: Mit Data Hub Berlin entsteht zentrale Infrastruktur für die Arbeit mit Daten
Berlin baut auf Daten: Mit Data Hub Berlin entsteht zentrale Infrastruktur für die Arbeit mit Daten
Der Data Hub soll langfristig den zentralen Knotenpunkt für die Datenarbeit der Stadt bilden. In einer Pilotphase werden aktuell die ersten Anwendungsfälle durch ein Data Hub-Kompetenzteam gemeinsam mit verschiedenen Senatsverwaltungen und Bezirksämtern umgesetzt. Für die Realisierung kann auf passgenaue Komponenten zurückgegriffen werden, mit denen sich Daten ablegen, verarbeiten und zum Beispiel in Form von Dashboards visualisieren lassen und somit den Weg zu einer datengetriebenen Verwaltung ebnen. Die Anwendungsfälle datenbasierter Aufga…
10.11.2025
15:53

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: Neues Reiseportal für Villen auf den griechischen Inseln ist onlineBild: Neues Reiseportal für Villen auf den griechischen Inseln ist online
Neues Reiseportal für Villen auf den griechischen Inseln ist online
… luxuriöse Villen und Ferienresorts mit griechischem Insel-Flair zu buchen. Villa Reisen UG lädt insbesondere auf den beiden beliebten griechischen Inseln Zakynthos und Santorini zum exklusiven Villen Griechenland Urlaub ein. Abwicklung über Deutschland Alle Buchungen werden über deutsche Konten durch die Villa Reisen UG abgewickelt. Anzahlungen für …
Bild: Was hat das Erdbeben bei Ferrara mit der globalen Finanzkrise zu tun?Bild: Was hat das Erdbeben bei Ferrara mit der globalen Finanzkrise zu tun?
Was hat das Erdbeben bei Ferrara mit der globalen Finanzkrise zu tun?
Die Aussagen nach dem Erdbeben waren erschütternd: seit 500 Jahren bebte in der Emilia Romagna die Erde nicht mehr! Niemand konnte sich vorstellen, dass in dieser Region so ein „Horrorszenario“ passiert. Entsprechend war niemand darauf vorbereitet: es gab keine Krisenpläne, keine besonderen Vorschriften für den Bau von Gebäuden usw.! Nur: vor 500 Jahren …
Bild: rheinSinn-Studie zu SinnkrisenBild: rheinSinn-Studie zu Sinnkrisen
rheinSinn-Studie zu Sinnkrisen
… ausschlaggebend Köln, 02.09.2010. Jeder 4. Deutsche steckt aktuell in einer Sinnkrise. Dies ergab ein jüngstes repräsentatives Umfrageergebnis der rheinSinn Studie mit dem Gegenstand der Auswertung von Sinnkrisen und deren Bewältigung. Befragt wurden 338 Personen repräsentativ verteilt nach Bundesland, Alter und Geschlecht in Deutschland. Rund 25 Prozent der …
Bild: Verunsicherung bei USB-SticksBild: Verunsicherung bei USB-Sticks
Verunsicherung bei USB-Sticks
… auch die Unternehmen in China eiskalt überrascht. Einige berichten von großen Verlusten bei laufenden Produktionen. Eine erste Verunsicherung entstand am Montag 14.3.2011 nach dem Erdbeben in Japan. Die üblichen Updates für Flashpreise blieben aus, Rückfragen für laufende Produktionen kamen prompt und Stornierungen wurden auch ausgesprochen. Doch was …
Fragen und Antworten zu den Erdbeben in der Nähe von Santorini
Fragen und Antworten zu den Erdbeben in der Nähe von Santorini
1. Was ist die Ursache der vielen Erdbeben nahe der Vulkaninsel Santorini? Zwischen Santorini, dem Unterwasser-Vulkan Kolumbo und Amorgos treten seit mehr als zehn Tagen viele Erdbeben zwischen 4 und 10 Kilometern Tiefe auf. Die Stärke der Beben erreicht bisher Magnitude 5 oder knapp drüber. Die Aktivität hat mit schwachen Beben unter Santorini begonnen …
Bild: Mit Lavakerzen das Santorini-Gefühl ins Wohnzimmer zaubernBild: Mit Lavakerzen das Santorini-Gefühl ins Wohnzimmer zaubern
Mit Lavakerzen das Santorini-Gefühl ins Wohnzimmer zaubern
Hamburg, 16. November 2015. Wer schon mal auf Santorini war, kennt sie: die handgefertigten Lavakerzen mit den einzigartigen und außergewöhnlichen Designs des Künstlers Antonios Zografos. Ab sofort können die Unikate über den neuen Online-Shop www.lava-candles.com auch im deutschsprachigen Raum online und ohne kostspielige Reise erworben werden. Wer …
Bild: Santorini Invest verstärkt den Fokus auf Off-Market-ImmobilienBild: Santorini Invest verstärkt den Fokus auf Off-Market-Immobilien
Santorini Invest verstärkt den Fokus auf Off-Market-Immobilien
Griechenland, 21.11.24 - Santorini Invest, ein führendes Unternehmen in der Immobilienbranche, setzt ab sofort verstärkt auf Off-Market-Immobilien als zentralem Bestandteil ihrer Geschäftsstrategie. Mit dieser Weichenstellung besinnt sich das Unternehmen auf einen wachsenden Trend und bietet seinem anspruchsvollen Kundenstamm unikate Chancen im griechischen …
Bild: CARE: Flucht hat viele UrsachenBild: CARE: Flucht hat viele Ursachen
CARE: Flucht hat viele Ursachen
… verteilt Hygiene-Pakete, organisiert Müllbeseitigung und hilft den Menschen in Zentren, ihre Traumata zu bewältigen. Flucht vor Naturkatastrophen: Auch drei Monate nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan sind noch tausende Familien in Evakuierungszentren untergebracht. CARE verteilt dort warme Mahlzeiten und organisiert Gemeinschaftsfeste, damit …
Bild: Yogatraumreise Santorini „Reise ins Licht“Bild: Yogatraumreise Santorini „Reise ins Licht“
Yogatraumreise Santorini „Reise ins Licht“
Santorini vom 25.10. bis 1. 11. 2008 mit Walter Brummer Endlich ist es soweit! Wir nehmen Dich mit auf eine Yogatraumreise zur schönsten Insel Griechenlands. Nirgendwo erleben wir die fünf Elemente, Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum, so intensiv wie hier. Die Sonne taucht abends ins Meer ein und die ganze Insel verändert ihre Farben. Im Yoga gibt es …
Sie lesen gerade: Magmaverlagerung löste zehntausende Erdbeben um Santorini aus: Auswertung zeigt Ursachen der seismischen Krise