(openPR) Am 14. Februar 2016 findet in Berlin die 21. Peira-Matinée statt. Im Gespräch mit Rainer Thiem, Vorsitzender des Peira – Gesellschaft für politisches Wagnis e.V. wollen Prof. Martin Haase, Romanist und Sprachwissenschaftler an der Universität Bamberg und Dr. Joachim Paul, Mitglied der Fraktion der Piratenpartei im Landtag Nordrhein-Westfalen ausloten, welche Vorstellungen und Forderungen Piraten bzw. die Piratenpartei Deutschland zum digitalen Wandel haben. Nachfolgend eine Einstimmung auf die Matinée.
Die Welt ist wie nie zuvor aus den Fugen geraten. Der globale Wettkampf der Nationen, der keine Werte kennt, dessen einziges Ziel ökonomisches Wachstum ist, hat uns riesige Probleme beschert: Kriege um Ressourcen und Einflusssphären, Raubbau an der Natur, Klimawandel, Flucht und Vertreibung, extreme Ungleichheit zwischen arm und reich im Norden und erst recht in den Ländern des Südens.
Weltweit wachsen Angst und Verunsicherung, weil es offensichtlich keinen globalen politischen Konsens darüber gibt, wie diesen existenziellen Problemen zu begegnen ist. Nahezu alle politischen Systeme sind nicht mehr Herr des Handelns, sie werden regelmäßig von Skandalen erschüttert und stecken in einer strukturellen Legitimitätskrise. Sie sind abhängig von den in den Gesellschaften jeweils vorherrschenden Systemen der Medienberichterstattung sowie personalisierten Führungsformen in Politik und Mediensystemen. Die Konsequenz ist eine zunehmende Isolation der politischen Sphäre von den Bürgern.
Die zunehmende Verunsicherung befeuert politische Konservatismen und die Sehnsucht nach einfach zu treffende Lösungen bis hin zur weltweiten Wiederbelebung des Rassismus. Damit sind die Errungenschaften der Aufklärung, Freiheit und Demokratie erneut gefährdet. Sollen sie Bestand haben, ist es höchste Zeit über Zukünfte nachzudenken, die diesen sichern.
Es gibt mehrere Gründe dafür, mögliche Zukünfte zunächst von der technologischen Entwicklung aus zu denken. Technologien und Techniken sind in der Menschheitsgeschichte meist aus der Praxis und der Neugier der Menschen heraus entwickelt worden. Sie liefen den politischen, gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen stets voraus.
Doch die zentrale gesellschaftliche und politische Frage ist, wer den Zugang zu diesen neuen Technologien hat, den Zugang möglicherweise gar bestimmt, und wer ihre fortschreitende Entwicklung beeinflusst, erst recht dann, wenn die Technologie als etwas Epochales auf uns zu kommt. Gemeint ist hiermit die digitale Transformation – Industrie 4.0 – die dazu führen wird, dass Software den Menschen als überflüssigen Faktor aus dem Produktionsprozess radikal verdrängt.
Es ist daher höchste Zeit darüber zu diskutieren, was zukünftig unter Arbeit, Einkommen, Vermögen, Tätigkeit, Teilhabe, Sinnstiftung und Selbstverwirklichung zu verstehen ist und was Politik dafür tut und künftig tun muss, damit die Würde des Menschen nicht angetastet wird. Denn sollte die Politik ihre Gestaltungsmacht auf allen Ebenen und Sphären nicht zurückerlangen, bleibt die Demokratie auf der Strecke und als Folge des Scheiterns prägten fortan totalitäre Ideen die Gesellschaften.
Weitere Angaben zur Matinée hier: http://www.peira.org/veranstaltungen/
