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Schimpansen und Mangaben stören die Beziehungen von Artgenossen

10.11.201714:51 UhrVereine & Verbände
Bild: Schimpansen und Mangaben stören die Beziehungen von Artgenossen
Schimpansen bei der gegenseitigen Fellpflege. © A. Mielke
Schimpansen bei der gegenseitigen Fellpflege. © A. Mielke

(openPR) Die Tiere beobachten Mitglieder ihrer Gruppe bei der sozialen Fellpflege und mischen sich ein, wenn die Aktion ihren eigenen Status oder ihre sozialen Beziehungen gefährden könnte

8. November 2017

Menschen schließen nicht nur komplexe und lang anhaltende soziale Beziehungen mit Freunden, Familie und romantischen Partnern. Sie registrieren auch mögliche Bedrohungen, denen diese Beziehungen ausgesetzt sind, und schützen sie eifersüchtig vor Außenseitern. Menschen beobachten auch Veränderungen im Beziehungsgeflecht um sie herum und versuchen Bündnisse zu verhindern, die ihnen langfristig schaden könnten. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig zeigen, dass Rußmangaben und Schimpansen, die in komplexen sozialen Gruppen leben, ebenfalls die Interaktionen ihrer Artgenossen beobachten und aktiv verhindern, dass Freunde neue Bündnisse bilden.



Menschen investieren viel Zeit und Energie in soziale Beziehungen, die lebenslang halten und alle Aspekte ihres Alltags beeinflussen können. Beziehungen können jedoch auch zerbrechen; Freundschaften und romantische Beziehungen werden beendet, manchmal mit weitreichenden Folgen für alle Beteiligten. Oft leiden Beziehungen darunter, wenn ein Freund oder Partner eine starke Bindung zu einem anderen Menschen aufbaut. In ähnlicher Weise können neue Bündnisse innerhalb einer Gruppe den sozialen Status einer Person bedrohen, beispielsweise wenn der Chef damit beginnt, einen Kollegen gegenüber anderen zu bevorzugen. Menschen beobachten daher eifersüchtig die Interaktionen ihrer Mitmenschen und versuchen zu verhindern, dass neue Beziehungen entstehen, wenn diese ihnen schaden könnten.

Auch viele nichtmenschliche Primaten leben in sozialen Gruppen zusammen, in denen Tiere starke und dauerhafte soziale Beziehungen miteinander eingehen, von denen beide Seiten profitieren. Wie beim Menschen können sich diese Beziehungen im Laufe der Zeit verändern, wenn beispielsweise einer der Partner einem anderen Gruppenmitglied mehr Aufmerksamkeit entgegenbringt. Ebenso können bestehende Bündnisse einen wichtigen Vorteil bei aggressiven Auseinandersetzungen gegenüber Artgenossen verschaffen.

Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste die Beziehungen innerhalb zweier Gruppen frei lebender Schimpansen und einer Gruppe Rußmangaben untersucht. Dabei interessierte die Forscher insbesondere, welche Individuen bei diesen beiden Arten die gegenseitige Fellpflege stören.
Bündnisse mit Verwandten und Nichtverwandten

Schimpansen schließen flexible Freundschaften und Bündnisse mit nicht verwandten Artgenossen. Diese Beziehungen haben einen großen Einfluss auf den Ausgang aggressiver Auseinandersetzungen. Rußmangaben leben hingegen in einer Gemeinschaft, in der verwandtschaftliche Beziehungen eine größere und Bündnisse bei Auseinandersetzungen eine kleinere Rolle spielen. In beiden Arten betreiben Individuen gegenseitige Fellpflege, um soziale Bindungen aufzubauen. „Außenstehende“ können diese Fellpflege unterbrechen oder sich daran beteiligen und so die Bindung zu einem anderen Tier schwächen oder verstärken.

Alexander Mielke und seine Kollegen haben untersucht, ob diese Interventionen lediglich dazu dienen, sich Wunschpartnern anzunähern, oder ob Außenstehende sie auch speziell dafür nutzen, Bindungen und Bündnisbildungen zu behindern, die ihnen schaden könnten. Die Daten wurden im Rahmen des Taï Chimpanzee-Projekts gesammelt. Im Gegensatz zu früheren Studien sammelten die Forscher nicht nur Informationen über die Fellpflegepartner, sondern auch über alle Beobachter der Situation. Hatte eine Intervention stattgefunden, notierten die Forscher, auf wen die Aktion abgezielt hatte, und das Ergebnis der Einmischung. Zusätzliche Daten, die von Forschern und Feldforschungsassistenten über mehrere Jahre hinweg gesammelt wurden, halfen bei der Einordnung der sozialen Beziehungen und der Position einzelner Tiere in der Rangordnung der Gemeinschaft.

Störung bei der Fellpflege

Anschließend haben die Forscher analysiert, wie sich die sozialen Beziehungen zwischen Beteiligten und Außenstehenden, die Rangbeziehungen aller beteiligten Tiere und die Beziehung der Fellpflegepartner zueinander darauf auswirkten, wer sich einmischte und wie erfolgreich er dabei war. „Wir haben herausgefunden, dass bei beiden Arten Außenstehende oft sehr gezielt intervenieren: Sie stören die Fellpflege ihrer Freunde, aber auch die von Artgenossen ähnlichen Ranges mit einem ranghöheren Tier“, sagt Erstautor Mielke. „Auch wenn zwei Tiere, zwischen denen noch keine starke Bindung besteht, miteinander Fellpflege betreiben, wird eingegriffen.“ Die Tiere versuchen also, Beziehungen und Bündnisse zu unterbinden, wenn diese sich negativ auf sie selbst auswirken könnten.

Der Hauptunterschied zwischen beiden Arten ist, dass Mangaben es nicht tolerieren, wenn mehr als zwei Artgenossen gleichzeitig Fellpflege betreiben; es greifen also in der Regel eher ranghohe Tiere ein und unterbrechen die Interaktionen. Bei Schimpansen ist die Fellpflege zwischen mehreren Gruppenmitgliedern üblich, Interventionen durch ranghohe Tiere sind daher nicht so erfolgreich. „Die Muster zeigen: Bei beiden Arten überwachen außenstehende Tiere die Interaktionen zwischen anderen Gruppenmitgliedern und greifen ein, wenn ihre Freunde oder Konkurrenten ähnlichen Ranges neue Beziehungen eingehen, die dem Außenstehenden auf lange Sicht schaden könnten“, fügt Mielke hinzu.

Können Affen eifersüchtig sein?

Primaten sind sich folglich nicht nur der Ränge und Beziehungen anderer Artgenossen bewusst, sondern sie nutzen dieses Wissen auch, um das soziale Leben ihrer Gruppenmitglieder und Freunde aktiv zu beeinflussen. Dies erhöht die Komplexität des sozialen Umfelds innerhalb dieser Gruppen; Affen und Menschenaffen leben nicht einfach nebeneinander her, sondern treffen Entscheidungen, die Auswirkungen auf ihr gesamtes soziales Umfeld haben, wie das ähnlich auch beim Menschen der Fall ist.

Die Ergebnisse eröffnen neue Fragen über das Gefühlsleben nicht menschlicher Primaten: Beim Menschen wird der Beziehungsschutz von Eifersucht begleitet, die den Einzelnen dazu motivieren kann, in das soziale Leben seiner Freunde und seines Partners einzugreifen. Weitere Studien werden zeigen, ob ähnliche Gefühle auch bei anderen Primatenarten erkennbar sind.

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

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