(openPR) Hier die Pressemitteilung 04/15 der Standortkameradschaft Köln vom 01.04.2015, angemerkt von Andreas Wulf (damals Vorsitzender der Standortkameradschaft Köln):
„Fehlerkultur oder Aussitzen?“
Wir sind Bundeswehr und wollen die freiheitlich demokratischen Grundwerte Deutschlands erhalten. Unser Traditionsverständnis basiert auf einer wehrhaften Demokratie. Aber können wir Fehlentwicklungen wirklich verhindern?
Ein internationales Lehrbeispiel für misslungenes Innovations- und Projektmanagement aufgrund mangelnder Kommunikation ist ausgerechnet in Deutschland kaum bekannt: das Vasa-Syndrom ( https://de.wikipedia.org/wiki/Vasa-Syndrom ). Benannt ist es nach dem im 17. Jahrhundert gebauten schwedischen Kriegsschiff Vasa. Während des Schiffbaus änderte der Auftraggeber mehrfach die Pläne, ohne dies mit dem Schiffbaumeister und den ausführenden Handwerkern abzusprechen. Die Folge: bei der Jungfernfahrt versank das Schiff – es war zu instabil.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen forderte unlängst eine Fehlerkultur für die Bundeswehr. Geworben wird aber weiterhin aktiv um Personal für attraktive Karrieren. Karriere orientierte Vorgesetzte und solche, die es werden wollen, treffen also weiterhin auf kritische und unbequeme Mit-, Quer- und Andersdenkende, die in persönlichen Gesprächen, Besprechungen oder Expertenrunden auf Mängel hinweisen. Werden solche Hinweise auf Missstände oder Fehler bzw. Vorschläge für verbesserte Verfahren und Abläufe von den Vorgesetzten und auch den nächsthöheren Vorgesetzten zurückgewiesen, bleibt alles wie es ist. Dieses Konservieren kann viele Gründe haben, z.B. ein fehlender Sachbezug in der Tiefe, der fehlende Zeitansatz bis zur nächsten förderlichen Versetzung oder ein zu hohes Risiko für die Karriere – nur nicht anecken oder negativ auffallen. Wer gelangt in den Führungskreis? Vorgesetzte, die melden, dass es läuft oder jene, die auf Mängel hinweisen?
Transparenz und Kommunikation sind Schlagworte vieler Leitbilder von Bundeswehr-Dienststellen. Dem gegenüber steht ein schleppendes Bearbeiten von Meldungen und Anträgen, Formalismen in Beschwerdeverfahren oder drohende Disziplinarverfahren, wenn entlastende Schreiben an ein Gericht weitergegeben werden, obwohl sie nur für den Dienstgebrauch bestimmt sind.
Hinweisgeber werden noch immer gerne als Nörgler, Spinner, Nestbeschmutzer, Enthüller oder gar als Landesverräter abgestempelt und Anträge oder Vorschläge ausgesessen. Das Bekennen zu einer Fehlerkultur, ein offenes Kommunizieren und mehr Transparenz in Hierarchien setzen voraus, dass Hinweisgeber wahrgenommen und geschützt werden.
Eine Kultur des Hinterfragens und des konstruktiven Kritisierens, des offenen Kommunizierens über Fehler, Missstände und Optimierungspotenzial muss von allen Beteiligten getragen werden. Die Führungsebenen sind jedenfalls aufgefordert, diese Prozesse im Sinne von der Leyens zu gestalten.













