(openPR) Menschen können - laut Systemtheorie - in Bezug auf die sie umgebende Welt zweierlei Standpunkte einnehmen:
(1)
Ich bin nicht Teil der beobachteten Welt
Das ist der wissenschaftliche Ansatz, der den Beobachter vom beobachteten Subjekt trennt.
Vera Birkenbühl nennt das den exoterischen Ansatz.
Im Buddhismus nennt man das den Ansatz des Gelehrten.
Der Gelehrte beobachtet und bewertet. Er konsumiert das Wissen.
(2)
Ich bin Teil der beobachteten Welt
Das ist der spirituelle Ansatz, der den Beobachter als Teil seiner Beobachtung sieht.
Vera Birkenbühl nennt das den esoterischen Ansatz.
Im Buddhismus nennt man das den Ansatz des Yogi.
Der Yogi beobachtet und versteht. Er verinnerlicht das Wissen.
(3)
Wer hat Recht?
Nicht nur “falsche” Antworten können und die Irre führen, auch “falsche” Fragen können das. Es geht nicht um das entweder-oder beider Ansätze, es geht um das und beider Ansätze. Mit anderen Worten: Nicht Haben oder Sein (Fromm) ist die Frage, sondern Haben und Sein ist das Ziel.
Schupbach von Worldwork nennt das Ergebnis aus dem und der Ko-Existenz beider Ansätze die Superposition, wobei die Superposition mehr ist als nur die Addition beider Ansätze, sie ist vielmehr wie der nie enden wollende Hochzeits-Tanz einer ewigen Verliebtheit.
Ko-Existenz lässt sich umschreiben als ein Zustand von unvereint vereint. Das heißt: Die Gegensätze sind zwar voneinander unterschieden, aber nicht voneinander abgespalten und auch nicht miteinander verschmolzen.
Am Beispiel Grau lässt sich das gut veranschaulichen:
In den Grautönen sind Weiß- und Schwarzanteile in unterschiedlichen Mischverhältnissen enthalten. Man könnte sagen, in den Grautönen sind die Schwarz- und Weißanteile miteinander verschmolzen. Das nun hat zur Folge, dass sich Weiß und Schwarz als individuelle „Farbe“ verlieren, denn im Grau sind Schwarz und Weiß in ihrer Individualität nicht mehr sichtbar, d.h. nicht mehr (unterscheidbar) vorhanden.
Die Superposition ist das genaue Gegenteil von Grau.
Sie ist wie ein Tanz zwischen Weiß und Schwarz, spannungsgeladen und dynamisch, mit einer eigenen Duftnote, wie sie sich weder im Weiß noch im Schwarz finden lässt.
In der Systemtheorie nennt man das die Kybernetik zweiter Ordnung, d.h. die Beobachtung des Beobachters in der Beobachtung. Einfacher ausgedrückt: Wie beobachtet der Beobachter, wenn er beobachtet.
Ausschließlich das WIE seiner Beobachtung lässt den Beobachter die innere Haltung der Neutralität (er)finden.
Das WIE verlangt die Ko-Existenz beider Ansätze, d.h. die Ko-Existenz zwischen dem Ansatz des Gelehrten (i.w.S westliche Denkwelt) und dem Ansatz des Yogi (i.w.S. östliche Denkwelt), d.h. die Denk-Gegensätze sind zwar voneinander unterschieden, aber nicht voneinander abgespalten und auch nicht miteinander verschmolzen.
Warum darf es weder zu einer Abspaltung noch zu einer Verschmelzung kommen?
Weil sich sowohl in der Abspaltung als auch in der Verschmelzung die Wechselbezüglichkeit verliert.
Im Beispiel Grau von oben:
Sind weiß und schwarz voneinander abgespalten, können sie nicht miteinander tanzen, weil sie nicht zusammen kommen können. Sind weiß und schwarz zu einem einzigen grau verschmolzen, können sie auch nicht mehr miteinander tanzen. Denn: It takes two to tango.
Im Klartext:
Die goldene Mitte der Superposition definiert sich aus der Ko-Existenz zweier gegensätzlicher Pol-Seiten. Verliert sich der Spannungs-Gegensatz, verliert sich auch die Superposition.
In Konsequenz:
Weder im entweder-oder ist die Lösung zu finden, noch im reinen und, vielmehr ist es das sowohl-als-auch, das in die Superposition führt.
(4)
Fazit
Der Mensch der Superposition ist also nicht entweder Gelehrter oder Yogi, er ist auch nicht Gelehrter und Yogi in einem, er ist vielmehr „unvereint vereint“ sowohl Gelehrter als auch Yogi. Das ist der Zustand, der im Runenweistum als der Zwilling beschrieben ist. Das sowohl-als-auch ist die Zwei-Äugigkeit (versus Ein-Äugigkeit) der Sicht.
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