(openPR) Es wird geschätzt, dass etwa 50% der Demenzkranken keine formale Diagnose erhalten. Und wenn die Diagnose dann gestellt wird, geschieht dies oft zu einem Zeitpunkt an dem die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist und viele Veränderungen irreversibel sind.
Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass systematische Demenz Früherkennungs- und Präventionsprogramme noch nicht in allen Ländern umgesetzt werden. Und zwar „nur“, weil ein abschließender Beweis der Wirksamkeit derartiger Massnahmen durch kontrollierte klinische Studien fehlt. So hat ein kürzlich erschienener Artikel in Annals of Internal Medicine keine substanziellen Beweise für oder gegen das Screening auf kognitive Beeinträchtigungen gefunden, sondern „nur“ dass es keine Beweise gibt, weder „dafür“ noch „dagegen“.
In Ländern mit nationalen Demenz Plänen wurde jedoch ein Rückgang der altersspezifischen Demenzinzidenz oder -prävalenz gemeldet, z.B. in den USA, dem Vereinigten Königreich, und den Niederlanden (s. Bild).
Und es gibt zahlreiche historische Beispiele, in denen breit angelegte Interventionen die Krankheitshäufigkeit reduziert haben, bevor der Krankheitsprozess vollständig verstanden wurde – z.B. Händewaschen zur Vermeidung des Kindbettfiebers, sauberes Wasser zur Eindämmung der Cholera oder das Vertreiben von Ratten im Kampf gegen Lepra.
Es gibt daher immer mehr Stimmen, die eine Demenz Früherkennung befürworten, zum Beispiel auf den Seiten des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung: „Auch heute schon ist eine Früherkennung sinnvoll. Wir wissen, dass körperliche Aktivität und Gedächtnistraining die Alzheimer-Erkrankung verlangsamen können, allerdings nur in Frühstadien. Außerdem stehen uns Medikamente zur Verfügung, die den Krankheitsprozess verzögern. Offensichtlich wirken sie umso effektiver, je eher sie eingenommen werden. Um den Patienten durch Lebensstiländerungen, geistiges Training und Medikamente lange eine gute Lebensqualität zu sichern, muss man die Krankheit also möglichst früh diagnostizieren.“ (www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/alzheimer-fruherkennung-ist-heute-schon-sinnvoll-3067.php)
Die Prävention oder Verzögerung des Auftretens von Demenz ist also eine Priorität für jeden Einzelnen und für die öffentliche Gesundheit. Die Ergebnisse von Studien, die naturgemäß relativ kurz sind und eine geringere Anzahl von Menschen umfassen, waren bisher enttäuschend, und viele pharmazeutische Unternehmen haben sich aus dem Bereich zurück gezogen. Gleichzeitg waren die Ergebnisse von Risikofaktoränderungen für ganze Populationen und/oder für Hochrisikogruppen sehr ermutigend. Denn sie zeigen, dass mit (nahezu) kostenfreien Massnahmen, die jede(r) durchführen kann, ein Grossteil der Demenzen verzögert bis verhindert werden kann. Zudem wirken sich diese Massnahmen positiv auf andere gesundheitlich Aspekte aus, wie z.B. das kardiovaskuläre Risiko, Übergewicht, Blutzucker, Vereinsamung, Depression, Schlafstörungen, Infektionskrankheiten.










