(openPR) In der BG Klinik Tübingen können Patienten mit Querschnittlähmungen seit Mitte letzten Jahres mit Hilfe eines computergestützten Gehroboters, dem sogenannten Exoskelett, trainieren. Die neuartige Therapie zeigt positive Wirkungen auf zahlreiche Begleiterscheinungen der Lähmung.
„Bereits in den neunziger Jahren wurde die Laufbandtherapie in die Behandlung von Patienten mit Querschnittlähmung eingeführt und nimmt mittlerweile einen festen Platz in der Akutbehandlung inkomplett gelähmter Menschen ein“, berichtet Privat-Dozent Dr. Andreas Badke, Chefarzt der Abteilung für Querschnittgelähmte, technische Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie an der BG Klinik Tübingen. „Anfang des letzten Jahrzehnts wurde diese Therapie durch die Einführung des sogenannten Exoskeletts erweitert. Dieses Gerät kombiniert das Laufband mit einem Gehapparat, der die Beine des Patienten bewegt.“
In den letzten Jahren kamen mehrere Systeme auf den Markt, die als computergetriebene Gehapparate, sogenannte „Gehroboter“ für die gelähmten Patienten ein Gehen außerhalb des Laufbandes ermöglichen. „Die in den Medien teilweise euphorischen Berichte über einzelne Methoden suggerieren den Betroffenen fälschlicherweise die Möglichkeit eines einfachen Einsatzes dieser Geräte im Alltag“, stellt Dr. Badke fest. Diese Hoffnung habe sich bislang nicht erfüllt. Es zeige sich jedoch, dass die Exoskelette in der Therapie sehr wirksam eingesetzt werden können. „Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Insbesondere die Rückmeldungen der Patienten zeigen, dass sowohl hinsichtlich ihrer Mobilität als auch in Bezug auf andere Symptome der Querschnittlähmung wie zum Beispiel die Kreislaufregulationsstörung sehr gute Trainingseffekte berichtet werden.“ Mittlerweile wurden in der BG Klinik 22 Patienten mit dem Exoskelett behandelt, die zusammen über 150.000 Schritte gemacht haben. Badke: „Die Trainingstherapie wird durch intensive Forschung begleitet, um die optimalen Einsatzmöglichkeiten und Trainingsbedingungen und damit den maximalen Erfolg für den Patienten zu erreichen.“
In der BG Klinik wurden mehrere System getestet. Im Juni 2014 wurde dann das Ekso-Gerät der Firma Ekso Bionics angeschafft. „Dieses Gerät ist eine computergesteuerte, motorbetriebene Rumpf-Bein-Schiene, die komplett und inkomplett querschnittgelähmten Patienten das Gehen auf ebenem Untergrund unter Aufsicht geschulter Therapeuten und Nutzung von Hilfsmitteln wie Gehbank oder Unterarmgehstützen ermöglicht“, erklärt Badke. „Sie ist geeignet für alle Patienten, die eine aktive Stabilisierung der Arme im Ellenbogen und Handgelenk durchführen können.“ Weiterhin sei die Greiffunktion der Hand erforderlich. Der Grad der maschinellen Unterstützung des Patienten beim Gehen durch die Motoren der Schiene kann individuell eingestellt werden. „Dadurch ist das Ekso auch als Trainingsgerät bei inkompletter Querschnittlähmung einsetzbar. Es besteht die Möglichkeit jedes Bein entsprechend den Erfordernissen gesondert zu unterstützen.“ Bewegungssensoren analysieren die Bewegungen des Oberkörpers, Sensoren in den Fußplatten analysieren die Druckverhältnisse vom Stand- zum Schwungbein. Es erfolgt somit eine Schrittauslösung durch die Gewichtsverlagerung am Oberkörper. Vereinfacht kann die Bewegung auch durch den Therapeuten über einen externen Druckknopf oder als Zwischenschritt durch den Anwender im Gehstock ausgelöst werden. Das Exoskelett wird in einer Größe angeboten, kann jedoch sehr rasch und mit wenigen Handgriffen einem anderen Nutzer angepasst werden.
„Mittelfristig wird das Ekso ein Therapiegerät bleiben. Ob es in weiterer Zukunft eine praktische Alltagshilfe für Querschnittgelähmte werden wird müssen wir abwarten“, fasst Dr. Badke den aktuellen Stand der Entwicklung zusammen.